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Foto: renate mumelter
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Lukratives Maulen

Das Erwachsenwerden hat mir Freude gemacht, dieser Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben ohne Einmischung durch die Eltern.

Eines empfand ich beim Erwachsenwerden aber als herben Verlust. Plötzlich war das kuschlige Umsorgt Sein weg. Die dreckige Unterhose lag am nächsten Tag noch dort, wo ich sie ausgezogen hatte, die schmutzige Tasse stand weiterhin unberührt am Küchentisch. Da musste ich doch glatt selber ran. Die ganze Kindheit hindurch hatten mir diese wundersamen stillen Dienstleistungen ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. Ist es diese Geborgenheit, die ausgewachsene Menschen suchen, wenn sie maulen, weil sich nicht alles ohne eigenes Zutun erledigt? Oder maulen sie, weil nicht näher identifizierte Andere sie zu wenig umsorgt haben?

Ist es diese Geborgenheit, die ausgewachsene Menschen suchen, wenn sie maulen, weil sich nicht alles ohne eigenes Zutun erledigt?

Die Lösung liegt bei Gericht. Das Gericht soll aufräumen so wie früher die Mama. Deshalb muss eine Anzeige her, wenn der Nachbar nicht so tut wie ich will, wenn der Lehrer dem Kind zu schlechte Noten gibt, wenn die Ärztin mich nicht vor jener Krankheit schützt, die ich nicht haben will, wenn es Winter ist. Und wir wundern uns, dass die Gerichte nicht weiterkommen. Für die Klagenden schaut manchmal sogar etwas heraus. 11.000 Euro sind es für die Hans-Guck-in-die-Luft-Grödentouristin, die sich beim Ausrutschen auf winterlichem Eis verletzte. Über ihr Schuhwerk ist nichts bekannt.

Genauer besehen könnte Schmerzensgeld glatt zur Geschäftsidee werden. Alsodann, zurück in die Kindheit, rein in die High Heels und rauf aufs Eis. Oder doch lieber selbstverantwortlich mit der Kindheit abschließen?