Gesellschaft | Bozen

Spielball Skatepark

Was soll aus dem Bozner Skatepark werden? Hinter der Frage stehen enttäuschte Skater, gegensätzliche Visionen, ein gespaltener Stadtrat und ein ungewisses Schicksal.
Platza-Platzetta
Foto: Sk8project

Wenn sich zwei streiten, leidet der Dritte. So könnte der Hickhack, der zwischen den Bozner Gemeindeämtern seit langer Zeit vonstatten geht, umschrieben werden. Der Dritte sind in diesem Fall Ehrenamtliche – der Verein Skateproject – und mit ihnen zahlreiche leidenschaftliche, junge und weniger junge Skater.

 

Mehr als Sportstätte

Es war eine Sternstunde für die Bozner Skaterszene als 2013 zwischen Fußball- und Basketballplätzen der neue Skatepark auf den Talferwiesen eröffnet wurde. In Fachmagazinen wird der Park “Platza” – oder “Platzetta” – in höchsten Tönen gelobt. Zwischen 2014 und 2016 werden dort die Skateboard-Italienmeisterschaften ausgetragen. Immer wieder gibt es Contests. Skater aus ganz Europa pilgern nach Bozen, lokale Talente üben tagtäglich auf den Talferwiesen.
Doch der Park ist mehr als eine Sportstätte. Ein Treffpunkt für Jugendliche aller Sprachgruppen, die dort ihre Freizeit verbringen und Freundschaften schließen können.
Für den Erfolg maßgeblich verantwortlich sind die Mitglieder des Vereins Skateproject, die im Hintergrund wirken und seit 1999 als Lobby für die Skateszene in Bozen auftreten.

Doch der Verein und der Park sind nun zum Spielball der Politik geworden. Genauer gesagt, der Gemeindeverwaltung. Im Bozner Rathaus fühlt sich niemand wirklich zuständig für den Skatepark. Dabei befindet er sich im Besitz der Gemeinde.

 

Frustrierte Skater

Seit Langem wünscht man sich eine Lichtanlage, immer wieder fallen Reparaturarbeiten an, auch das Sicherungsnetz soll erhöht werden – Anliegen, die die Ehrenamtlichen von Skateproject um Präsident Stefano Tonini bei der Gemeindeverwaltung vorbringen. Weil es dort allerdings zu einer Verwerfung zwischen dem Amt für Jugend und jenem für Umwelt gekommen ist, herrscht Stillstand. Was Skateproject dazu geführt hat, den Kontakt mit der Gemeinde vorerst auf Eis zu legen. “Die fehlende Unterstützung vonseiten der Verwaltung hat die Motivation und den Enthusiasmus unter uns geschmälert”, schreibt Tonini stellvertretend für seinen Verein in einem Brief an die Gemeinde. “Wir haben den Eindruck, dass sich die Gemeinde nicht für den Skatepark interessiert, ihn eher als Hindernis denn als wirkliche Ressource wahrnimmt und daher selbst nichts mit dem Park zu tun haben, sondern die Sache an Dritte abgeben will.”

 

Visionen und Hindernisse

Tatsächlich ist es Stadträtin Marialaura Lorenzini, die eine härtere Gangart in Sachen Skatepark fordert. Immer wieder würden die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen nicht eingehalten, öfters hielten sich Kleinkinder oder Jugendliche ohne Helm und Schutzausrüstung darin auf. Auch mit Rollern würden die Pipes befahren. Die Situation sei “außer Kontrolle”, sagt die Umweltstadträtin im Corriere dell’Alto Adige. Sie will den Skatepark in die Obhut eines Sportvereines geben, die Struktur ausschließlich als Sportstätte geführt wissen. Auch die Forderung, künftig Eintritt zu verlangen, steht im Raum.

Eine ganz andere Vision hat der Stadtrat für Jugend, Angelo Gennaccaro. Er betont den sozialen Wert des “Platza” als sprachgruppen- und kulturenübergreifenden Treffpunkt und warnt davor, den Zugang einzuschränken.
Am Montag war der Skatepark Thema im Bozner Stadtrat. Nach einer hitzigen Diskussion wurde beschlossen, ein entsprechend scharf formuliertes Promemoria der Stadträtin Lorenzini einzufrieren. “Wir werden die Sache vertiefen und die verschiedenen Führungsmodelle prüfen”, teilt Bürgermeister Renzo Caramaschi mit.

Einer, der sich noch sehr zurückhaltend gibt, ist Tobe Planer. Dabei ist er es, der als Gemeinderat, aber vor allem als Jugendarbeiter und Szenenkenner den neuen Skatepark und den Bozner Skateverein entscheidend gefördert und unterstützt hat. Von den unterschiedlichen Visionen in der Gemeindeverwaltung weiß Planer, die gebe es schon lange. Offen gegen seine Parteikollegin Lorenzini will der Grüne Gemeinderat aber nicht auftreten. Doch er lässt durchblicken: Glücklich über den Weg, den die Stadträtin gehen will, ist er nicht. Der Skatepark sei eine “wichtige Einrichtung” und müsse “als Ort des Zusammenseins, als sozialer Treffpunkt und nicht wie eine Squash-Halle” behandelt werden, so Planer. Ein freier, niederschwelliger Zugang sei dabei fundamental. Gegenüber salto.bz hält sich Planer bedeckt: “Ich wünsche mir, dass eine vernünftige Lösung im Sinne der Benutzer und der Jugendlichen gefunden wird.”

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Profil für Benutzer Michael Kerschbaumer
Michael Kerschbaumer Di., 20.03.2018 - 17:06

Südtirol ist übersät mit Quadratkilometern an verschlossenen Fußballplätzen und Sportanlagen. Auch die Talferwiese wird zusehend privat genutzt, verwaltet und fur wenige zugänglich gemacht. Ein eingezäunter Skatepark? Ist doch ein grosser Witz. Stadtentwicklung? Anstelle sich darüber zu sorgen sollte es die Gemeinde Bozen endlich dafür sorgen öffentliche WC Anlagen und Grillplätze einzurichten. Viele Europäische Grossstädte gehen mit gutem Beispiel voran. Bei uns hat jeder Hund mehr Rechte...

Di., 20.03.2018 - 17:06 Permalink