Kultur | Salto Weekend

Richtige Seilschaften

Mit dem Kunstprojekt "Sasmujel" gibt es demnächst eine sommerliche Einstimmung auf Transart19. Die Idee zum Projekt wurzelt im Kopf des Langkofelianers Gottfried Solderer
seilschaften
Foto: Festival Transart

„Ich war noch nie auf dem Gipfel des Langkofel, ich kenne nur die Umrundungen“ erzählt Gottfried Solderer, der seit seiner Kindheit mit diesem Berg vor der Haustür aufgewachsen ist. In den vergangenen Jahren hatte er zahllose Versuche unternommen, eine Finanzierung für ein groß angelegtes Kulturprojekt aufzustellen, doch irgendwie verliefen seine Bemühungen im Kreis. Gottfried Solderer umrundete weiter, erreichte auch den Gipfel für sein erdachtes Kulturevent nicht. Seine Ideen rund um den Langkofel schienen zu versanden.


Mit einem interdisziplinären Kulturprojekt, gemeinsam mit dem Festival Transart und einer neu angepassten Umsetzung, fand Solderers Langkofel-Leidenschaft dennoch ein gutes Ende. Der Ideator ist nun froh, dass der für ihn wichtigste Berg die ihm zustehende Würdigung erhält: „Ich bin mit diesem Berg groß geworden. Immer wenn ich in meinem Leben an einen Punkt kam, wo ich nicht mehr weiter wusste hab ich an diesen Berg gedacht. Seine Standhaftigkeit hat mir immer Halt in meinem Leben gegeben.“


Der weich in die Landschaft eingebundene Berg wurde vom österreichischen Alpinisten Paul Grohmann, begleitet von zwei Bergführern, am 13. August 1869 erstbestiegen. 150 Jahre später wird am 27. Juli mit einem zeitgenössischen Kunst-, Musik- und Performancespektakel an diesen Meilenstein der Alpingeschichte erinnert. Die feine Jubiläumszahl hatte Gottfried Solderer gemeinsam mit dem Komponisten Eduard Demetz am Computer recherchiert. „Die Ursprungsidee war ja eigentlich ein Buch über den Langkofel, mit Beiträgen zahlreicher Autoren und Autorinnen: zu Erschließung, Erstbesteigung, Bergrettung, Sagenwelt, mit Interviews und gesammelten Texten“ berichtet Solderer und bedauert, dass sein Buchprojekt vorerst auf Eis liegt und „bedauerlicherweise in diesem Jahr nicht mehr erscheinen wird.“

 

Startschwierigkeiten gab es auch für das von ihm (mit-)angedachte Kunstprojekt, welches er – gemeinsam mit Eduard Demetz, dem Künstler Hubert Kostner, dem Filmemacher Andreas Pichler und der Tänzerin Veronika Riz – durchführen wollte: „Das Problem war, dass wir drei Jahre an diesem Projekt gearbeitet haben. Wir hatten von vielen mündliche Zusagen, vom Landeshauptmann, dem Kulturlandesrat und den Verantwortlichen einiger Gemeinden. Auch von den Tourismusverbänden.“
Als Trägerverein fassten die Kulturmacher anfänglich den Südtiroler Künstlerbund ins Auge, die sich vom Langkofelprojekt begeistert zeigten. Was dem ursprünglich über 200.000 Euro angesetzten Projekt allerdings fehlte, war eine schriftliche Bestätigung für eine Finanzierung. Auch ein zweiter Anlauf, das Projekt über den Südtiroler Theaterverband abzuwickeln, schlug fehl: „Das gab mir dann schon zu denken, ich habe die FF gegründet und den Raetia Verlag. Bei diesem Projekt bin ich aber an meine Grenzen gestoßen, vor allem wegen der vielen bürokratischen Hürden.“
Die richtige Seilschaft fanden Solderer und Co im Festival Transart. „Das war gut so“, kommentiert Solderer die Situation aus heutiger Sicht, „Transart verfügt über die passende Struktur. Ihnen hat es auch gut in das Konzept gepasst.“
Während die zunächst angedachten Zusatzprojekte von Andreas Pichler (Film) und Veronika Riz (Tanz) im neuen Konzept nicht mehr aufscheinen, ist mit einer Performance der Tänzerin und Choreografin Anastasia Kostner ein neues Highlight dazugekommen. Sie wird „zwischen einheimischen Bergsteiger* innen und Performer*innen Energie und Bewegung in die akustisch-bildnerische Landschaft setzen.“

 

Den Ort des Geschehens, die wuchtige Felsrarena zwischen Langkofelscharte und Langkofelhütte, bestimmte Hubert Kostner. Er geht in seiner Arbeit dem Begriff des „Gefesselt seins“ auf den Grund und umschnürt einen gigantischen Felsblock mit Kletterseilen. Eduard Demetz „spürt den akustischen Weiten der Gebirgslandschaft nach und verortet das gigantische Gesteinsmassiv mit 20 Bläsern“ heißt es in der Projektbeschreibung.

„Es heißt ja: Der Berg ruft!“ resümiert Gottfried Solderer und ruft ein bekanntes Filmzitat zur Erstbesteigung des Matterhorns ins Gedächtnis: „Ich würde diesen Satz allerdings umdrehen und sagen: Wir rufen den Berg.“ 
Den Termin zur Sasmujel-Pressekonferenz hatte Gottfried Solderer verpasst. Nicht verpassen wird der Ideator und Langkofelliebhaber den 27. Juli, wenn ab 13 Uhr die kleine Insel in den Bergen – sie ist aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen nicht Teil des UNESCO-Weltnaturerbes – zu einem Kulturschauplatz wird und an eine Erstbesteigung erinnert, von der viele Menschen bis heute profitieren.