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Pfarrherren

Der Großteil der Pfarrer gibt sich nicht als Pfarrherr. Es wird aber immer mehr deutlich, dass in den Pfarreien sehr viel nicht mehr zusammenpasst.
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Weihe
Foto: Pixabay

Die vatikanische Pfarreieninstruktion hat einiges ausgelöst. Die Ablehnung war breit gefächert: von der Kath. Männerbewegung bis zum Kath. Forum, von einzelnen Personen wie J. Stricker bis zu meinem Beitrag auf Salto.bz sowie in der Tageszeitung. Beide haben ein großes Echo gefunden. Die Verteidigung war hochkarätig, aber aussichtslos. Was nützt es, wenn Seelsorgeamtsleiter R. Demetz betont, man müsse nur die Bezeichnungen ändern (Kath. Sonntagsblatt -K.Sb.- 20.9.2020) oder der Leiter des diözesanen Verwaltungsamtes M. Mitterhofer darauf hinweist, dass die Instruktion nur das Kirchenrecht unterstrichen habe (K.Sb. 6.9.2020). Das trifft zu. Das Kirchenrecht ist in diesem Punkt aber überholt und sollte an die heutige Wirklichkeit in den Pfarreien angepasst werden.

Auch Bischof Ivo Muser wagte sich in die „Höhle des Löwen“, wie er selber sagte (K.Sb. 13.9.2020) d.h. zur Herbsttagung der der Kath. Männerbewegung. Er zeigte sich versöhnter und wagte nicht mehr, die Kritik als Polemisieren abzutun. Er betonte, dass die Tätigkeiten der Laien in der Instruktion wohl zu wenig gewürdigt worden seien, dass Laien auch mitverantwortlich seien. Er wies darauf hin, dass die Zeit der Pfarrherren vorbei sei. Dieser Aussage möchte ich widersprechen. Gar manche Pfarrer, vor allem die jüngeren, sind selbstherrlich tätig. Konstruktiv-kritische Mitarbeitende werden oft abgelehnt und durch eine genehme Fangemeinde ersetzt. Ein Pfarrer drückte es so aus: „Wozu bin ich denn Pfarrer geworden, wenn ich nichts mehr zu sagen habe“. Laut Kirchenrecht ist der Pfarrer auch heute noch wie ein Pfarrherr, denn er kann alles bestimmen und die Laien haben ausschließlich Beratungsfunktion und „dürfen“ mitarbeiten, d.h. ausführen. Ich kenne keinen Pfarrer, der auf diese Rechte öffentlich verzichtet hat. Dasselbe gilt für den Bischof. Es ist meiner Meinung nach wohl eine fürstbischöfliche Mentalität, wenn der Bischof im Rahmen der Synode verbietet, über bestimmte Themen abzustimmen oder wenn in der Zeit des Lockdown fast nur die Übertragung des Sonntagsgottesdienstes mit dem Bischof aus dem Bozner Dom beworben wird. Und wenn Bischof Ivo auf der Herbsttagung betont, „ohne Amtspriestertum gibt es keine katholische Kirche, sonst landen wir bei der priesterlosen evangelischen Kirche“, dann liegt eine zweifache Irritation vor. Die heutige Ausformung des Amtspriestertums, die es über viele Jahrhunderte nicht gab, ist das Problem, nicht die Weihe und die evangelische Kirche dürfte solche Äußerungen wohl als Abwertung verstehen.

Freilich klingt dies alles hart. Der Großteil der Pfarrer gibt sich nicht als Pfarrherr. Es wird aber immer mehr deutlich, dass in den Pfarreien sehr viel nicht mehr zusammenpasst. Umfassende Seelsorge kann nicht mehr stattfinden. Viele Kompetenzen der Laien werden nicht geschätzt, d.h. nicht wahrgenommen. Mir scheint, dass die Kirchenleitung in Bozen wie in Rom nach wie vor glaubt, dass alles so weitergehen kann wie bisher. Demgegenüber schlägt der Stadtdekan von Frankfurt Johannes zu Eltz (Die Zeit Nr. 38 10.9.2020) vor, die Bischöfe sollten ihre Macht rechtsverbindlich einschränken, „damit Katholiken sich in der Demokratie ihrer Kirche nicht mehr schämen“.

Hat der Bischof schon angerufen, haben mich zwei Personen nach meiner letzten Stellungnahme gefragt. Nein, aber er hat sich der Diskussion mit den Männern gestellt. Eine Frau meinte, die Kirche sei es nicht wert, sich für sie einzusetzen. Na ja, diese Form von Kirche ist es nicht mehr wert. Wohl aber möchte ich an einer neuen evangeliumsgemäßen Gemeinschaft von mehr oder weniger Gläubigen mitbauen. Die Menschen und das Evangelium sind es mir wert!

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Elisabeth Garber Fr., 09.10.2020 - 19:23

"Freilich klingt dies alles hart."
Mir ist das zu wenig hart - die Kirche verdient sich keinen Samthandschuh. Sie hat - als Institution - zu viele Seelen auf dem Gewissen und zwar in gänzlichem Bewusstsein.

Fr., 09.10.2020 - 19:23 Permalink
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Karl Trojer Mi., 11.11.2020 - 10:42

Kirche ist im wesentlichen GEMEINSCHAFT. Die kath. Kirche ist es wert, dass wir uns um sie kümmern und ihre Weiterentwicklung im Sinne Jesu, d.h. im Sinne der LIEBE mittragen !
Eine Kirche, die der "Selbstmitteilung Gottes= Jesus Christus (Karl Rahner SJ)" gerecht werden will, muss auf bedingungslose Liebe aufbauen, denn diese ist letztlich von Jesus gemeint und vorgelebt. Eine solche Kirche braucht keine Angst um ihre Fassade zu haben. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung der Verschiedenheiten sind auch für die kath.Kirche Voraussetzungen für eine gelingende, zukunftsfähige Weiterentwicklung. Und, die Einheit aller Christen ist eine konkrete Forderung Jesu an die Seinen; lassen wir diese endlich wahr werden!

Mi., 11.11.2020 - 10:42 Permalink