Umwelt | Zoologe spricht vom

Artenkiller industrielle Landwirtschaft

Wörtlich titelt die deutsche Zeitung: „Momentan killt die industrielle Landwirtschaft die meisten Arten“. Diese Kernaussage eines bayrischen Professors
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im Interview des Tagesspiegel wird nerven, sie soll das! Denn täglich rotiert das Hamsterrad der industriellen Landwirtschaft, werden  Monokulturen mit tollen Maschinen „gepflegt“ und ausgedehnt, Tonnen von Pestiziden und synthetischen Kunstdüngern ausgebracht, Urwälder für Industriepflanzungen zu immer mehr Fleischzucht abgeholzt, riesige Containerschiffe – weit größer als die größten schwimmenden Hotels!-  ziehen landwirtschaftliche Massenprodukte über die Meere. Das killt tatsächlich umfassend, vermindert täglich die Artenvielfalt. Das gehört eingebremst. Das passiert aber nicht, im Gegenteil! das Rad legt täglich einen Zahn zu!

Im Interview verweist Prof. Schrödl zunächst auf die  dringendste Maßnahme zur Rettung des Klimas „Wir sollten schleunigst eine Billion Bäume pflanzen und pflegen, am besten naturnah und in den Tropen, wo man sie früher abgeholzt hat. Und wir müssen zuallererst noch unbedingt mit der Entwaldung aufhören und Wälder schützen.“ Und erklärt „Pflanzen nehmen ja 30% von dem anthropogenen CO2 auf und wachsen damit noch gut. Das funktioniert aber nur in gewissen Grenzen...“. Er betont zudem die Wichtigkeit der Erforschung  der Tierarten: „... von den allermeisten Arten wissen wir nicht mal, ob sie existieren oder nicht. Das muss man sich klarmachen! Es gibt Studien, die sagen, dass wir bloß zehn Prozent der tierischen Artenvielfalt kennen. Andere sagen, maximal kennen wir schon 20 Prozent.“, wobei „Ungefähr 80 Prozent der Artenvielfalt auf dem Planeten...Insekten und ähnliche Tiere...sind.“. 

Das erinnert mich stark an die Grundhaltung mancher Bauern, begründet durch ihre von den „Pflanzenschützern “ genährte Angst vor Schädlingen, die die Ernte vernichten könnten, in Wirklichkeit aber nicht nur dem global- bayerischen Pflanzen-„Pharmakologen“ nützen, immer neue  Produkte gewinnbringend zu verkaufen. Interessante Aussage in diesem Zusammenhang von Professor Schrödl:„Mein Chef sagt immer: ‚Der Großteil der Arten ist klein und hässlich.’ Ich würde sagen, die Schönheit liegt im Detail. Jede Art kann was und wenn sie fehlt, dann fehlt halt was. Wenn das bei einer Mückenart passiert, dann macht es keinem groß was aus. Aber wenn es bei Tausenden von Arten passiert, dann macht das sehr wohl was aus. Dann fehlt Nahrung für andere, dann geraten die Stoffkreisläufe aus dem Gleichgewicht. Um sich vernünftig darum zu kümmern, dass die Artenvielfalt nicht allzu schnell verloren geht, sollte man wissen, was es gibt, was die Tierarten brauchen und was sie im System tun.“.

Meine Meinung zur Aussage des Professors: Statt mit „Pflanzenschutz“ sollte sich auch die hiesige Forschung der Laimburg und der Universität lieber mit den Bodenlebewesen als Gesamtheit und als Bedingung für die Artenvielfaltbeschäftigen – die sorgen für die Fruchtbarkeit der Böden und nicht die bayerschen Produkte gegen kleine „hässliche Tierchen mit Zangen und Antennen“, die die Pflanzen davor „beschützen“.

Und die Forderung nach Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad, fragt die Interviewerin, bringt die nichts? Doch! Aber das allein bringt gar nichts. Weil die Hauptgründe des Artensterbens noch der Landverbrauch und die Umweltverschmutzung sind. Momentan killt die industrielle Landwirtschaft die meisten Arten. Und wenn man das nicht abstellt, dann bringt Klimaschutz nichts.“Also müssten wir zuerst etwas in der Landwirtschaft tun?" Ohne das wird es überhaupt nicht gehen. Wenn Landwirtschaft weiter so Land verbraucht und die Umwelt vergiftet, macht das die Böden und die Organismen kaputt. Das hat Auswirkungen weit über die eigentlich besprühte Fläche hinaus. Über Gewässer und Wind werden die Pestizide überall hin verbreitet. Es ist eine reine Illusion, dass sie lokal verwendbar sind.  

Landwirtschaft muss sich massiv ändern, das heißt, unsere Ernährung muss sich massiv ändern. Im ökologischen Landbau gibt es keinen synthetischen Pestizideinsatz und keinen chemischen Dünger, der ja ein Riesenenergiefaktor ist. Kunstdünger herzustellen verbraucht sehr viel Energie und damit produziert man sehr viel CO2. 

Auch intensiver konventioneller Anbau von Energiepflanzen geht meist auf Kosten der Umwelt und Artenvielfalt. Dann geht es weiter mit dem Fleischverbrauch. Der wird sich nicht weiter steigern lassen, ohne weitere Urwälder zu roden, was man tunlichst bleiben lassen sollte. Also vom Fleischkonsum müssen wir weg und andere sollten den gar nicht erreichen. 

Und wir müssen weg vom kurzfristigen Profit, der ja eigentlich gar keiner ist: Natur- und Umweltschäden gehören genauso eingepreist wie die Kosten für Gesundheits- und Sozialsysteme.“.

Soweit das Interview. Was der Professor nicht sagen würde, ist der Umstand, dass  sich die Chemiekonzerne in den vergangenen Jahrzehnten weltweit ganze Forschungszweige geschnappt haben, um sie ihrem Profitsystem unterzuordnen. Doch die Naturkreisläufe folgen nicht diesem System, und letzten Endes lassen sie sich nicht ver-forschen. Auch wir VerbraucherInnen haben diese Konzerne global gewähren lassen, haben das Schicksal unserer Erde, unsere Zukunft in die Hände einiger Weniger gelegt, welche im Rausch von Macht und Eigentum uns allen den Fortschritt, die Wissenschaftlichkeit und die Technikgläubigkeit predigten und dabei gleichzeitig das soziale Gleichgewicht weltweit durcheinander brachten über die systematische Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Ausbeutung von Menschen in ihrer angestammten Heimat bei legaler und illegaler Geschäftstüchtigkeit. Wir haben das „übersehen“, auch davon  profitiert, z.B. mit billigen Lebensmitteln, Kleidern und Reisen in alle Welt, haben bewusst oder unbewußt in unserem kleinen Maßstab selber unsere Umwelt mit Füßen getreten. 

„Friday for Future“ war ein guter Anstoß. Klare Stellungnahmen von Wissenschaftlern wie die vorliegende von Prof. Schrödl vertiefen das Bewusstsein über die wahre Lage, ermöglichen erhöhte Wachsamkeit über die Verursacher des Desasters.

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Günther Mayr Mi., 31.07.2019 - 19:16

legen sie ruhig mal hand am eigenen garten an, dann vielleicht erahnen sie mal was es heißt im "schweisse deines angesichtes sollst du dein brot..."

Mi., 31.07.2019 - 19:16 Permalink
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Klaus Griesser Fr., 02.08.2019 - 17:56

Es ist mir völlig bewusst, dass "weg von Pestiziden"! nicht einfach ist - wie oft habe ich heuer schon in meinem kleinen Obstgarten die Jauschtriebe händisch abgezwickt statt Fungizide zu spritzen...vor allem aber im Bewusstsein machtlos zu sein, solange industrielle Monokulturen statt Wechselkulturen kräftig subventioniert werden. Mit Ihrer Stellungnahme bekräftigen Sie im Grunde die Richtigkeit der Kernaussage.

Fr., 02.08.2019 - 17:56 Permalink
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Günther Mayr Di., 13.08.2019 - 11:56

Antwort auf von Klaus Griesser

Es gibt auch resistente Sorten. Für einen Hausgarten super!
Erneuern sie Ihre "Jauschbäume", wäre nur allzu logisch!
Sonst kommen Ihnen die "industriellen Monokulturen" noch zuvor:
Jedes Jahr kommen neue, resistente Sorten dazu - Gottseidank!
Wechselkultur? - nehme an Sie meinen Ackerbau (=normalerweise Monokultur).

Di., 13.08.2019 - 11:56 Permalink