Politik | Prösels

Tausche Euregio gegen BBT

Ich habe keine Zweifel: Es waren zwei historische Tage. Sollte das Europa der Regionen jemals Realität werden, wird man sich auf den Meilenstein am 4. Und 5. Juli 2014 auf Schloss Prösels zurückbesinnen. Europaweit.

Da ist ihm schon ein richtiges Meisterstück gelungen, dem Arno Kompatscher. Erstmals treffen sich ein Österreichischer Bundeskanzler und  ein Italienischer Ministerpräsident auf Südtiroler Boden. Die malerische Kulisse von Schloss Prösels ließ den beiden gar keine andere Chance, als ihre Herzen zu öffnen. Wirklich bemerkenswert ist dabei, dass die beiden Kompatschers Einladung gefolgt sind und - man kann es gar nicht glauben - bei diesem Anlass nicht die Südtiroler Autonomie im Mittelpunkt des Interesses stand. Ein wohltuender Umstand, der die mitreisende Regionenministerin Maria Carmela Lanzetta schlicht überforderte und Sottosecretario Graziano Delrio zum Improvisieren zwang. Letzterer konnte noch punkten, da er sich offensichtlich nicht zum ersten Mal Gedanken zu einem postnationalen Charakter des zusammen wachsenden Europas gemacht hatte. Allerdings wurde Delrio wie Lanzetta im Lichte der fulminanten Vorträge der beiden Vorredner Sergio Fabbrini und Robert Menasse zu blassen Mauerblümchen deklassiert.

Fabbrinis und Menasses Aussagekraft erschloss sich den Zuhörern wohl nur, wenn sie im Kontext der Vorträge des Vortages gesehen werden. Allen voran jene von Josef Isensee, Werner Weidenfeld und Francesco Salerno. Ohne den Wert der anderen Beiträge schmälern zu wollen, war es dieses Quintett, das, in optimaler Reihenfolge vorgetragen, ein Gedankengebäude zeichnete, dessen überzeugte Wucht das gängige Verständnis der EU präzise sezierte, bis aufs Fundament zerstörte, um dann erneut konstruktiv, zielstrebig und vor allem realistisch bis optimistisch Wege nach morgen zu skizzieren. Ein Erlebnis. Nein, Prösels war keine Provinzveranstaltung. Das war auf Europaniveau. Ich freue mich auf den versprochenen Tagungsband, der alle Vorträge enthalten soll. Nachlesen tut Not, bevor ich mir eine inhaltliche Zusammenfassung anmaßen würde. Nur so viel vorweg: die Regionen können in der EU eine Stärkung entgegen sehen. Die Nationalstaaten eher nicht.

Prösels war natürlich auch Politik. Der Zeitpunkt war bestens gewählt: Die Europaskepsis der vergangenen EU-Wahlen noch präsent, Großbritannien isoliert, Renzi gerade frisch die EU-Ratspräsidentschaft anvertraut und vor allem: eine Sozialdemokratische Regierung in Rom wie auch in Wien. Die äußerst entspannte, fast herzliche Gestik zwischen Werner Faymann und Matteo Renzi, ja, auch die kann man als historisch empfinden.

Bevor die beiden Staatsmänner das Wort ergreifen konnten, sprach Kompatscher clever seine Bitte aus: möget ihr doch beide unsere EVTZ/Europaregion-Bestrebungen unterstützen. Mag man die darauf folgenden Reden von Faymann und Renzi irgendwo zwischen staatsmännisch und belanglos einordnen, das, worauf es ankam, erfüllten sie bestens: „Ihr habt meine volle Unterstützung“ und „io vi sostengo“ bekamen Kompatscher, Rossi und Platter vor all der Öffentlichkeit zu hören. Man konnte den Aufbruch spüren: Unsere Euregio wird nicht mehr opportun die von anderen erkämpften Möglichkeiten ausschöpfen. In Zukunft wollen wir die Lokomotive der Regionalisierung sein. Vorpreschen und als Modell für andere gelten. Wenigstens so, wie wir unsere Autonomie stolz herzeigen.

Politik ist schmutzig und wehe dem, der sich von allzu eitler Sonne auf Prösels einseifen ließ. Zwei sozialdemokratische Regierungsspitzen, die bereit sind, an die Euregio, die sich bekanntlich an der Europäischen Volkspartei orientiert, transnationale Kompetenzen und somit Souveränität abzugeben? Arno Kompatscher und Ugo Rossi mag man die Euphorie zugestehen, aber spätestens bei der Rede von Günther Platter hatte das zarte Pflänzchen seine Unschuld verloren. Platter sprach vom Brennerbasistunnel (BBT) als hätte es die enthüllten Studien der letzten Wochen nicht gegeben, als wäre der Tunnel per Definition mit Euregio gleich zu setzen. Der nachmittägliche Besuch der Baustelle in Mauls könnte auch als satte Lobbyveranstaltung gedeutet werden.

Kurz überkamen mich die Zweifel, ob denn die Spitzenpolitiker wegen der Euregionalität oder wegen des Tunnels eingeflogen waren. Kurz hatte ich an einen Kuhhandel gedacht. Der Tunnel, der sich wohl eh nicht mehr verhindern lässt, gepaart mit Transitgarantien gegen freie Hand bei der Gestaltung der Europaregion? Doch dann hatten mich Platters Forderungen nach Erhöhung der LKW-Maut im südlichen Tirol wieder beruhigt und die Sonne über Prösels erlaubte ungetrübten Blick auf das Eisacktal.

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Klaus Egger So., 06.07.2014 - 10:44

Spitz(e) zusammen gefasst Benno! Auch ich konnte ein wehmütiges Ziehen während und nach den Ansprachen nicht verhindern. Auch wenn die Taten oftmals länger den Worten nachhinken, als man gerne hätte, die Richtung stimmt.
Und bezüglich BBT: wenn die entlastenden Sofortmaßnahmen für die Bevölkerung entlang den Transitstrecken auf der Prioritätenliste ganz oben gereiht wären, hätten die Tunnel-Maulwürfe auf einen Schlag einen ganzen Haufen Gegner weniger. Da bin ich mir sicher. Aber das scheinen sie irgendwie nicht hinzukriegen, schade.

So., 06.07.2014 - 10:44 Permalink
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Benno Kusstatscher Mo., 07.07.2014 - 20:57

Antwort auf von Christian Mair

Nein, ich dachte eher an das (wörtlich) "Madrider Rahmenübereinkommen über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Gebietskörperschaften". Siehe

http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/QueVoulezVous.asp?CL=GER&NT=106

und als Bettlektüre:

http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/12344/Europa_Facht…

oder schau auf bbd vorbei

http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=19819

Mo., 07.07.2014 - 20:57 Permalink
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Brigitte Foppa So., 06.07.2014 - 11:49

Sehr gut analysiert!
Die Frage trieb alle um, in und um Prösels: Was führt Renzi zu Beginn seines Europavorsitzes nach Völs? Er hat es dann selbst gesagt, in einem seiner überaus cleveren Sätze, die dir im Gedächtnis bleiben, auch wenn du das gar nicht willst: Qui 100 anni fa si scavavano trincee, oggi tunnels.
Alles klar, also.
Europa zeigen, dass Italien dazu gehört und für den Anschluss schon mal die Fräsen durch den Berg treibt. Von Südtirol aus, das sich somit brüsten kann, als Vorzeigeregion Italiens in Renzis Marketing einbezogen worden zu sein.
Eine perfekte Win-Win-Situation.
Die schönen Referate, das gute Essen, das Who's who, die wunderbare Location, das alles war wie die Petersilie, mit der die Schlachtplatte garniert wird.
Am meisten hat mich persönlich beeindruckt, wie gleichgültig den Anwesenden der österreichische Kanzler war. Faymann wurde wohl von unserem LH wie ein Bräutigam in den Saal geführt - aber sein Abgang war, nach dem triumphalen Abschied Renzis von seinen vielen neuen Fans, fast schon bemitleidenswert uninteressant.
Da hat das Vaterland wohl an Glanz verloren. Aber wenn dann der BBT fertig ist und wir sozusagen eine neue Nabelschnur zu Österreich aufgebaut haben, dann wird unsere Landeseinheit wieder in voller Pracht erstrahlen. 2025, garantiert! Parola di Renzi.

So., 06.07.2014 - 11:49 Permalink
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Benno Kusstatscher So., 06.07.2014 - 21:55

Antwort auf von Brigitte Foppa

Wäre ja gar nicht übel, diese win-win-Welle zu reiten. In Sachen Europäischer, alpenregionaler und euregionaler Vernetzung die Vorzeigeregion zu sein, könnte uns schon zu etwas mehr Drive motivieren. Auch die Opposition, versteht sich. Faymann und teilweise auch Platter schienen mit ihrem staatstragenden Auftreten aus einer Zeit zu kommen und konnten weder durch Natürlichkeit, noch durch Frische überzeugen. Da war keine Geringschàätzung

So., 06.07.2014 - 21:55 Permalink
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Christian Mair So., 06.07.2014 - 20:48

Die entscheidende Frage an die Gegner des Brenner Basis Tunnels ist:
Was soll an dieser Stelle passieren? Die Arbeiten beenden und xxx Millionen Euro in den Sand gesetzt ja für was denn eigentlich?

Ich möchte an dieser Stelle Fritz Gurgiser im Beitrag vom 03.07. zitieren:
"...Italien und EU schon vorsorglich am 21.12.2011 am EuGH das bis dahin seit Jahren bestens funktionierende Lkw-Fahrverbot für den Transport von Abfällen, Steinen, Erden und Aushub, Rundholz und Kork, Kraftfahrzeugen, Fliesen (keramisch), Stahl, Nichteisen- und Eisenerze sowie Marmor und Travertin "gekillt" haben. Damit alle diese wirklich termingebundenen und vielleicht sogar leicht verderblichen Güter nur ja wieder "von der Eisenbahn auf die Autobahn von Kufstein bis zum Brenner" zurück verlagert wurden. Das sind wahrlich unser "amici" - die vorsorglich das Verlagerungsziel außer Kraft gesetzt haben. Obwohl wir allein im Norden Tirols dafür 3 Milliarden EURO Steuergeld in die Eisenbahn investiert haben (Südumfahrung Innsbruck und Unterinntaltrasse, ohne einen Cent BBT - die Umfahrung ist um rund 70 % teurer geworden, die Unterinnaltrasse um mehr als 100 %)".

Sollten wir nicht den Status quo dass der Tunnel gebaut wird akzeptieren?
Und die Bemühungen hin zu einer neuen Verkehrsader die alle Euregio-Teile modern und schnell verbindet ausrichten, sowie bei dieser Gelegenheit auch den Ausbau des Bozner Flughafens stoppen? Wozu brauch ich einen Flug von Bozen, wenn ich von Bozen in 45min. in Innsbruck bin? Eine gemeinsame Verkehrspolitik entwickeln?

So., 06.07.2014 - 20:48 Permalink
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Benno Kusstatscher So., 06.07.2014 - 22:20

Antwort auf von Christian Mair

Im letzten Winter ging einst mein Flug nach Fernost ab München um Punkt 12:00 mittags. Beim hiesigen, erfahrenen Busshuttledienst riet man mir, die Reise ab Bozen nicht später als 2:00 morgens anzutreten. Rückreiseverkehr, Schneewahrscheinlichkeit, Baustellen. Ehrlich, ich kann dieses 45-Minutenargument nicht mehr hören. Nur ein neuzeitliches Bahnsystem kann den Flughafen obsolet machen, aber mit der heutigen Bahn hätte ich im konkreten Fall schon am Vorabend abreisen müssen. Der Flug nach Korea war im Vergleich ein gefühlter Katzensprung.

So., 06.07.2014 - 22:20 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Mo., 07.07.2014 - 21:40

Antwort auf von Christian Mair

Realisiert den keiner, dass gerade ein Land wie Italien welches von seinen Schulden gar nicht mehr rauskommt schon genug andere wichtigere Probleme als den Transit über die Alpen hat? In Italien sterben bei Unwettern immer wieder Menschen einfach weil Bachläufe und Flussufer nicht gesäubert werden, oder weil Hänge nicht in Sicherheit gesetzt werden. Ein guter Teil des Südens ist von Giftmüll verseucht der immer mehr Krebskranke verursacht. In den öffentlichen Krankenhäusern wartet man fast ein Jahr auf eine Magnetresonanz, die maßlos überfüllten Gefängnisse haben das Niveau von Bulgarien erreicht, in manchen Schulen fehlt sogar das Klopapier.
Und hier wird drüber diskutiert wie sinnvoll es ist Milliarden am öffentlichen Geldern darin zu investieren ob wir 3 Stunden früher aufstehen müssen um unseren Flug in München zu erwischen? Wo lebt ihr denn alle?

Mo., 07.07.2014 - 21:40 Permalink
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Benno Kusstatscher Mo., 07.07.2014 - 22:20

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Nein, nein, lieber MÄDN, wir reden schon vom Gleichen: von Milliarden, die konzeptlos in die falschen Projekte gesteckt werden. Es bedarf keines BBTs, um auf der Brennerstrecke neuzeitliches Wagenmaterial einzusetzen. Es bedarf keiner neuer Gleise, um einen Stundentakt einzuführen (höchstens mehr Lärmschutz). Es bedarf keiner schnelleren Lokomotiven, um am Brenner ohne Zeitverlust durchzufahren. Die teuren AC/DC Lokomotiven haben wir schon und kein Mensch versteht, warum ein internationaler Zug am Brenner noch ewig herumstehen muss. Ab München HBF kommt man mit S-Bahn wunderbar zum Flughafen. Und wie geht's per Öffentliche zu den Flughäfen Verona und Bergamo?

Du tust gerade so, als wären die ungesäuberten Bachläufe, der stinkende Müll und das fehlende Klopapier dem mangelnden Geld geschuldet. Das Land braucht effiziente Verwaltung, schlüssige Infrastrukturkonzepte und Planungssicherheit. Und schon wieder bin ich bei der Fahrt nach München. Planungssicherheit! Mir tut es echt leid, dass Fritz Gurgiser das mitlesen muss, aber Individualverkehr ist auf besagter Strecke die einzige Möglichkeit, wenn es drauf ankommt. Dort leben wir!

Mo., 07.07.2014 - 22:20 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Mo., 07.07.2014 - 22:53

Antwort auf von Benno Kusstatscher

Dann sind wir schon mal alle damit einverstanden, dass es den BBT nicht braucht. Eine effizientere Verwaltung ist das erste was Italien braucht, da stimme ich dir vollkommen zu, aber wenn ich der bin der so tut als ob es an Geld legen würde, bist du der der so tut als hätten würde Geld absolut keine Rolle spielen. Ist es den selbstverständlich, dass jedermann einen Flugplatz mit Öffis binnen weniger Stunde erreichen kann?

Mo., 07.07.2014 - 22:53 Permalink
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Benno Kusstatscher Mo., 07.07.2014 - 23:56

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Ich habe weder etwas für oder gegen den BBT, noch für oder gegen den Flughafen gesagt, sondern die Notwendigkeit eines Konzepts unterstrichen. Natürlich spielen dabei vernünftige Kosten eine Rolle und sicherlich bietet sich der Zug an. Aber ich habe auch die Studie jüngst zusammenfassend gelesen, die besagt, dass die Bahn eine größere Lärmbelastung für die Anrainer darstellt, als die Autobahn. Was jetzt?

Du magst Flughäfen nicht? Dann fahre mit mir virtuell ins Stadtzentrum von München. Ein Termin um 11:00 vormittags. Da fährst Du mit dem Auto um sagen wir 7:30 von Bozen los. Dann kannst Du ganz entspannt etwas Schnee, etwas Reiseverkehr, IG-L100 und etwas Münchner Stadtstau wegstecken. Im Idealfall geht sich auch leicht ein Espresso aus. Naja, wenn es ein wichtiger Termin ist, dann fahr doch lieber eine Stunde früher. Bei Schneefall (Du hast doch sicher Wetterbericht gelesen) und gröberem Reiseverkehr (Du kennst ja sicher den kompletten Deutschen Ferienkalender) plane doch besser eine zweite Stunde ein: 5:30. gut. Alternative: ruf doch bei den Shuttlebussen an. Abfahrt 6:00, da bist Du zu 80% rechtzeitig dort, aber der Termin lässt kein 20% Risiko zu, also einen Bus früher: 2:00. Toll, dass die überhaupt fahren um die Zeit. Alternative Bahn: wenn Du um 8:00 los fährst, dauert die Fahrt 4h20. Wenn Du um 6:00 los fährst, dauert es 5h20. Also immer noch zu spät. Dann eben einen Zug früher: Abfahrt 21:30 am Vortag. Dauer 8h20.

Nach Mailand (ähnliche Distanz): Halbstundentakt. Fahrzeit 3h30.

Mo., 07.07.2014 - 23:56 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Di., 08.07.2014 - 11:35

Antwort auf von Benno Kusstatscher

Oder du bleibst zu Hause regelst die Angelegenheit via Skype und sparst dir den ganzen Aufwand =P Mann kann ja auch auf mehr, bessere und leisere Züge mit der jetzigen Bahntrasse verlangen, oder man sieht mal auf den vielen Mitfahrbörsen nach ob nicht jemand auch um 10 in München sein muss und von oder über BZ fährt. Gegen einen Konzept welches auf Effizienz zielt habe ich absolut nichts auszusetzen. Im Gegenteil ich bin dafür, dass man die momentan vorhandenen Ressourcen zur Gänze ausschöpft bevor man neues baut und errichtet. Du sprichst über vernünftige Kosten, Vernunft sollte auch bei der Prioritätensetzung der öffentlichen Hand spielen. Ist für den Staat dein Termin um 11 und der Umstand, dass du im schlimmsten Fall am Abend zuvor abreisen musst, wichtiger als die inhumanen Umstände in denen Sträflinge Jahre lang ihr Dasein fristen müssen? Wohl kaum und bei den Strafvollzugsanstalten heißt es in Italien sehr wohl oft, dass kein Geld vorhanden ist.

Di., 08.07.2014 - 11:35 Permalink
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Benno Kusstatscher Di., 08.07.2014 - 12:12

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Ok, 1. Gefängnisse, 2. Müll, 3. Bachläufe, 4. Pompej und erst dann schädliche Infrastrukturmaßnahmen für dieses Land. Aber sei so gut, lass mich ganz vorne in die Prioritätenliste die Tragödien im Mare Nostrum einfügen. Wenn das vollbracht ist und noch Geld flüssig sein sollte, treffen wir uns wieder auf Salto, um über Gefängnisse zu diskutieren. Eines nach dem anderen, damit auch alles seine Richtigkeit hat. Und wieso Skype? da müsste ja jemand Geld für Glasfaser in die Hand nehmen. Eindeutig Nr. 6. Verdammt, jetzt haben wir noch auf die Jugendarbeitslosigkeit vergessen. Müssen eben warten, die Jugendlichen. Was soll's. Es gibt halt immer ein Relativum.

Di., 08.07.2014 - 12:12 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Di., 08.07.2014 - 12:19

Antwort auf von Benno Kusstatscher

Eben leider ist es so. Übrigens Skype geht auch ohne Glasfaser, mindestens von mir zu Hause aus wo das Netz noch nicht so weit ist. Man soll es mit den Prioritäten setzen auch nicht übertreiben und Utopien nach laufen, aber wenn es um Milliardenprojekte geht dann wäre ein wenig Vernunft schon wünschenswert.

Di., 08.07.2014 - 12:19 Permalink
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Fritz Gurgiser Mo., 07.07.2014 - 21:36

Lieber Christian Mair, wenn du schreibst "Sollten wir nicht den Status quo dass der Tunnel gebaut wird akzeptieren?" dann unterstelle ich dir, dass du das im guten Glauben machst. Sonst müsste ich nämlich meinen, an dir wären die letzten Jahrzehnte spurlos vorbeigegangen.
Der BBT wird NICHT gebaut, um die Bevölkerung rund um den Brennerpass zu entlasten, er ist bloß das bisher teuerste politische Ablenkungsmanöver, das es jemals gegeben hat. Würden Italien und die EU tatsächlich Interesse an einer Verlagerung der von mir schon beschriebenen Güter haben, hätten sie ja niemals geklagt. So einfach ist das. Und hätte die Landespolitik im Süden jemals Interesse an einer Reduktion der Transitbelastungen gehabt - wer hätte sie denn gehindert, zumindest das eine oder andere mit demselben Engagement durchzusetzen wie wir im Norden?
Natürlich können wir jetzt sagen, wir akzeptieren den Status quo. Dann müssen wir auch wissen, was das bedeutet: Stillstand in allen Bemühungen, auch nur ein Gramm Stickstoffdioxid oder ein Dezibel Lärm von der Autobahn zu reduzieren - zuerst müssen wir schon den BBTeee bauen, damit wir verlagern können ... Bloß, wie oft haben wir das schon gehört? Wie viele österreichische und italienische Verkehrsminister haben schon Entlastungen versprochen? Wie "tapfer" hat sich der Luis Durnwalder hinter dem BBT versteckt und das ganze Land in Geiselhaft genommen? Wobei es ihm ja sehr leicht gemacht wurde - denn statt ihn mit der Autobahn unter Druck zu setzen, konnte er alles auf den BBT lenken, wo mit dem "Baron von Tunnelhausen" ein loyaler Wegbegleiter gefunden wurde. Pat Cox hat unlängst in Innsbruck gesagt, es ist leichter, einen Tunnel zu bauen, als die Straße zu beschränken. Ich darf das für den Süden Tirols, für den wir immer mit dem gleichen Engagement gekämpft haben und weiter kämpfen werden, etwas ausrichten:
Es ist im Süden leichter, gegen den BBT zu wettern, als Augen und Ohren an der Autobahn aufzumachen und dort Druck zu machen. Dort, wo ich ab und zu vorbeifahre und mir denke, wer kauft denn bloß diese Äpfel oder Trauben neben den rostigen Leitschienen der Autobahn vom Brenner bis Salurn. Vielleicht, lieber Christian Mair, solltest auch du sehen, was der Status quo im Süden anrichtet.
Wie gut es um die Europaregion Tirol in Verkehrssachen steht, zeigt die Grafik auf unserer Website mit der "Zerrissenen Europaregion" - einig im Verlagern von Milliarden an Steuergeld in einen Antiverlagerungs-Tunnel, zerstritten in der Bekämpfung von Transitentlastungsmaßnahmen. Was würde sich wohl der Ander denken, wenn er noch sehen könnte, wie seine Heimat im Stich gelassen wird. Vielleicht geben diese Zeilen etwas zum Nachdenken - denn wir haben Tirol nur einmal, ein zweites Mal können wir uns unsere Heimat nicht aus dem Ärmel schütteln.
Fritz Gurgiser

Mo., 07.07.2014 - 21:36 Permalink
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Fritz Gurgiser Mo., 07.07.2014 - 21:44

Und noch ein kleiner Nachtrag für den Christian Mair: Die "Gegner" des BBT findest du nicht in unseren Reihen, die wir uns FÜR die Menschen, FÜR die Wirtschaft und FÜR unsere Heimat im Norden und Süden engagieren.
Die BBT-Gegner haben andere Namen - es sind die, die eine gerechte Maut bekämpfen, die ein Nachtfahrverbot im Süden blockieren, die mit richterlicher Gewalt Müll, Schrott, Steine, Erden etc. von der Schiene zurück auf die Straße zwingen, die im Süden nicht einmal den Mut haben, die ärgsten Lkw-Schadstoffschleudern zu verbieten. Denn sie sind es, die schon heute dafür sorgen, dass die Bahnkapazitäten ungenutzt bleiben und damit dem BBT zumindest für den Güterverkehr die "Geschäftsgrundlage" entziehen - das sind die BBT-Gegner. Sie bedienen ihre "Tunnel-amici" mit Milliarden von unserem Steuergeld und sorgen gleichzeitig dafür, dass ihre "Transport-amici" ungestört auf der Autobahn fahren können. Den Preis dafür bezahlen ihre "Wähler-amici", die sie dennoch immer wieder wählen, mit dem Verlust an Lebens-, Gesundheits- und Wirtschaftsqualität entlang der gesamten Brennerstrecke.
LG
Fritz Gurgiser
Eine Frage zum Schluss an SALTO: Warum gibt es immer so viele Kommentare, wenn es um das "Loch Brennero" geht und warum bleibt es so still und ruhig und leise, wenn es um die Autobahn geht? Ist es doch "leichter", gegen den BBT zu sein, als FÜR Entlastungen vom Transit zu kämpfen :-)?

Mo., 07.07.2014 - 21:44 Permalink
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Fritz Gurgiser Di., 08.07.2014 - 08:55

Antwort auf von Christian Mair

Die Entwicklung der RoLa ist auf unserer Website - seit Aufhebung des sektoralen Lkw-Fahrverbotes wurden die meisten Verbindungen eingestellt.
Ich denke auch, dass die RoLa wohl nur eine dritt- oder viertklassige Notalternative ist - von der Kostenseite her absurd. Da wird in Rotterdam oder Hamburg ein Schiff von Containern entladen, kommen auf Lkw's und fahren bis Wörgl. Dort sollen die Lkw's samt Container auf einen Waggon verladen werden und dann bis zum Brenner oder weiter nach Verona oder Trient fahren. Dann werden sie wieder entladen und fahren auf der Straße weiter. Zusätzlich bezahlt der österr. Steuerzahler noch rund 70 Euro Förderung pro verladenen Lkw.
Statt dass Güter entweder gleich in Waggons transportiert werden oder nur der Container auf den Zug gestellt wird, statt auch noch das Lkw-Gewicht mitzuzahlen.
Ich denke, damit ist alles gesagt.
Die politische Entscheidung ist sehr einfach zu treffen: Will man trotzig immer mehr Transit in enge Gebirgstäler pressen (sie sollen einmal probieren, einen Liter Wasser in einen Krug mit dem Fassungsvermögen eines halben Liters zu gießen) oder will man ZEITGEMÄSS Mensch, Wirtschaft und Natur schützen und den Verkehr auf ein Maß reduzieren, der mit den Bedingungen unserer Gebirgstäler vereinbar ist. Denn ein Naturgesetz können sie alle nicht aushebeln - die Täler werden nicht breiter, auch wenn der Talboden immer mehr zubetoniert, zuasphaltiert und damit vergewaltigt wird.
LG
Fritz Gurgiser

Di., 08.07.2014 - 08:55 Permalink
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Profil für Benutzer Albert Mairhofer
Albert Mairhofer Do., 17.07.2014 - 12:06

Herr Gurgiser, die Leitplanken auf der Autobahn sehen nur so rostig aus, sind aber ein italienische Erfindung!

Zum Titel: "Tausche Euregio gegen BBT" würde ich vorschlagen: "Tausche Alpenkanal Donau-Tirol-Adria" gegen BBT, dann wird es eine Europaregion mit strategischer, wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, denn durch diesen Alpenkanaltunnel verlaufen zwei Verkehrsadern, die Wasserstraße Donau-Tirol-Adria und im Tunnelgewölbe die Einschienen Hängebahn - EHB – München-Innsbruck-Verona, sowie Strom- und Datenleitungen. Im Tirol-Adria-Projekt ist auch die Photovoltaik-Überdachung der Autobahn bei gleichzeitiger Elektrifizierung von einer Fahrspur je Richtung für LKW’s und Busse vorgesehen.

Eine Wasserstraße für Binnenschiffe, eine schnelle und sichere Hängebahn (Aerobus) und elektrifizierter Straßenverkehr werden unsere Verkehrs- und Umweltprobleme eher und nachhaltiger lösen, als eine zusätzliche und sehr aufwändige Bahnlinie mit dem Brenner-Basis-Tunnel samt Zuläufen! Übrigens handelt es sich dabei um ein Projekt des vergangenen Jahrhunderts, das den heutigen Anforderungen und Möglichkeiten nicht mehr entspricht!

Do., 17.07.2014 - 12:06 Permalink