Cultura | Salto Weekend

Sodom und Gomorrha

Petra Polli hat für die Ausstellung in der Galerie Gefängnis in Kaltern den österreichischen Künstler Christoph Hinterhuber eingeladen. Ein Gastbeitrag von Nicole Abler.
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Foto: Nora Sölva

In Petra Pollis Arbeiten nehmen Spuren, Gesten und Zeichen einen primären Platz in den abstrakten und farbreduzierten Arbeiten ein. Diese Zeichen, welche sie in mehrschichtigen Prozessen und in gestischer Herangehensweise auf Papier bringt, nehmen dabei direkten Bezug zum Ausstellungsort, einem ehemaligen Gefängnis, wo Insassen ihre Spuren auf Wänden und Türen demonstrativ durch Einritzungen hinterlassen haben. Der Entstehungsprozess der Arbeiten ist dadurch ein Aneignen, Übersetzen und Recyceln von erlebter Realität.

Christoph Hinterhuber nimmt in seinen Arbeiten Bezug auf verschiedenste Zeichen und deren Interpretationsspielräume. Er wiederum schafft aber Werke in denen explizite Sprache zu Form wird. Knallige Farben und Schrift­züge finden ihren rechtmäßigen Platz in den monochromen und geometrisch konstruierten Bildern und Lichtinstallationen wieder. Farbe und Form domi­nieren die Bildfläche, in welcher historische Bezüge zum Konstruktivismus, Minimalismus und der Konzeptkunst wahrgenommen werden. Hinterhuber verleiht seinen Bildern mit gezielt minimalistischen räumlich geschaffenen Bildkonstruktionen eine charakteristische Note.

Die Ausstellung in der Gefängnisgalerie präsentiert über drei Etagen ver­schiedenste Werke aus den Bereichen Malerei, Video, Lichtinstallation und Sprachsound. Im Erdgeschoss zeigt Hinterhuber eine Lichtinstallation und eine Videoarbeit zum Thema der digitalen Skulptur, während im Oberge­schoss Pollis ausdrucksstarke Arbeiten in den erinnerungsträchtigen Zellen Platz finden – es entsteht ein Moment der Leere und des Fragmentarischen. Im letzten Stockwerk vermischen sich Pollis Werke mit denen von Hinter­huber in eine anregende Symbiose – es entsteht ein Dialog zwischen den abstrakten und in ihrer Farbigkeit zurückhaltenden Arbeiten Pollis und den monochromen, minimalistischen Wandarbeiten Hinterhubers, die zusammen eine wirkungsvolle Raumerfahrung für jede/n BesucherIn entstehen lassen.

Die konträre Arbeitsweise der beiden Künstler – vom Gestischen und Ab­strakten hin zum Minimalistischen und Geometrischen — führt letztlich zu einer spannungsreichen und vielschichtigen Synergie in den geschichtsträchtigen Gemäuern der Galerie.