Umwelt | Heimatpfleger

Welches Wachstum?

In einer Resolution weisen die Gesamttiroler Heimatpfleger auf die Kehrseite des Tourismus-Booms hin. “Maßhalten und Gegensteuern”, der Appell an Politik und Wirtschaft.
Tourismus
Foto: Suedtirol Foto/Helmuth Rier

Schlosses Moos-Schulthaus bei Frangart/Eppan war vor Kurzem Schauplatz der 32. Generalversammlung der Vorstände der Nord-, Ost-, Süd- und Welschtiroler Heimatpfleger. Der Austausch diente dazu, “über Probleme dies- und jenseits des Brenners” zu sprechen, teilt der Südtiroler Heimatpflegeverband in einer Aussendung mit. Insbesondere sei die Debatte um die Grenzen des Wachstums gekreist, “die in vielen Bereichen längst schon erreicht sind”, so die Heimatpfleger. Aus diesem Grund haben die Gesamttiroler Heimatpfleger bei ihrem Treffen Anfang Dezember eine gemeinsame Resolution verfasst – einen Appell an Politik und Wirtschaft zum “Maßhalten und Gegensteuern”, vor allem im Tourismus.

Im folgenden der Text der Resolution, den die drei Obleute der Heimatpflegeverbände, Claudia Plaikner (Südtirol), Konrad Roider (Tirol) und Walter Eccli (Trentino) unterzeichnet haben:

“Tourismus in Südtirol – Die Grenzen des Wachstums – ein Appell an Politik und Wirtschaft: WENIGER IST MEHR

Die Fremdenverkehrswirtschaft jubelt über Rekordzuwächse im Sommertourismus  (‘ein Plus von 2% im Sommerhalbjahr 2018’). Gleichzeitig jedoch mahnt LH Arno Kompatscher, dass in Teilen Südtirols die zahlenmäßige Grenze inzwischen erreicht sei; deshalb herrsche mittlerweile große Einigkeit darüber, dass man nicht mehr Wachstum, sondern mehr Nachhaltigkeit anstreben müsse). Und die Südtiroler Wirtschaftszeitung titelte schon im August 2018 mit Blick auf die absehbaren Grenzen des touristischen Wachstums: ‘Genug kann auch genügen’. 

Diese Einschätzungen teilen wir vorbehaltlos! Doch aus Erfahrung wissen wir auch, wie schnell solche Mahnungen im Erfolgsjubel der für den Tourismus Verantwortlichen verhallen können.

Tatsächlich erleben wir seit einigen Jahren einen starken und ‘nachhaltigen’ Wachstumsschub beim Fremdenverkehr in unserem Land, mit jährlichen Zuwachsraten zwischen 5-6% sowohl bei den Ankünften als auch bei den Nächtigungen: Letztere überschritten im Jahr 2018 die 32-Millionen Marke.... Die Gründe liegen in der weltweit starken Konjunktur, in einer neuen Beliebtheit von Nahräumen wie der Alpen – auch angesichts der Angst vor Terrorismus und im Zeichen des Klimawandels in den wärmer werdenden Perioden auf der Suche nach der ‘Sommerfrische’. Dazu kommt, dass Südtirol als Gastland tatsächlich ‘qualitativ aufgerüstet’ hat und sein Leistungsangebot in allen Teilbereichen der Branche verbessert und ausgeweitet hat.  

Doch dieser Boom hat eine negative Kehrseite – und diese spüren wir von Jahr zu Jahr stärker, sommers wie winters, – in unseren Städten, Tälern und auf unseren Bergen: Die Grenzen dieses Wachstums sind vielerorts erreicht! Dieses Wachstum bedarf allzu vieler Gäste, es produziert zu viel Beton und  zu viele Betten; dieses Wachstum produziert bedrohlich anschwellende Verkehrslawinen (denn nur 10-15% der Touristen erreichen Südtirol mit öffentlichen Verkehrsmitteln); dieses Wachstum lässt die Preise auf Kosten der Ansässigen steigen; dieses Wachstum bringt insgesamt einen erhöhten Verbrauch von Landschaft und Ressourcen mit sich und eine größere Belastung des Gebietes und der Umwelt. Und bedenklich ist: Das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft vom Juni 2018 hat schon die Weichen für eine weitere rasante Tourismusentwicklung gestellt.

Angesichts dieser Entwicklung appellieren wir an Landespolitik und Wirtschaft:

Wenn Südtirols Natur und Landschaft ihre herausragende natürliche Qualität  weiterhin, also ‘nachhaltig’, behalten sollen, dann muss die Tourismusentwicklung im Sinne eines strategischen Maß-Haltens und Gegensteuerns grundsätzlich überdacht werden und zwar in  Richtung ‘sanfte Mobilität’ – ‘Klimaland’ – ‘Bio-Land’. Dies im besten Wortsinn des Leitgedankens von Mies van der Rohes Architektur: Weniger ist mehr.”

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Karl Trojer Fr., 14.12.2018 - 16:56

Es erscheint mir höchst an der Zeit, dass wir uns aufs Wesentliche beschränken, aufs gute Leben miteinander, und dass wir damit künftigen Generationen und unserem blauen Planeten Erde insgesamt eine lebensfreundliche Zukunft sichern. Unsere Resourcen, auch unser Lendschaft sind begrenzt , sie durchs selbstzerstörerische "immer mehr und immer schneller" zu stressen, macht krank.

Fr., 14.12.2018 - 16:56 Permalink