Gesellschaft | JUGENDDIENSTE

Teamfähigkeit für die Zukunft

„Wie der Wandel gelingen kann“ und „Was wir für Beziehungsbildung tun können“.
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Foto: AGJD

Gedankenaustausch und Vernetzung standen sowohl beim Bezirkstreffen für die ehrenamtlich Tätigen der Jugenddienste sowie bei der Frühjahrstagung für die beruflichen Mitarbeitenden der Jugenddienste im Mittelpunkt. Referent war bei beiden Veranstaltungen, welche von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) organisiert wurden, der Leiter des Forums Lebensqualität Österreich Gerald Koller. Zentrales Thema an beiden Tagen mit insgesamt über 100 Anwesenden waren die Fragen „Wie der Wandel gelingen kann“ und „Was wir für Beziehungsbildung tun können“.

Gedankenaustausch und Vernetzung

Das Bezirkstreffen für die ehrenamtlich Tätigen der Jugenddienste und die Frühjahrstagung für die beruflichen Mitarbeitenden boten Platz für kollegiale Beratung, Erfahrungs- und Ideenaustausch sowie Vernetzung. Organisiert wurden die beiden Tage, an denen insgesamt über hundert ehrenamtliche Vorstandsmitglieder und berufliche Mitarbeitende der Jugenddienste teilnahmen, von der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste, dem Zusammenschluss der Jugenddienste – gerade mit dem Ziel, sich verstärkt zu vernetzen und den Blick noch weiter über den eigenen Tellerrand hinauszuwagen.

Anregungen und Input kamen von Gerald Koller, Autor, Volksbildner und Wegbereiter innovativer Bildungsmodelle. Wie können wir in mit den vielen Herausforderungen unserer Zeit „Die Welt im Wandel“ – Wirtschaftskrise(n), Flüchtlingsströme, digitale Revolution, Globalisierung … – Herausforderungen der Gegenwart – umgehen?

G. Koller: Sicher nicht durch das Einzelkämpfertum, zu dem wir im bisherigen Konkurrenzsystem erzogen wurden. DER Zukunftsbaustein zum Bau einer gelingenden Welt für alle heißt Empathie, Kooperationsfähigkeit und Teamgeist – über alle Grenzen hinweg. Denn auch all die genannten globalen Probleme reichen über alle Grenzen hinweg.

Veränderung ist auch oft mit Angst verbunden. Wie kann Wandel trotzdem gelingen? Was können/müssen/sollen wir aus der Geschichte der Menschheit lernen?

G. Koller: Angst macht dumm – wenn wir uns ihr nicht stellen. Es heißt also: umdrehen und ihr ins Auge sehen. Und plötzlich ist sie gar nicht mehr so groß…. Krisen bewältigen wir am besten mit lebensklugem Humor, denn die heftigste Krise, unsere Geburt, haben wir schon hinter uns.

Wo und vor allem wie kann die Jugendarbeit hier ansetzten?

G. Koller: Indem die Jugendarbeit nicht mehr die alte Bildungsformel nachbetet: „Lern was – dann bist was – dann hast was – dann geht’s dir gut!“, sondern sich auf die Entwicklung neuer Landkarten macht. Eine könnte sein: Beziehungsbildung schafft innere Sicherheit, ermöglicht Empathie und eine empathische Gesellschaft entwickelt Lebensqualität.

Alte Landkarten über Bord werfen

Wir leben in einer Zeit des Wandels. Die Veränderung von Zivilisation ist ein Kontinuum in der Geschichte der Menschheit – deshalb dürfen Veränderungen auch keine Angst machen. Vielmehr muss man sich verstärkt die Frage stellen, wie können neue Landkarten aussehen, die in die Zukunft führen? Gerade auch in der Jugendarbeit sind neue Landkarten wichtig: wie können wir gemeinsam vordenken, wie solche neue Landkarten aussehen können, was ist für uns alle eine wünschenswerte Welt, was werden die Jugendlichen in Zukunft brauchen? Eine solche neue Landkarte könnte Beziehungsbildung sein: diese schafft innere Sicherheit und diese wiederum ermöglicht Empathie und eine empathische Gesellschaft entwickelt Lebensqualität, so Referent Koller. Außerdem wird hat das Bildungsversprechen der Wachstumsgesellschaft: Ausbildung = Lohnarbeit = Wohlstand = Wohlbefinden bereits heute Schieflage und wird sich morgen nicht mehr spielen.

Beziehungsbildung – Jugenddienste spinnen Netze

„Kein Schmerz ist dumpfer als der der Beziehungsarmut“ – wie ist das gemeint?

G. Koller: Nicht Konflikte sind das Problem, sondern unser Umgang damit. Gewalt oder Rückzug – zum Beispiel in die a-sozialen Medien, die Äußerungen ohne Resonanz ermöglichen und oft zu Beziehungsillusionen oder aber Shitstorms führen.

Beziehungsbildung heißt auch Vernetzung und Netzwerke bilden und pflegen. Beziehungsbildung heißt für die Jugenddienste mehrere Ebenen bewegen: VerantwortungsträgerInnen der Jugendarbeit auf Ort- und Bezirksebene, verschiedene Gremien und Organisationen, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Beziehungsbildung heißt auch aufeinander zugehen, gerade, wenn etwas (angeblich) anderes ist, den Dialog suchen und das Potential von Diversität erkennen. Damit die Begleitung der jungen Menschen in ihrer Entwicklung zu mündigen Persönlichkeiten bestmöglich gelingen kann, ist es unumgänglich, in den Netzwerkaufbau, auch über den eigenen Bereich hinaus, zu investieren, so dass Organisationen in den unterschiedlichen Bereichen nicht mehr abgeschottete Inseln sind, sondern eine zusammenhängende Landschaft. Die Arbeit der Jugenddienste basiert auf Beziehungsbildung! Beziehungsbildung als Basis und Ziel jedes Bildungsgeschehens – wo muss angesetzt werden, damit dies gelingt? G. Koller: Immer beim Nächsten, bei der Nachbarin, bei denen, die (angeblich) ganz anders sind. Nur so kann – auch ein globales – Mit-ein-ander entstehen.