Wirtschaft | Mobilfunk

Zwei Brüder und eine Marktlücke

Seit heuer gibt es einen Südtiroler Mobilfunkanbieter. Mit “SìJa” wollen die Brüder Markus und Helmut Giersch aus Meran vor allem deutschsprachige Kunden ansprechen.
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Foto: Pixabay

An Silvester haben Markus und Helmut Giersch nicht nur das alte Jahr verabschiedet. Sondern auch: “Kostenfallen, Knebelverträge, Kleingedrucktes, Sprachbarrieren, Tarifdschungel, Warteschleifen”. All das soll es bei ihnen nicht geben. So zumindest das Versprechen der Gierschs. Mit ihrem Mobilfunkanbieter “SìJa” wollen sie eine Südtiroler Marktlücke füllen. Und vor allem deutschsprachige Kunden anlocken. Am 1. Jänner ist der Startschuss gefallen.

 

In Untermiete bei TIM

Mit “günstigen Tarifen, mehrsprachigem Support und Top Qualität” wirbt der erste Südtiroler Mobilfunkanbieter “SìJa”. Dahinter steckt das Unternehmen hoila GmbH mit Sitz in Meran. Inhaber sind die beiden Brüder Markus und Helmut Giersch. Die Idee für einen lokalen Mobilfunkanbieter sei bereits vor einigen Jahren entstanden, berichtet Markus Giersch. Er kümmert sich um das Marketing, sein Bruder Helmut ist als Netzwerkingenieur der technisch versiertere der beiden. “Wir ergänzen uns super”, schmunzelt Markus Giersch. Doch ganz so einfach war es nicht, die Idee in die Realität umzusetzen.

Der erste Hinweis, dass das Projekt “SìJa” konkret wird, findet sich schließlich Anfang Oktober 2018. Das Newsportal MVNO News berichtet über den neuen Player im Südtiroler Mobilfunkmarkt. MVNO steht für “mobile virtual network operator”, zu deutsch Mobilfunkprovider. So werden Anbieter von Telekommunikationsdiensten bezeichnet, die über kein eigenes Mobilfunknetz verfügen, sondern mittels Kooperationsverträgen auf die Netz-Infrastruktur der großen Mobilfunknetzbetreiber zurückgreifen. So macht es auch “SìJa”.

“Die EU verpflichtet die großen Netzwerkbetreiber dazu, kleinen Anbietern Zugang zu ihren Infrastrukturen zu gewähren”, erklärt Markus Giersch. In Italien gibt es insgesamt 17 Mobilfunkanbieter – in Österreich mehr als doppelt so viele. “In Italien sind die regulatorischen Auflagen viel höher”, meint Giersch. Der Marktzugang für kleine Netzwerkbetreiber dadurch schwerer. Nach einigen, zum Teil zähen Verhandlungen stand fest: “SìJa” wird sich in das Netz des staatsweiten Anbieters TIM einmieten. Sprich: Überall dort, wo TIM empfangen werden kann, wird man auch mit “SìJa” telefonieren und surfen können. “Auch im Ausland”, bestätigt Giersch.

Die Frage nach eventuellen Investoren hinter “SìJa” verneint er. “Die Finanzierung läuft über eine Trentiner Bank, die sehr technologieoffen ist”, erklärt er. “Außerdem sind wir als ‘innovative Start-up’ eingetragen und kommen als solche in den Genuss verschiedener Vorteile.” Dazu zählt unter anderem die Befreiung von bestimmten Gebühren.

 

Vor allem für deutschsprachige Südtiroler

Mit verschiedenen Tarifoptionen und Angebotspaketen wollen die Gierschs Südtiroler Kunden überzeugen, von ihrem bisherigen Anbieter zu “SìJa” zu wechseln. Doch vor allem mit ihrem lokalen Kundenservice wollen sie sich von den großen nationalen Mobilfunkunternehmen unterscheiden. Trotz des bewusst zweisprachig angelegten Brandings von “SìJa” – der Name setzt sich aus dem italienischen “Sì” und dem deutschen “Ja” zusammen –, setzt man vor allem auf deutschsprachige Kunden, sieht sich als “ethnischer Mobilfunkanbieter”. Im Meraner Geschäftssitz wurde ein Callcenter eingerichtet. Sechs Mitarbeiter kümmern sich dort um Auskunft und Beratung. “Auch im Dialekt”, meint Markus Giersch.

Seit 1. Jänner sind die SIM-Karten von “SìJa” erhältlich. Zunächst bei rund 40 Partnerbetrieben der lokalen Elektrogeschäftskette EP. In Zukunft sollen sie auch online vertrieben werden. Das Potential für “SìJa” liegt bei schätzungsweise 25-35.000 Kunden in fünf Jahren.

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△rtim post Fr., 04.01.2019 - 01:13

Preislich und auch sonst - marketingmäßig - sind sie mit anderen in- und ausländischen Anbietern auf dem Mobilsektor z.Z. längst nicht wettbewerbsfähig.
Aber trotzdem finde es gut, wenn es mutige Unternehmer hierzulande gibt, die mit Sprachkompetenz als Marktvorteil punkten wollen. Diesen gäbe es aber auch im Festnetzbereich.
Viel Glück!

Fr., 04.01.2019 - 01:13 Permalink
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Alan Ertl Fr., 04.01.2019 - 10:20

Da muss sich ein Fehler eingeschlichen haben. Es gibt in Österreich nicht doppelt so viele Anbieter wie in Italien. Eher das Gegenteil ist der Fall.

Fr., 04.01.2019 - 10:20 Permalink
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Alfonse Zanardi Sa., 05.01.2019 - 22:50

Ich finde das Produkt untertstützenswert. Ich würde mich vor allem mit sehr einfachen Tariffen und einen Service der den Namen verdient von den grossen Telcos unterscheiden.

Sa., 05.01.2019 - 22:50 Permalink