Chronik | "Se questo è un uomo"

Kein Grillo in der Vollmondnacht

Die Instrumentalisierung der Shoah in den Tagen des Pessachfests.
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Um den Staatspräsident Giorgio Napolitano zu kritisieren, hat Beppe Grillo auf seinem Blog einen Artikel mit dem Titel "Se questo è un Paese" veröffentlicht, in dem eine Fotomontage mit der Aufschrift des grauenhaften Todestors von Auschwitz "Arbeit macht frei" umgewandelt in "P2 macht frei" zu sehen ist. Das ist eine inakzeptable Verharmlosung des Nazionalsozialismus. Er weiß nichts vom NS-Regime und der Massenvernichtung von Juden, Roma und Sinti, KommunistInnen und Homosexuellen, sowie der Tötung von Behinderten. Das Buch von Primo Levi "Se questo è un uomo" zu verunstalten, wie es Grillo getan hat, um einen Vergleich mit Napolitano zu konstruieren, beweist, wie gefährlich, extremistisch und tendenziell rechts der M5S-Chef ausgerichtet ist.

Gerade als dieser Post erschienen ist, habe ich gestern in der Vollmondnacht bei meinem israelischen Journalistenkollegen Jossi Bar und seiner Frau Angelika in Rom zum ersten Mal das Pessachfest gefeiert. Das jüdische Pessachfest entspricht unserem Osterfest. Es wird über den Mondkalender bestimmt. Mit den vorgeschriebenen Riten, Gesängen und Speisen wird das Fest zelebriert. Damit wird an den Exodus der Juden aus Ägypten erinnert. Auf der anschließenden Wanderung ins gelobte Land erhielten die Juden die zehn Gebote und die Thora. Jossi erklärte uns sehr locker und in kurzen Worten den Sinn der einzelnen Gesänge und der Speisenfolge. Normalerweise dauert ein häusliches Pessachfest vier Stunden, Jossi verkürzte es, um schneller zum sogenannten gemütlichen Teil des Abends zu gelangen. Ich bin ihm dafür dankbar, weil ich heute früh den Zug nach Bozen nehmen musste, nicht so ganz unausgeschlafen, wie ich befürchtet hatte.