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Unterirdischer Größenwahn

Verdrängen oder intelligent nutzen? Am 20. April wird das Heft zur Bunkerlandschaft Südtirol im Museion in Bozen präsentiert. Verborgene Militär-Architektur im Überblick.
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Foto: Foto: Benjamin Tomasi

„Warum stehen in Südtirol so viele Bunker? Welche Funktion hatten sie?“ Heimo Prünster, 1976 geboren, lebt als Architekt in Wien und Bozen. Wer etwas über Bunker und die Geschichte des sogenannten italienischen Alpenwalls wissen möchte, geht am besten mit ihm in einen solchen und lässt sich erzählen. Oder blättert sich durch die Bunker-Ausgabe der Architekturzeitschrift Turris Babel. Sie wird am 20. April um 19h in der Museion Passage vorgestellt.

350-400 Bunker ließ Mussolini Ende der 1930er Jahre in Südtirol errichten, aus Angst vor Hitler, dem er nicht traute, auch wenn der Duce mit dem Führer offiziell gemeinsame Sache machte.
Ende der 1930er Jahre entstand der heimlich errichtete „Alpenwall“, der von Ventimiglia im Westen bis nach Fiume im Osten reichte. Das gigantische Bauwerk wurde nie fertiggestellt und nie wirklich genutzt.

Die größte Bunker-Sperre des Landes liegt südlich von Bozen. Sie reicht von den Hängen der Haselburg über die beiden Hügel bei Schloss Sigmundskron, hin zu den Hängen beim Burgendreieck Boymont-Korb-Hocheppan, bis zum Gasthof Lipp in Perdonig. Ursprünglich verlief die Sperre am Talboden vom Bozner Friedhof, bis zur Auffahrt der heutigen MeBo-Schnellstraße, entlang eines zwei Kilometer langen Panzergrabens, der unterirdisch teilweise noch existiert. Im Kriegsfall hätte man dadurch den flachen Talboden fluten können.

Heimo Prünster hat vor allem der militärische Sperrgürtel um Bozen in den Bann, bzw. in den „Underground“ gezogen. Mitte der 1990er Jahre gründete er im Fahrwasser der musikalisch einflussreichen „Grunge“-Bewegung einen lokalen Ableger im kleinen Weindorf Girlan. Unter dem Bandnamen Sansara, sang er als Frontman ins Mikro oder besuchte mit seinen Freunden den einen oder anderen Bunker. Heute verraten seine funkelnden Augen, wie gern er sich an die rauschenden Feste und angsteinflößenden Abenteuer in den geheimnisvollen Bunkern erinnert. Die Bunker wurden wenig später zu seiner Leidenschaft.

Zur Präsentation in der „Passage“ im Museion spricht neben Heimo Prünster und dem Turris Babel-Chefredakteur Alberto Winterle, auch der Fotograf Benjamin Tomasi. Anschliessend wird es großformatige Projektionen geben, die Fotografien in Lebensgröße gezeigt sowie leicht abstrahierte Serien von Grundrisszeichnungen der Bunker.