Umwelt | Naturschutz

Vom Wert der Lärchenwiesen

Für die junge Südtiroler Biologin Veronika Fontana ist der Erhalt der Lärchenwiesen in mehrerer Hinsicht sinnvoll. Ihre Studie soll beweisen, warum.

Lärchen gehören zur traditionellen Südtiroler Almlandschaft. 18% des Baumbestandes im Land machen sie aus und sind somit nach den Fichten die am zweithäufigsten vorkommende Baumart. Einen Sonderfall stellen die Lärchenwiesen dar, eine durch Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft, die parkähnliche Lärchenwälder mit reichlichem Graswuchs vereinen.

Wald und Wiese

Aus ebendiesem Grund plädiert die Bozner Biologin Veronika Fontana für den Erhalt der Lärchenwiesen.

Ihrer vom deutschen Stifterverband finanzierten Forschungsarbeit widmet die österreichische Tageszeitung Die Presse einen ausführlichen Beitrag.

"Lärchenwiesen sind eigentlich eine Vereinigung der zwei Ökosysteme Wiese und Wald", so Fontana, und erlaube daher "die Doppelnutzung der Fläche". Einerseits dienen die Lärchenwiesen zur Holzgewinnung, andererseits bieten sie eine Weidefläche für Nutztiere und liefern Heu für den Winter. Darüber hinaus seien noch weitere, wertvolle Leistungen der Lärchenwiesen erkennbar: Landschaftlich reizvoll bieten sie einen guten Lebensraum für viele Tiere, Insekten, essbare Pflanzen, Heilpflanzen sowie gefährdete Arten und im Winter Schutz vor Lawinen.

Naturschutz "zahlt sich aus"

Um den Erhalt der Lärchenwiesen nicht nur aus ökologischer, sondern auch ökonomischer Sicht sinnvoll zu machen, verwendet Fontana in ihrer Arbeit das Konzept der Ökosystem(dienst)leistung. Häufig würde die traditionelle Bewirtschaftung und der Erhalt der Kulturlandschaften aufgegeben, weil für die Bauern und Bäuerinnen wirtschaftlich nicht rentabel. Das Anfang des Jahrtausend entwickelte Konzept der Ökosystemleistung sieht eine Ökonomisierung der Natur und des Naturschutzes vor. "Damit sind Produkte und Leistungen gemeint, die die Natur den Menschen bietet", erklärt die Südtirolerin den noch jungen Begriff.

Das Konzept wurde entwickelt, um jenen, die rein marktwirtschaftlich argumentieren und deshalb so manches Naturschutzprojekt als fragwürdig abtun, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein Beispiel: Kann der Ernterückgang im Obstbau durch das Bienensterben in Milliarden Euro beziffert werden, sind die Bienen mit einem Schlag nicht mehr nur um ihrer selbst willen schützenswerte Insekten – sondern aus Gründen, die Milliarden Euro wert sind.

Trotz der Kritik an dem Konzept der Ökosystem(dienst)leistung als rein westliche, auf den Menschen bezogene und ausschließlich Ökonomisierungslogiken folgende Sichtweise, erfreut es sich in internationalen Forschungen und Diskussionen immer größerer Beliebtheit.

Südtirols Lärchenwiesen unter der Lupe

2011 hat Fontana an über 160 Stellen in ganz Südtirol das Ökosystem Lärchenwiesen untersucht und auf den immer noch traditionell genutzten Flächen eine um das zweifach höhere Biodiversität vorgefunden als auf den stark gedüngten ehemals traditionell genutzten Wiesen. "Auf Lärchenwiesen finden Wald- und Wiesenpflanzen ihre Nischen und verdrängen sich nicht gegenseitig", erklärt Fontana. Diese Vielfalt geht verloren, sobald die Wiesen nicht mehr bewirtschaftet werden bzw. durch Intensivierung der Flächennutzung, um öfter mähen zu können.

Fontana: „Die Bauern und Bäuerinnen müssen für die Landschaftspflege etwas bekommen“

Die Ergebnisse der Studie sind also eindeutig: Durch regelmäßige Pflege und extensive Nutzung der Lärchenwiesen wird ein Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und Biodiversität in Südtirol geleistet werden.

Derzeit wird der Erhalt der Lärchenwiesen in Südtirol mit Prämien gefördert. "Ich hoffe, dass meine Arbeit dazu beiträgt, den Wert der Lärchenwiesen in der Bevölkerung zu verankern, damit das auch in Zukunft so bleibt", wünscht sich Veronika Fontana.