Kultur | Kindertheater

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Sie berührten die Herzen ihrer Zuschauer, ließen sie schmunzeln und staunen und über das nachdenken, was die Kinder bewegt: die Teilnehmer/innen des Festivals Hollawind
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Vier Gruppen aus dem Theaterpädagogischen Zentrum (TPZ) Brixen und vier Gruppen aus dem Ausland nahmen an dem Internationalen Kindertheaterfestival Hollawind teil. Mit ihren Stücken berührten sie die Herzen ihrer Zuschauer, ließen sie schmunzeln und staunen und über das nachdenken, was die Kinder bewegt.

Es waren beeindruckende, teilweise hochprofessionelle Aufführungen dabei – wie zum Beispiel die Aufführung des Jugendtheater Kalambur aus der Ukraine, welche mit einer Gruppe von 30 Kindern anreiste und mit ihren phantasievoll ausgestalteten Kostümen und Requisiten die Zuschauer in eine Welt nach dem Tag X entführte. Die israelische Gruppe hingegen erzählte auf ihre witzige, mediterrane Art drei lustige Geschichten und brachte damit die Zuschauer*innen zum Lachen. Besonders die Gruppe Piano Theatre aus Novgorod/Russland sorgte jedoch mit ihrer Pantomime für einen vollen Saal. Die taubstummen Kinder und Jugendlichen malten ein glückliches Lächeln auf die Gesichter ihrer Zuschauer*innen und berührten mit ihren poetischen Bildern ihre Herzen. Auch die vier Ensembles aus dem TPZ Brixen (knallrot, zinnober, peppermint und jeansblau) – insgesamt etwa 50 Kinder - überzeugten mit ihren Aufführungen.

Es war ihr Festival, ihr Fest, und sie genossen es aus vollen Zügen. Die Kinder kamen einander in Workshops, Spielen und einer Schatzsuche näher und vor allem – und das ist schließlich das Ziel des Festivals – schlossen sie Freundschaften über Sprach- und Ländergrenzen hinweg. „Die kommen aber in zwei Jahren doch bitte wieder?“ Diese hoffnungsvolle Frage einer Spielerin, kurz vor dem Zapfenstreich bei der Abschlussparty, ist der Beweis dafür, dass das Kindertheaterfestival das erreicht hat, was es möchte: Neugierig zu machen auf andere Kulturen und zu erkennen, dass jede Kultur aus Menschen besteht, die es sich lohnt kennenzulernen.

Ein Highlight heuer war die Einbindung des Kindertheaterfestivals in die Eröffnung des Wasser-Licht-Festvals. Die jungen Teilnehmer*innen fühlten sich geehrt und wertgeschätzt und dankten es mit Straßenaktionen. Immer wieder kam das Wasser-Licht-Festival auch sonst zur Rede, spielte in den Sketchen im Rahmen des Open Stages eine Rolle oder in der Abschlusspräsentation und Bilder der stimmungsvollen Kunstinstallation in der Stadt sind inzwischen bis nach Israel, Russland, England und in die Ukraine gereist.

Wie finanziert sich so ein Kindertheaterfestival?

Einnahmen bietet so eine Veranstaltung kaum. Die Berührungsängste des Publikums sind – sprachenbedingt – immer noch groß. Durch freiwillige Spenden bei allen acht Vorstellungen zusammen kann in etwa das eingenommen werden, was die Unterkunft von vier Kindern kostet. Daher ist die Durchführung so eines Festivals natürlich von der Unterstützung der öffentlichen Hand sowie privater Sponsoren abhängig. Gastfamilien ermöglichten, dass die ukrainische Gruppe teilnehmen konnte, Eltern beteiligten sich durch Sachspenden am Buffet und vor allem viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer ließen das Festival zu der unvergesslichen Veranstaltung werden, die es war.

Hinter der Organisation steht das Team des TPZ, allen voran Nathaly Ebner und Heidi Troi, die in monatelanger Vorbereitungszeit das Festival, die Wünsche der TPZ-Kinder berücksichtigten und schließlich auch durchführten. „Natürlich ist eine anstrengende Zeit“, fasste Nathaly Ebner das ganze Projekt zusammen, „aber es ist etwas, an das sich die Kinder ihr Leben lang erinnern werden.“ Sie spricht aus eigener Erfahrung, denn sie ist als Spielerin im Theaterpädagogischen Zentrum aufgewachsen und hat selbst einige Festivals mitgemacht. Nun möchte sie den Kindern dieselben Erfahrungen ermöglichen, die sie gemacht hat.

Das Internationale Kindertheaterfestival Hollawind ist Geschichte. Kehrt jetzt Ruhe ein im TPZ? Nein. Bevor das TPZ-Team in eine kurze Sommerpause geht, steht noch die Aufführung von „Die Menschen aus der Himmelsstraße“ an und die Gruppe aus Russland kommt zu einem Austausch nach Brixen zurück. Am 28. Mai ist die Pantomime „Wings for Clowns“ noch einmal zu sehen und danach gilt es ein Jubiläumsjahr vorzubereiten, denn das TPZ wird im Herbst 20 Jahre alt, 2020 feiert der Verein sein 30jähriges Bestehen.