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Konservativ im Aufwind

Stefan Premstaller soll neuer SVP-Landessekretär werden. Der junge Sarner mit konservativ-kritischem Profil klettert die parteiinterne Karriereleiter weiter nach oben.
Stefan Premstaller
Foto: JG

Die Spatzen pfeifen es seit Tagen von den Dächern. Doch der Betroffene übt sich noch in Zurückhaltung. Stefan Premstaller soll neuer SVP-Landessekretär werden. Schon am heutigen Montag wird seine Wahl im Parteiausschuss über die Bühne gehen. “Ich möchte der Diskussion und Entscheidung im Gremium nicht vorgreifen”, bittet Premstaller um Verständnis. Dabei scheint im Hintergrund bereits alles vorbereitet.

 

Roter Teppich für Sarner

Seit vergangener Woche steht fest: Gerhard Duregger wechselt nach zweieinhalb Jahren als SVP-Sekretär in den engsten Mitarbeiterkreis von Landeshauptmann Arno Kompatscher. Die Suche nach einem Nachfolger dürfte lange Zeit vorher begonnen haben. Denn noch am Tag als bekannt wird, dass der 50-jährige Duregger an die Seite des Landeshauptmannes wechselt, kursiert schon der Name seines Nachfolgers.
Laut SVP-Statut obliegt es dem Parteiobmann, den Landessekretär vorzuschlagen. Philipp Achammer hat sich für Stefan Premstaller entschieden – und rollt ihm bereits den roten Teppich aus: Premstaller bringe “jugendlichen Schwung und Motivation in dieses Amt” mit, so Achammer.

Premstaller, 28 Jahre alt, stammt aus dem Sarntal. Seit November 2016 steht er der Jugendorganisation der SVP, der JG (Junge Generation) als Vorsitzender vor. In der Partei, in der er seit seinem 18. Lebensjahr tätig ist, gilt er trotz seines jungen Alters als konservativ. Immer wieder lässt er mit kritischen Haltungen aufhorchen, weicht von der offiziell ausgegebenen Parteilinie ab. Etwa beim Verfassungsreferendum vom 4. Dezember 2016. In der erweiterten SVP-Ortsobleutekonferenz ist er einer von nur drei der 250 Anwesenden, die für ein Nein stimmen.

 

Die anderen Stimmen

“Ich vertrete auch dann meine Meinung, wenn sie von der Parteilinie abweicht”, sagt Premstaller von sich selbst. Das zeigt sich erneut Anfang 2018, als der JG-Chef in der Parteileitung als einziger gegen die Unterstützung der beiden PD-Kandidaten Boschi und Bressa bei den Parlamentswahlen stimmt. “Es gibt immer wieder Sachen, bei denen man nicht derselben Meinung ist. Am Ende wird demokratisch abgestimmt, und man beugt sich der Mehrheit”, so Premstaller damals. Damit fährt der JG-Chef ganz die Linie von Meinhard Durnwalder (“Ich bin parteiintern als kritisch bekannt. Aber ist eine Mehrheitsentscheidung gefunden, trage ich sie nach außen mit”). Mit dem SVP-Senator und Pusterer Bezirksobmann verbindet Premstaller nicht nur das politische Profil. Der studierte Jurist hat auch schon in Durnwalders Rechtsanwaltskanzlei gearbeitet, bevor er in die Rechtsabteilung des Südtiroler Bauerbunds wechselte.

Aufhorchen lässt Premstaller zuletzt nach den Landtagswahlen. Er gilt selbst lange Zeit als Fixstarter, entscheidet sich am Ende aber gegen eine Kandidatur. Während die Partei noch um eine Entscheidung ringt, prescht der JG-Chef vor. Er spricht sich offen für eine Koalition mit der Lega aus.

 

Parallelen zu Achammer

Seine Stelle beim Bauernbund und den JG-Vorsitz wird Stefan Premstaller aufgeben. Als neuer SVP-Landessekretär wird er sich um die innerbetriebliche Organisation der Partei kümmern, die hauptamtlichen Mitarbeiter führen und für die Verwaltung und Finanzierung verantwortlich sein. “Aber der Landessekretär ist immer auch ein bisschen derjenige, der in Situationen, in denen Not am Mann oder an der Frau herrscht, da sein muss”, beschreibt Philipp Achammer den Posten. Er weiß, wovon er spricht.

Achammer hatte diese Funktion selbst von 2009 bis 2013 inne – nach einer einjährigen Amtszeit als JG-Chef und bevor er 2014 Parteiobmann und Landesrat wurde. Naheliegend, dass auch Stefan Premstaller seinen neuen Posten als Sprungbrett nutzen wird, um die parteiinterne Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Schließlich ist der SVP-Landessekretär – Zitat Achammer – “sicherlich kein Job, in dem man alt wird”.