Cultura | Salto Afternoon

"Ich lache nie besonders laut"

Im Rahmen der "Brixner Buchtage" haben die Veranstalter den Autor Max Goldt geladen. Welches Bild hat der Meister der Bildbeschreibung von Südtirol?
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Foto: Foto: Axel Martens

salto.bz: Eine banaler Einstieg zu Beginn: Es ist nicht alles Gold, was glänzt… Wie gehen Sie mit sich häufig wiederholenden Kommentaren zu ihrem Künstlernamen um? Im Ernst.
Max Goldt: Sollte jemand gegen die weise alte Regel „No jokes about names“ verstoßen, würde ich reagieren wie bei jedem anderen Fauxpas – ich versuche, es zu ignorieren. Es passiert aber kaum.

Sie haben vor einigen Jahren in Südtirol gelesen, in Meran. In ihrem Buch "Wenn man einen weißen Anzug anhat" haben Sie diesen Abend nochmal aufgegriffen und das stille Lachen der Südtirolerinnen und Südtiroler bei ihrer Meraner Lesung wohlwollend beschrieben. Was schätzen sie an humorvoller Ruhe?
Unter „humorvoller Ruhe“ kann ich mir nichts vorstellen. Aber es ist natürlich wunderbar, wenn ein Publikum aufmerksam ist. Wer sich ständig vor Lachen ausschüttelt, kriegt weniger mit. Das gilt nicht nur für literarische Abende, sondern fürs Leben.

Ohne Satire-Sendungen wie in Deutschland die „heute-show“ wäre die Welt angenehmer.

Wann haben Sie zum letzten Mal laut lachen müssen?
Ich bin ausgesprochen empfänglich für Witz und Komik, aber ich lache nie besonders laut. Ich kenne auch keine Leute, die ungewöhnlich laut lachen. In der Bahn erlebt man manchmal Ausflügler, die gruppenzwanghaft alle zwei Minuten aufkreischen müssen, aber mit denen habe ich eher Mitleid.

Sie sind mit wunderbaren Bildbeschreibungen im Satiremagazin Titanic bekannt geworden und werden als Meister der ironischen Bildbeschreibung bezeichnet. Welches Bild haben Sie von Südtirol?
Ich war erst zweimal ganz kurz in Südtirol. Meine Vorstellung davon ist die einer kulinarischen Wellness-Landschaft, Kaminwurzen, Speck, Graukäse, viele Apfelbäume und dazwischen hie und da ein alter faschistischer Architekturbrocken.

Mit Katz und Goldt bringen Sie seit über 20 Jahren Sprachwitz und Zeichnung als Karikatur. Wie aufwendig ist diese Kunstform, als Duo?
Karikaturen machen wir nicht, sondern Comics, Cartoons und Witzzeichnungen. Die von mir bevorzugten Comic-Doppelseiter sind oft kleinteilig und verlangen viele Korrekturdurchläufe, aber das macht ja Freude, zu zweit zu arbeiten. Eine schöne Abwechslung zum einsamen Schreiben.

Was wäre ein Leben ohne Satire?
Seit Jahren wehre ich mich gegen die Bezeichnung „Satiriker“, weil man ja darunter normalerweise irgendwelche mäßig talentierten Fernsehtypen versteht, die herablassend und kaltschnäuzig Politiker kommentieren. Ohne Satire-Sendungen wie in Deutschland die „heute-show“ wäre die Welt angenehmer. Ich hingegen möchte die Welt nicht hämisch abkanzeln, sondern wie jeder gute Dichter läutern und bereichern.

24.4.2018, 20.30h
Brixen, Anreiterkeller