Umwelt | Raumordnung

Raum-un-ordnung

Der Südtiroler Heimatpflegeverband hat es deutlich gesagt: Schluss mit der zügellosen Verbauung von landwirtschaftlichem Grün und her mit der Neuschreibung der Raumordung. Nun legen die Pusterer Heimatpfleger nach.
Foto: Garten der Begegnung

Pünktlich zur Jahreshauptversammlung hagelte es wieder massiv Kritik vom Heimatpflegeverband an den Raumordnungsplänen des Landes und der Gemeinden. Das sei kein standardisierter Rundumschlag, will Geschäftsführer Josef Oberhofer verstanden wissen, sondern bitter notwendiges Hinweisen auf Praktiken, die nicht tragbar sind. Praktiken die jeder kennt, der von den Privataudienzen beim Landeshauptmann Luis Durnwalder weiß, bringt es Albert Willeit, Pusterer Architekt und Mitglied des Heimatpflegeverbandes auf den Punkt. "Ich streite gar nicht ab, dass manche Abänderung vom Gemeindebauleitplan oder der Raumordnung für den Einzelnen sinnvoll und vernünftig sein mag, doch führen diese kleinteiligen Gesetzesänderungen dazu, dass ein wahrer Dschungel entsteht, wo die Anwendungen nicht mehr kontrolliert werden können und wohl auch nicht sollen."

Doppelte Kubaturen

Beispielsweise bei den gängigen und beliebten Kubaturverlegungen von Hofstellen. Diese seien reine Augenauswischerei, denn letztendlich ergebe die Verlegung doppelte Kubaturen, mit der vielfach zitierten neuen Villa im landwirschaftlichen Grün und der alten Kubatur im Dorfzentrum, die als Baukubatur ebenfalls genutzt werden könne. "In Südtirol wird pro Tag 1 Hektar Grund im landwirtschaftlichen Grün verbaut." Hier sei die Schmerzgrenze seit langem erreicht. Auch der Bauernbund habe dies mittlerweile erkannt und man arbeite bereits zusammen, um eine Änderung zu erreichen. "Aber nicht eine weitere kleine Änderung, sondern eine völlige Neuschreibung des Raumordnungsgesetztes!", fordert der Heimatpflegeverband. Es gebe eine solche Neuschreibung, weiß Willeit, die Landesregierung habe vor einem Jahr einen neuen Entwurf in Auftrag gegeben, doch wurde dieser niemals vorgestellt.

Keiner kennt sich aus

"Es ist wirklich so, dass es im ganzen Land kaum jemanden gibt, der sich im Raumordnungsgesetz auskennt," meint Willeit und verweist auf Ex-Landesrat Michl Laimer, der meinte, sein Nachfolger werde ein ganzes Jahr brauchen, um sich in das Gesetz einzuarbeiten. Im letzten Jahr gab es gleich vier zuständige Landesräte hintereinander, nach Laimer interimsmäßig Luis Durnwalder, dann Hans Berger und schließlich Elmar Pichler Rolle. "Der Dschungel ist gewollt," sagt Albert Willeit "so kennt sich niemand aus und die Spekulanten können ihre Arbeit machen." Bei den vielen Detailbestimmungen seien unterschiedlichste Auslegungen möglich, jede Erweiterungszone und jedes Baugutachten berufe sich auf die vielfältigen Querverweise im Raumordnungsplan. "Und wenn noch dazu die Gutachten der Landschafts- und Denkmalschützer eher übergangen als gefördert werden, dann wird dem baulichen Wildwuchs Tür und Tor geöffnet," klagt Willeit an.

Er hoffe sehr darauf, dass die öffentliche Meinung, dem Raubbau am landwirtschaftlichen Grün einen Riegel vorzuschieben, stark genug ist, um die Politiker endlich zu konkreten Schritten zu bewegen. Die noch amtierenden oder die kommenden.