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Rückblick auf die Sommerschule

"Toxische Beziehungen – wie heilen" lautete der Titel der diesjährigen "Summer School Südtirol 2021"  Auch diese siebte Ausgabe fand in Feldthurns statt.
Summer School Südtirol3
Foto: Summer School Südtirol

Seit durch die Pandemie das Fluide, das dynamische Moment von Begegnungen im sozialen und öffentlichen Raum vertrocknen, sind die Auseinandersetzungen häufig knöchern, hart und vergiftet.  „Infiziert – soviel ist sicher, sind wir alle, ganz unabhängig davon, ob die Realitäten das Virus anerkennt, oder ob sie geleugnet werden.“ meinte Maxi Obexer, künstlerische Leiterin, in ihrer Eröffnungsrede. „Mit dem Virus“, so Obexer, „verschärften sich die Unterschiede, die lange vor dem Virus existierten, die ungleichen Gewichte in unseren Systemen wiegen noch schwerer, die Spannungen, die sich in Gewalt entladen, treffen wieder und vermehrt Frauen.“ 


Die Summer School Südtirol thematisierte die Gewaltverbrechen an Frauen und Mädchen auf mehreren Ebenen. In der digitalen Welt, in den sozialen Medien – und in Bezug auf die Femizide, die sich seit der Pandemie verdoppelt haben.

Digitale Gewalt in privaten wie öffentlichen Beziehungen  

Nivedita Prasad von der Alice Salomon Hochschule Berlin, stellte in ihrem neu erschienenen Buch Geschlechtsspezifische Gewalt in der Digitalisierung die verschiedenen Formen von Gewalt vor, die im Netz und mit Hilfe neuester Technologien ausgetragen werden. Hassreden, Diffamierungen, Cyberstalking sind einige der Begriffe, die sie definiert. Ein Netzwerk aus juristischer, technologischer und politischer Expertise könnte vieles erreichen, um digitale Gewalt und ihre zerstörerische Kraft zu entschärfen.


Mit Musik von Markus Doggi Dorfmann, der aus seinem unerschöpflichen Repertoire etliche „Beziehungssong“ herausgriff und vortrug, sowie der Lesung von Rosalyn D’Mello endete der Eröffnungsabend. D’Mello ist Schriftstellerin und Kolumnistin bei Mid Day in Mumbai und lebt seit 2019 in Tramin. Sie las aus ihrem Debütroman Handbook for my lover und einen ihrer neueren Texte, der ihr Ankommen in Südtirol beschreibt.  


Literarisch-dramatische Arbeit in den Werkstätten  

In den Werkstätten wurden die neuesten dramatischen Formen anhand der Werke und Projekte von acht Künstlerinnen und Künstlerin besprochen. Das Crossover an Angeboten, neue digitale Formen, das immersive Theater, die Kunst des Video-Essays sowie neueste Entwicklungen im Slam-Poetry waren dabei die Themen. Anna Künig, Slampoetin aus Südtirol und Philosophiestudentin in Frankfurt, war dabei ein "Star" dieser Summer School.

 

Das Zusammenspiel von Theorie und Kunst hat die aus Südtirol stammende und in London lebende Philosophin und Filmkünstlerin Judith Rifeser in ihrem Film behandelt. Einer Kunst, der auch die in Holland lebende Filmkritikerin und Künstlerin Dana Linssen nachgeht. Oper und Theater, die Möglichkeiten und ihre Grenzen, behandelt der Dramatiker Jan Geiger, der sich die weiblichen Figuren in den Opern vornimmt, von der Schönheit, dem Schmerz, und der darunterliegenden Gewalt erzählt.  


Kunst des Plakats und einer Plakatkampagne

Mit den Mitteln der Kunst und der Literatur, wurde eine politische Kampagne lanciert, die sich mit den Gewaltverbrechen an Frauen und Mädchen auseinandersetzt. In einer Zusammenarbeit von Lungomare, Kunst Meran/o Arte und der Summer School Südtirol erarbeiteten Künstler:innen und Autor:innen Plakate, die der Normalität dieser Gewalt den Kampf ansagen. Auch Hure und Heilige, das neue Buch von Barbara Bachmann und Franziska Gilli, wurde vorgestellt.