Economia | CIVIL PROTECT 2018

„Team nur so gut wie schwächstes Glied“

Bettina Unterholzner ist seit acht Jahren mit ihren zwei Flatcoated Retrievern Sinah und Shari Teil der Rettungshundestaffel Dolomiten.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale del partner e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Bettina mit Sinah
Foto: Hundestaffel Dolomiten

Der Verein zählt im Moment 13 Mitglieder, die mit ihren vierbeinigen Freunden seit über 20 Jahren ehrenamtlich helfen, wann und wo auch immer „feine Nasen“ gefragt sind. Im Interview berichtet sie von ihrem „zweiten Job“ als Hundeführerin, vom funktionierenden Team aus Mensch und Hund und vom guten Gefühl, Menschen in Not zu helfen.

 

Messe Bozen: Welche Voraussetzungen muss ein zukünftiger Rettungshund – und der Hundeführer selbst – mitbringen?

Bettina Unterholzner: Als RettungshundeführerIn muss man vor allem viel Zeit mitbringen, da das Training sehr zeitintensiv ist. Dazu kommen noch die Einsätze. Eine außerordentliche psychische und physische Belastbarkeit gehört auch zu den Voraussetzungen, vor allem aber die Bereitschaft, Dienst am Mitmenschen, der in Not geraten ist, zu leisten.

Der Hund muss einen wesensfesten Charakter haben, was bedeutet, dass er gegenüber Menschen auf keinen Fall aggressives Verhalten zeigen darf. Anderen Hunden gegenüber sollte er ebenfalls keine Aggression zeigen, zumindest nicht während der Arbeitsphase. Eine typische Rettungshunderasse gibt es nicht, da es immer auf das Zusammenspiel zwischen HundeführerIn und Hund ankommt. Das Essenzielle ist, dass diese zueinander passen! Ein guter Hund und ein schlechter Hundeführer oder umgekehrt können nie ein gutes Team abgeben, denn das Team ist nur so gut wie sein schwächstes Glied.

 

 

Wofür braucht der Mensch den Hund – und umgekehrt? Anders gefragt, wie wird eine Hundestaffel zur funktionierenden Einheit?

Der Mensch braucht die feine Nase des Hundes, der die vermisste Person bei günstigem Wind bereits von weitem riechen kann und dann gleich losläuft, um dem Hundeführer zu zeigen, wo er die Person gefunden hat. Der Hund braucht den Hundeführer, damit ihm dieser in schwierigen Situationen Sicherheit geben kann, ihm zeigt in welcher Richtung er suchen soll und mit ihm das Gebiet durchstreift.

 

Wie wird ein Hund zum Rettungshund und wie lange trainiert er dafür? Und was muss der Hundeführer können, damit er einsatzbereit ist?

Die Ausbildung zum Rettungshund ist je nach Hund unterschiedlich, dauert aber im Schnitt zwischen eineinhalb und zwei Jahren. Bei manchen Hunden kann es auch länger dauern. Der Hund schließt dann mit einer Rettungshundeprüfung ab. Der Hundeführer selbst muss sich außerdem ein umfangreiches theoretisches Wissen über erste Hilfe, Umgang mit Karte und Kompass und Einsatztaktik aneignen.

 

 

In welchen Fällen wird eine Hundestaffel gerufen? Wie läuft ein Einsatz ungefähr ab?

Die Bergrettung oder die Freiwillige Feuerwehr prüft zunächst vor Ort, ob ein Einsatz der Hundestaffel Sinn macht. Wenn ja, wird diese über die Notrufzentrale angefordert. Als Hundeführer trifft man dann so schnell wie möglich bei der Einsatzzentrale der Feuerwehr des jeweiligen Ortes ein. Dort erhält man die nötigen Informationen über die vermisste Person, die Umstände und das zu durchsuchende Einsatzgebiet. Das Team aus Mensch und Hund wird daraufhin in das entsprechende Gebiet gefahren und dort beginnt für den Hund die Sucharbeit, stets in Begleitung des  Hundeführers. Dieser muss am Ende der Suche sicher sein, dass sich die vermisste Person nicht in „seinem“ Gebiet befindet.

 

Eine solche Tätigkeit bringt sicher viele Eindrücke mit sich. Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen persönlich besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich war im Sommer 2016 mit meiner Hündin Sinah beim Erdbeben in Amatrice. Solche Eindrücke bleiben natürlich haften, geben aber gleichzeitig eine Genugtuung, weil man weiß, dass man damit anderen Menschen helfen kann. Nicht nur indem man nach Verschütteten sucht, sondern auch als Mensch, indem man Trost für die Angehörigen spenden kann, die eine so schwere Zeit durchstehen müssen.

 

 

Rettung hautnah bei Civil Protect

Wer eine Hundestaffel im Einsatz beobachten und den Rettungskräften bei der Arbeit über die Schulter schauen möchte, der ist in der Test Area der Fachmesse Civil Protect genau richtig: Im Außengelände der Messe Bozen werden vom 23. bis 25. März praktische Vorführungen und Schauübungen angeboten. Die Rettungshundestaffel Dolomiten zeigt an allen drei Tagen ihr Können und gibt interessierten Besuchern Auskunft über diese besondere Tätigkeit.

 

Weitere Information und die Registrierung für ein kostenloses Online-Ticket finden sich auf: www.civilprotect.it/de