Wirtschaft | Sozialgenossenschaft

Jede(r) verdient eine zweite Chance

Vom Thonet-Stuhl bis zum Divan von Silvius Magnago: Ein Bericht über ein erfolgreiches soziales Projekt in Meran
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
centrorestauromeranese.jpg
Foto: CRM Centro Restauro Meranese Merano

Ist es der Charme aus vergangenen Zeiten? Oder vielleicht die Geschichten, die sie erzählen? Ist es ihre außerordentliche Schönheit? Die prunkvolle Erscheinung oder ihre zeitlose Schlichtheit?

Antike Möbel üben auf Marco Benini, Helene Ortler und Michela Vanzo eine besondere Faszination aus. Sie alle sind Mitglieder und Mitarbeiter der Sozialgenossenschaft Centro Restauro Meranese aus Meran. Die Genossenschaft wurde 2008 auf Basis einer gemeinsamen Idee mit sozialem Mehrwert gegründet. Marco, der aus einer emilianischen Familie stammt, die schon seit Generationen antike Möbel restauriert, und seine Ehefrau Helene waren von Anfang an dabei und tragen noch heute die Verantwortung für die Genossenschaft.

Das Team wird durch Michela ergänzt, die als Restauratorin und Sozialreferentin in der Genossenschaft tätig ist. Sie lässt also nicht nur die antiken Möbel in neuem Glanz erstrahlen, sondern betreut auch Arbeitsintegrationsprojekte. Die Restaurierungswerkstatt Centro Restauro Meranese wird nämlich als Sozialgenossenschaft geführt. Was das bedeutet?

Türen und Schlösser, die neue Perspektiven eröffnen

Hier wird gearbeitet. Es werden alte Türen und Schlösser, antike Sessel, Truhen, Spiegel und Tische restauriert. Die Kunden sind private Eigentümer, hin und wieder kreuzen in der Werkstatt auch berühmte Persönlichkeiten und Angehörige adliger Familien auf. Hier wurden Möbel zahlreicher Südtiroler Burgen restauriert und auf Vordermann gebracht. Was macht die Werkstatt aber so besonders? Vier der insgesamt sechs Mitarbeiter sind im Rahmen eines Arbeitsintegrationsprojektes hier beschäftigt. Es sind Menschen, die in eine schwierige Lebenssituation geraten sind und arbeitslos waren. Ihnen gibt die Sozialgenossenschaft Centro Restauro Meranese eine zweite Chance.

„Wir begleiten Menschen zurück in die Arbeitswelt. Bei uns finden sie die nötige Unterstützung, um den Wiedereinstieg in den Job zu meistern und so ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen“, erklärt Michela. Der Restaurierungsprozess alter Möbel ist vielfältig, so findet man für jeden den geeigneten Arbeitsauftrag. „Wir sind nicht nur Restauratoren, wir sind auch Schmiede, Maler, Glaser und Tischler“, betont schmunzelnd Marco: „Wir müssen alles können.“

Künstler schaffen Neues, wir bewahren für die Zukunft

Werbung macht hier keiner. „Die Zufriedenheit unserer Kunden ist unsere beste Referenz“. Hier sind Handwerker am Werk, die ihre Arbeit verstehen. Außerdem verfügt das Centro Restauro Meranese über innovative Maschinen und Anlagen, um die Restaurierungsarbeiten professionell durchführen zu können. So gibt es in der Werkstatt eine vom Land zertifizierte Anlage für das Ablaugen der Möbel im Tauchbad. Holzmöbel werden hier von ihrer Verkleidung befreit. „Es ist die einzige zertifizierte Anlage dieser Art in Südtirol“ betont Marco: „In Zukunft möchten wir sie gänzlich mit erneuerbaren Energie versorgen, also Regenwasser verwenden und Sonnenkollektoren anbringen“.

Im Ausstellungsraum der Genossenschaft trifft man auf barocke Spiegel des 17. Jahrhunderts, sowie auf einige Möbelstücke, die einst dem ehemaligen Landeshauptmann Silvius Magnago gehörten und nun zum Verkauf angeboten werden.

Kerngeschäft der Genossenschaft ist aber nach wie vor die Restaurierung von Möbelstücken im Auftrag der Kunden. „Künstler schaffen Neues, wir rekonstruieren Objekte oder sichern deren Erhalt.“, so Marco und Michela. Ob sie immer alle Wünsche der Kunden erfüllen?

„Na ja, meistens schon, auch wenn wir die Entscheidungen der Kunden nicht immer nachvollziehen können“, erklären Marco und Michela und fügen - nach kurzer Überlegung – hinzu: „Wir haben aber auch schon mal Nein gesagt“. Die Schönheit liegt eben oft, aber nicht immer, im Auge des Betrachters.

Für Infos: www.crm-onlus.it