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Teilzeitmänner Südtirol gesucht

Neun von zehn Männern wollen es, aber nur einer von sieben tut es: Teilzeit arbeiten. Zu diesem Schluss kam das schweizerische Projekt "Der Teilzeitmann."

Wieder einmal machen es die Schweizer vor. Wo ein Wille da ein Weg. Auf über 20 Prozent soll der Anteil teilzeitarbeitender Männer in der Schweiz steigen. Bis 2020 will Andy Keel dieses Ziel erreichen. Mit dem deutsch-schweizer Projekt, das sich auch auf Österreich ausgedehnt hat, soll es gelingen. Es heißt, schlicht und ergreifend: Der Teilzeitmann.

Träger des Projekts ist männer.ch, finanziert wird es vom Bund. 2013 wurde eine repräsentative Umfrage gestartet. Das Ergebnis: 90 Prozent der befragten Schweizer Männer möchten ihr Arbeitspensum reduzieren, nur 13 Prozent aller Männer und acht Prozent der Väter von kleinen Kindern arbeiten derzeit in Teilzeit. Daten aus Deutschland liefern ein ähnliches Bild: 6 Prozent der Väter arbeiteten 2012 in Teilzeit, 69 Prozent sind es bei den Müttern.

Daten aus Südtirol liefert das AFI aus dem Jahr 2009:

"Teilzeitbeschäftigung, die unter Frauen sehr weit verbreitet ist  (37,4% der Arbeitnehmerinnen arbeiten mit verkürzter Arbeitszeit im Vergleich zu 2,2% bei den Männern), ist bei den leitenden Führungskräften überhaupt nicht zu verzeichnen, bei den mittleren Führungskräften nur in äußerst geringem Maße: Lediglich 0,6% der mittleren Führungskräfte verfügen über einen Teilzeitvertrag. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Teilzeitbeschäftigung und Karriere augenblicklich unvereinbar sind bzw. für unvereinbar gehalten werden.

Der Teilzeitmann sieht das anders, oder besser gesagt, der Gründer Andy Keel. "Wer den Schritt wagt, dem winken ein selbstbestimmtes Leben und eine höhere Lebensqualität. Und je mehr Männer - auch mit Führungsverantwortung - Teilzeit arbeiten, desto mehr werden es auch viele gute ausgebildete Frauen tun können", heißt es auf der Homepage.

Andreas Lehmann hat 2004 auf Teilzeit reduziert. Damit auch seine Frau zum Zuge kam, um aus dem klassischen Rollenbild auszubrechen. Für den studierten Umweltechniker war und ist es alles andere als leicht:

Zu Hause liegen mir die Kinder in den Ohren, und im Betrieb verpasse ich vielleicht den nächsten Aufstieg. Ich bin ein moderner Teilzeitvater! Ja. Aber wie fühle ich mich dabei eigentlich? Stolz? Verzweifelt? Ausgebrannt?

Das Trilemma der Frau schreckt viele Männer ab, weiß Eberhard Siegl, Leiter des Männerbüros Salzburg. Toll im Job, toll im Haushalt und dann noch ein lieber Vater und Ehemann - wer kann das stemmen? Siegl:"Aus meiner Beratungstätigkeit ist mir bekannt, dass sich junge Männer zunehmend operativ unfruchtbar machen lassen, um nicht in diese Tretmühle zu gelangen.“

Der Teilzeitmann will dem entgegenwirken. Multitasking kann gelingen, wenn Mann und Frau zusammen stehen.

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Michael Bockhorni Mo., 20.10.2014 - 23:25

tja da gibt einiges zu tun. selbst im sozialbereich (= frauenberufe) war es für mich nicht leicht einen teilzeitjob (in verantwortlicher position) zu finden. vielleicht kann sich da meran als partnerstadt salzburgs bei der umsetzung des gleichstellungsplans mit dem männerbüro zusammentun und mehr teilzeitjobs für männer in der öffentlichen verwaltung schaffen

Mo., 20.10.2014 - 23:25 Permalink