Politik | Aus dem Blog von Hannes Obermair

Die Rechtsaltertümer vom 5. 9. 1946

"German speaking inhabitants of the Bolzano Province and of the neighbouring bilingual townships of the Trento Province will be assured a complete equality of rights with the Italian-speaking inhabitants, within the framework of special provisions to safeguard the ethnical character and the cultural and economic development of the German-speaking element ..."

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Foto: Centro giovani TILT

So das Evangelium secundum Carolum atque Alcidem, der volle Text unter http://www.regione.taa.it/biblioteca/normativa/bilaterali/Italian.pdf

Ist es bloß ein Rechtsdenkmal, also das Zeugnis einer früheren Kultur, gar einer vergangenen? Hand aufs Herz: Wer heute vom "Pariser Vertrag" spricht, dem schlägt wohl eine leicht spöttische Mischung aus Unverständnis und Mitleid entgegen. Dabei handelt es sich beim Annex des internationalen Friedensvertrages nach dem Tod der faschistischen Diktaturen um ein grundstürzendes Dokument, das zur Elemententafel Südtirols, aber auch Italiens und Österreichs gehört, und damit eine verbindende Archäologie und Allianz des Rechts darstellt.

Der eigentlich krude Text ("German speaking element") ist in seiner Nüchternheit Programm und bildet den Rahmen eines Bildes, das im Wesentlichen erst gemalt werden musste. Die Bedeutung des gerade mal seitenlangen Textes liegt wohl darin, dass er eine vielseitig praktikable Metapher für das Handeln bot und bietet, und zwar für alle Konfliktparteien. Die Grenzen von Historie, Jus und Fiktion waren nicht klar gezogen, darin liegt wohl das eigenartig Rechtsaltertümliche (Jacob Grimm) des Abkommens begründet – unermüdlicher Stoff für Politiker, aber ebenso Märchenforscher, Historiker, Politikwissenschaftler, Linguisten...

Kann denn Frieden durch Sprache erreicht werden? Wenn Antagonisten unterschiedliche politische und symbolische Praktiken benutzen, um ihre Ziele zu erreichen, wird es stets unübersichtlich, spannungsreich, mitunter happig. Aber zugleich schwingt immer auch Anerkennung für das jeweilige Gegenüber mit, und schließlich treten die Gemeinsamkeiten immer stärker hervor als das fallweise Trennende.

Luhmann'sche Autopoietik bei Gruber und De Gasperi? Das Fragment aus der Zeit der Vorsokratiker, pardon: Vorautonomisten, verdient es jedenfalls, in Stein gemeißelt zu werden – nicht gerade als "Magna Charta", aber als friedensstiftendes Grundgesetzchen unserer kleinen Welt. Wie schön, dass der Urtext englisch ist!

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Sybille Tezzele Do., 05.09.2013 - 08:34

Entschuldigung, ich möchte nicht allzu polemisch wirken, doch das Foto zu diesem Artikel auf der Salto-Hauptseite (mit der Zeitschnur) ist ohne Erlaubnis von meinem alten Blog herunterkopiert und hier ohne Quellenangabe veröffentlicht worden. Auf meinem Blog steht ausdrücklich der Hinweis darauf, dass ohne Genehmigung keine Bilder oder Texte entnommen werden dürfen. Wäre ich gefragt worden, hätte ich vermutlich Ja gesagt und hätte vielleicht sogar ein besseres Foto zur Verfügung stellen können; mich stört die Art und Weise, dass einfach ohne zu fragen "genommen" wird.
Ich verhänge folgende Strafe: Der Verantwortliche muss innerhalb 13. September mindestens 150 Unterschriften für Referendum und Volksbegehren zur direkten Demokratie sammeln. Damit wäre ich versöhnt und stimme der Veröffentlichung meines Fotos im Nachhinein zu.

Do., 05.09.2013 - 08:34 Permalink
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Hannes Obermair Do., 05.09.2013 - 08:43

hab ausschließlich diesen Text mit dem Jacob Grimm-Bild geschrieben (dessen gemeinfreies Cover korrekt aus Wikisource genommen und zitiert ist)--für'n Rest ist ausschließlich die Redaktion zuständig--bitte dort nachfragen--nichts für ungut und liebe Grüße

Do., 05.09.2013 - 08:43 Permalink
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Jutta Kußtatscher Do., 05.09.2013 - 09:49

Die Technik ermöglicht es der Redaktion nicht, auf der salto-homeside Bildnachweise zu vermerken. Das wäre beim Öffnen des Textes möglich, aber da hat die Redaktion entschieden, das Foto des Autors zu belassen, sodass man Ihr Foto, Frau Tezzele, nicht mehr sieht. Eine technische Lücke hat sich aufgetan.
Wir entfernen Ihr Foto umgehend und möchten uns bei Ihnen und auch bei Hannes Obermair für die Unbill entschuldigen.
Sorry und Grüße
Jutta Kußtatscher

Do., 05.09.2013 - 09:49 Permalink
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Profil für Benutzer Sybille Tezzele
Sybille Tezzele Do., 05.09.2013 - 09:56

Antwort auf von Jutta Kußtatscher

OK, mir geht es vor allem darum, vorher gefragt zu werden, ich war ziemlich überrascht/baff, als ich das Foto auf der Hauptseite sah - kurze E-mail hätte genügt. Nächstes Mal bitte, ja?
Schönen Tag und gute Arbeit.-

Do., 05.09.2013 - 09:56 Permalink