Kultur | Fotobuchprojekt

Recht auf Leben

Das Buch „Donde vivo yo“ zeigt ein Land, das sonst kaum Platz in den Medien findet: Guatemala. Eine Fotoreihe über das (Über-)Leben zwischen Drogenkartell und Armut.
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Foto: Amikaro

Die „cultura de miedo“, eine „Kultur der Angst“, hat sich tief in der guatemaltekischen Gesellschaft verwurzelt. Die alltägliche Waffenpräsenz des Militärs, sowie die Polizei, Gangs und Drogenkartelle bestimmen das Leben vieler Bewohner von Guatemala-Stadt. Eine gefährliche Lebensrealität, der sich das Fotobuchprojekt „Donde vivo yo“ widmet, das von zwei Südtirolern, Evi Kostner und Fabian Kostner, sowie zwei Wienern, Raphael Reich und Ingo Kapelari, ins Leben gerufen wurde. Das Fotobuch erzählt von den schwierigen Umständen, mit denen sich KünstlerInnen, AktivistInnen, Gefängnisinsassen und TaxifahrerInnen auseinandersetzen müssen. Dennoch herrscht, insbesondere unter der jungen Generation, noch immer Hoffnung auf ein besseres Guatemala. Diese Hoffnung zeigt sich durch einen „starken Willen des Widerstands, den die guatemaltekische Gesellschaft oft in Kunst, egal ob Malerei, Rap oder Poesie ausdrückt“, so der herausgebende Verein Amikaro. Die „cultura de miedo“ soll sich so in eine Kultur des Friedens verändern. Durch das Fotobuchprojekt soll dieser Kultur des Friedens eine Stimme geschenkt werden.

Doch nicht nur die Guatemalteken sollen davon profitieren. Erwachsenen und Kindern in Südtirol soll eine Lebensrealität gezeigt werden, die sich stark von der eigenen unterscheidet. Über das Fotobuch „Donde vivo yo“ erhalten sie einen Einblick in die zentralamerikanische Gesellschaft, sowie in „lokale und globale Zusammenhänge, die für die Problematiken verantwortlich sind“, wie der Verein Amikaro unterstreicht. Ermöglicht wird dies über eine Fotoausstellung mit Filmvorführung und der Präsentation der Bücher in mehreren Schule und Vereinshäuser. Außerdem werden zwei Gäste aus Guatemala ihre ganz persönlichen Geschichten und Erfahrungen erzählen. Sämtliche Erlöse der Fotobücher werden danach zu 100 Prozent in Projekte in Guatemala fließen.

So soll vor allem Kindern und Jugendlichen, die vom Leben in einer der gefährlichsten Städte der Welt bedroht sind, eine Perspektive geboten werden. „Sie meistern ihr Leben zwischen Tod, Trauer, Arbeitslosigkeit und Drogen“, schreibt der Verein. „Angesichts des Mangels an Perspektiven besteht jedoch die Gefahr selbst in die Kriminalität abzurutschen.“ Dies will Amikaro mit seiner Entwicklungszusammenarbeit des Vereins verhindern, um einer vom Mainstream vergessen Gesellschaft „el derecho de la vida“, also „das Recht zu leben“ zurückzugeben.