Politik | Diskussion

STF sieht Grün

Warum werden immer die Grünen gefragt? Die Süd-Tiroler Freiheit kritisiert RAI Südtirol und spricht von einer “gelenkten Ungleichbehandlung” bei der Auswahl der TV-Gäste.
RAI-Sitz
Foto: Hannes Prousch

Wenn bei RAI Südtirol Diskussionssendungen laufen, zählt die Süd-Tiroler Freiheit immer ganz genau mit. Nicht zum ersten Mal veröffentlicht sie nun eine Statistik – und nicht zum ersten Mal äußert sie Kritik. Und zwar am “Grünen Staatsfunk RAI”.

Erinnern Sie sich, wer am 9. Jänner 2017 bei der RAI-Sendung Am Runden Tisch dabei war? Die Süd-Tiroler Freiheit weiß es: Philipp Achammer, Brigitte Foppa, Sven Knoll und Ulli Mair diskutierten damals über die Frage “Einwanderungsland Südtirol?” Eine seltene Runde, wenn man den Überblick durchsieht, den die STF auf ihrer Website veröffentlicht hat. Demnach hat es zwischen 2017 und dem jungen Jahr 2019 insgesamt 87 Diskussionssendungen auf RAI Südtirol gegeben. 14 Mal war ein STF-Vertreter dabei, 19 Mal ein Freiheitlicher – und ganze 33 Mal ein Grüner. Dass die RAI angeblich “kaum eine Diskussionssendung ohne links-grüne Beteiligung” abhält, stößt der STF sauer auf.

‘Was sagen eigentlich die Grünen dazu?’ Das scheint in der Rai-Redaktion die beliebteste Frage zu sein, wenn eine Diskussionsendung ansteht. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob es gerade um Salvini, Riesenrad, Lega, Arbeitnehmer oder einen umgekippten Sack Reis in China geht. Fast schon wöchentlich wird ein Vertreter der Südtiroler Grünen in eine Diskussionssendung (Pro&Contra oder Runder Tisch) im Staatsfunk geladen”, so die Kritik, die die STF vorbringt.

In einer Aussendung heißt es: “Allein seit den Landtagswahlen wurde die Grünen-Politikerin Brigitte Foppa fünf Mal (!) zu Pro&Contra bzw. zum Runden Tisch geladen. Mehr als jeder andere Südtiroler Politiker bzw. jede andere Politikerin. Insgesamt elf Mal bekamen seither die Vertreter der Grünen eine Bühne durch RAI Südtirol. In der gleichen Zeit wurden Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit und der Freiheitlichen zusammen nur sechs Mal zu einer Diskussionssendung geladen.”

Bei der Süd-Tiroler Freiheit kann man nur zu einem Schluss gelangen: “Es ist offensichtlich, dass die RAI die grünen Politiker bevorzugt!” Nun kündigt man an, “gegen diese gelenkte Ungleichbehandlung vorgehen” zu wollen. “Wir werden beim Kommunikationsbeirat in Bozen sowie bei den zuständigen RAI-Behörden in Rom intervenieren.”

Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Süd-Tiroler Freiheit beim Landesbeirat für das Kommunikationswesen interveniert. Bereits 2013 hatte man wegen einer vermuteten “eklatanten Ungleichbehandlung” eine Eingabe gemacht. Der Kritik begegnete die heutige Chefredakteurin von RAI Südtirol, Heidy Kessler – damals als Vize-Chefredakteurin – mit einer deutlichen Abfuhr. Die effektive Gleichbehandlung bei Sendezeit und -dauer, die so genannte par condicio, gilt nämlich nur in Wahlkampfzeiten. Außerhalb der Wahlzeiten gilt für die lokalen Hörfunk- und Fernsehsender ein Selbstregulierungskodex, durch den Pluralismus in der Berichterstattung garantiert werden soll. “Und unsere Beiträge und deren Gestaltung werden wir auch in Zukunft nach inhaltlichen Kriterien auswählen und nicht nach statistischen”, so Kessler.

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Sepp.Bacher Fr., 01.03.2019 - 12:09

Oliver, "... dass Journalisten überdurchschnittlich oft links-grün gesinnt sind." Ich glaube, das trifft nicht speziell auf Journalisten zu, sondern m.W. allgemein auf Akademiker und Bildungsbürger.
Es kommen bei Rai-Südtirol bei Diskussions- oder Anrufsendungen ja nicht nur Politiker zu Wort, sondern auch Fachleute und Verbandsvertreter. In der Flughafenfrage habe ich mich an den damaligen Chef-Redakeur Mayr und in der Diskussion um eine Rentenanpassung an die jetzige Chef-Redakeurin Kessler gewand, weil ich den umgekehrten Eindruck hatte, als die STF, weil vermehrt Personen zu Wort kamen, die z.B. pro Flughafenausbau usw. waren, also keine Grüne Linie vertraten. Beides mal habe ich auch eine Antwort erhalten wie: "...unsere Beiträge und deren Gestaltung werden wir auch in Zukunft nach inhaltlichen Kriterien auswählen und nicht nach statistischen." Die Wahrnehmung von Ungleichgewicht misst sich nicht nur anhand von Politikeräußerungen!

Fr., 01.03.2019 - 12:09 Permalink
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△rtim post Fr., 01.03.2019 - 14:49

Gesinnungsjornalismus und #framing, zudem in öffentlich-rechtlichen Medien, die zusätzlich auch noch durch Zwangsabgaben finanziert werden, geht gar nicht.
Dafür haben wir ja schon unsere (digitalen) Zeitungen und Plattformen - auch auf Facebook...

Fr., 01.03.2019 - 14:49 Permalink
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Manfred Klotz Sa., 02.03.2019 - 08:57

Oliver, dass Journalisten "überdurchschnittlich" links-grün orientiert sind, würde ich nicht sagen. Ich würde eher sagen, dass Journalisten eher progressiv als konservativ eingestellt sind. Das hängt mit den Denkmustern zusammen. Von einem Journalisten wird verlangt, dass er einen erweiterten Horizont hat und abseits der Schemata überlegt. Dass das einem konservativ eingestellten Menschen schwerer fällt, ist wissenschaftlich belegt. Vergleiche die Studien von Satoshi Kanazawa, Ian Deary, Detlev Rost et al. Krass formuliert sagen deren Studien "Tradition kommt ohne Denken aus".
Wie du bezweifle ich allerdings, dass die RAI links-grün orientiert ist (der Grund liegt auf der Hand und ist jetzt auch nicht unbedingt positiv) und zwar weder auf lokaler noch auf staatlicher Ebene. Die Wahl der Gesprächspartner hängt schon in erster Linie vom Thema ab.

Sa., 02.03.2019 - 08:57 Permalink