Cultura | Video del venerdì

„Let Me See“

Seit heute ist das neue Shanti Powa-Album druckfrisch auf CD gepresst! Wir haben uns mit Thomas Maniacco getroffen und einiges über eine bunte, harmonische Band erfahren.
Shanti Powa
Foto: Shanti Powa

Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, Trompete, Saxophon, Posaune, Didgeridoo und ein Deejay. Zwölf Leute, verschiedene Musikstile. Reggae, HipHop, Dancehall, Ska und Dub. Die Lyrics gerne auch in fünf verschiedenen Sprachen. Hier kommt das Shanti Powa Orchester. Bunt, aber harmonisch.

 

Neue Single „Let Me See“:

 

Shanti Powa - Let Me See [Official Video 2018]

 

"Til insanity"

 

salto.bz: Hallo Thomas, Du hältst Euer taufrisches neues Album "'TIL INSANITY" in Deinen Händen, es handelt sich um Euer bereits drittes Studio-Album. Aufgenommen habt ihr es diesmal in Liechtenstein - warum gerade dort?

Thomas Maniacco: Mir persönlich hat das Studio „Little Big Beat Studios“ von Anfang gut gefallen. Der Hauptgrund war, dass der Studiomanager auch vom Typ her sehr gut zu uns gepasst hat. Es war das erste mal in der Geschichte von Shanti Powa, dass wir alle und alles zusammen aufgenommen haben. Wir sind hineingegangen ins Studio und haben alle Titel live aufgenommen. Das heißt, alles was man hört, ist fast zu 70% live. Das ist wichtig. Das sieht man auch im EPK, genau so wie wir da gestanden sind, haben wir auch aufgenommen, das ist nicht nur dass wir gut ausschauen (lacht). Für die Bläser haben wir auch sehr viele Komplimente bekommen für die Arrangements, die sind richtig fett geworden. Florian (Florian Gamper, der Schlagzeuger) und ich haben die Bläsersätze geschrieben und im letzten Jahr auch noch einen Arrangementkurs gemacht. Die letzten 2 Jahre waren wir fast jeden Abend im Studio und haben uns damit befasst, weil es uns enorm wichtig war bei diesem Album, dass es richtig gut wird.

 

Ihr wolltet das Live-Feeling auf Platte zaubern...

Ja, wir sind sicher stolz, dass wir es geschafft haben mit so vielen Leuten, dass der Großteil des Albums live ist. Wichtig war es für uns, dass die Live-Vibes von unseren Konzerten so weit es geht auch im Album mit einfließen. Das war ein Hauptgrund, dass wir uns für dieses Studio entschieden haben, weil sie draußen erstens die räumlichen Kapazitäten haben, das mit so vielen Leuten zu machen, und zweitens einfach ein super Equipment besitzen. 

 

Shanti Powa auf Tour

 

"Mit der Kraft der Musik kommen wir in Deine Stadt": In den letzten Jahren seid ihr wahnsinnig viel unterwegs gewesen, habt getourt und unzählige Konzerte gespielt: wie kann man sich so eine zwölfköpfige Band auf Tour vorstellen?

Das Projekt gibt es seit mittlerweile sieben Jahren. Berti (Bertrand Rise) und Michael Monteleone haben das damals gegründet, mehr so als Shanti Power Sound System. Seit 5 Jahren sind wir jetzt mit Band unterwegs. Natürlich ist es immer ein großer Aufwand zu zwölft auf Tour zu gehen. Letztes Jahr waren wir in Großbritannien auf Tour, zum ersten Mal mit eigenem Tourbus, nichts großes, aber ein bisschen Rock’n’roll-Feeling kam da schon auf. Das war cool, wie wir auf einem großen Festival gespielt haben und unseren Tourbus direkt zwischen Ziggy Marley und Cypress Hill geparkt haben.

 

Und ist da dann immer Party angesagt? Bleibt da überhaupt noch Zeit für Privatsphäre? Oder macht die Band einfach Platz für eine "zweite Familie"?

Man ist auf engstem Raum, Privatsphäre gibt es keine. Mit so vielen Leuten passiert es dann logisch oft, dass man diskutiert. Streiten ist das falsche Wort, wir versuchen schon konstruktiv zu diskutieren und vielleicht ist dann auch mal einer angefressen, aber nach spätestens zehn Minuten kommt man wieder ins Gespräch. Für uns ist das schon immer wichtig, dass wir das was wir nach außen prophezeien auch nach innen leben, dass wir ein friedliches Zusammenleben haben, dass jedem zugehört wird, was natürlich nicht immer einfach ist, auch weil wir jetzt in einer Schnelllebigkeit drin sind und man kann halt auch nicht immer alle fragen. Aber bei den wichtigsten Sachen schauen wir schon, dass wir eine Sitzung bei den Proben machen. Früher haben wir dann immer das System angewendet, dass wir unbedingt einen Konsens finden wollten. Das versuchen wir zwar immer noch, aber in letzter Zeit entscheiden wir halt doch meistens demokratisch, was vielleicht ein bisschen gegen unsere ursprüngliche Idee geht, aber es ist einfach schwierig für alles immer einen Konsens zu finden, wo alle hundertprozentig damit einverstanden sind. Aber sicherlich versuchen wir immer dort hin zu arbeiten.

 

Was steht auf Tour und bei den Konzerten dann an erster Stelle? Die Musik oder das Feiern?

Feten tun wir natürlich schon gern, nach den Konzerten. Ich habe aber gemerkt, dass sich das in den letzten zwei Jahren schon anders umgeschlagen hat. Jetzt liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der Musik. Wir legen einfach sehr darauf wert, dass wir professionell rüberkommen und dass wir eine super Show machen. Das Feiern und das lustige Zusammensein gehören sicher zur Musik dazu. Die Zeit auf Tour und die Konzerte sind das, was uns am meisten Spaß macht. Das Augenmerk liegt wirklich auf unserer Musik, wir versuchen die Konzerte so professionell und so gut wie möglich zu spielen: für uns und für die Leute, die dort hinkommen. Es soll wirklich ein tolles Erlebnis werden, sodass sich die Leute etwas davon mit Heim nehmen können und vielleicht auch über gewisse Sachen nachdenken, was wir in unseren Texten versuchen nahezulegen.

 

 

Band mit einer Message

 

"Beginne bei dir selbst, bevor du die Welt veränderst": Ihr seid eine Band, die eine konkrete Message verbreiten will: Liebe und Verständnis liegen Euch am Herzen und, dass sich die Leute aktiv am Weltgeschehen beteiligen und an der Veränderung teilhaben sollten. Das besondere, das Euch auszeichnet, ist aber eben auch die Tatsache, dass ihr diese messages nicht mit erhobenem Zeigefinger der ewigen Weltverbesserer macht, sondern das auch wirklich selber lebt - stimmt's? 

Wir versuchen es zumindest. Und wir versuchen, in dem was wir tun, kohärent zu sein. Da ist in einem Satz schon viel gesagt. Natürlich wird das immer schwieriger, auch je älter man wird. Die meisten von uns, so glaube ich, haben sich dieser Sache verschrieben, wir haben den Traum mit dem was wir machen, irgendwie irgendwas zu bewegen. Mit den Jahren kommt natürlich auch hinzu, dass man auch mal schauen muss, dass das Ganze auch Früchte wirft. Ansonsten wäre es nämlich auch schade, immer nur weiterzumachen, nicht bekannt zu werden und plötzlich stirbt das Projekt dann vielleicht nach ein paar Jahren. Das Augenmerk ist schon immer noch da wo es entstanden ist. Der starke Idealismus ist auf jeden Fall noch da, es ändern sich nur gewisse Rahmenbedingungen mit dem Alter. Aber das, was man spürt, den Spirit, der ist immer noch da. Bei der letzten Probe habe ich das wieder ganz stark gemerkt: da waren wir wieder alle, unsere „Scaletta“ für die kommenden Shows vorzubereiten, und da hatte ich diesen Energieschub und gedacht „puttega, isch des geil“ – und für das zahlt es sich alles aus. Dass man zusammen eine Passion teilt und dass man zusammen viele Ideale teilt für die man einstehen will. Dies alles zusammen ist schon etwas sehr starkes und energetisches und gibt uns viel Kraft. Es ist etwas wunderschönes, auf jeden Fall!

 

Kritik am Musicbusiness und an den Medien?

 

"Brainwash Radio makes me lose my mind": Eure Message kann man auch gut auf das Musikbusiness ummünzen: man kann nicht immer nur passiv konsumieren. Ihr sellt Euch gegen Medien und Radios, welche kommerzielle, alles fast identische Hits(?) rauf und runter spielen und echte Kunst bleibt dafür oft auf der Strecke - kann sich das jemals ändern? 

Wir kommen sicher aus dem Underground, auch wenn wir in den letzten 1-2 Jahren auf uns aufmerksam gemacht haben. Wir sind independent, das heißt uns kann niemand vorschreiben was wir auf unser Album geben müssen. Das sieht man auch auf dem neuen Album sehr gut: die meisten Lieder sind über 5 Minuten lang, das heißt, dass wir überhaupt keine Rücksicht genommen haben auf radio-edit-Style und dergleichen. Das muss man meiner Meinung nach auch machen, wenn man in einer gewissen Nische ist. Wir sehen unsere Musik als Kunst und wir wollen uns da total frei bewegen können.

 

Und wenn ein Radiosender bei Euch anklopft und sagt ihr müsst Euren Song „radiotauglich“ machen, damit sie Euch spielen?

Das hängt auch vom Sender ab (lacht). Nein, unsere Meinung ist die, dass die Massmedia einfach nur vom falschen Sound beherrscht sind. Wenn man musica popolare etymologisch ableitet, dann ist das ja nur Musik, die volksnahe ist und die den Leuten dann eben gefällt. Das ganze extrem übercoolte Underground-Ding, dass nämlich sobald jemand ein bisschen bekannter wird, er demzufolge nicht mehr cool ist, ist auch totaler Schwachsinn von mir aus gesehen. Wir werden uns sicher immer musikalisch treu bleiben, das ist das wichtigste. Wir wollen ja auch, dass unser Sound die Massen erreicht, dass das was wir machen und unsere Message so viele Leute wie möglich erreicht. Wir werden sicher nichts von vornherein total ausschließen. Für uns wäre es sogar gut, wenn ein Mainstream Radio oder Fernsehsender uns will, weil wir ja eigentlich genau das Gegenteil sind. Genau dann könnte man den Leuten auch mal zeigen, dass es immer noch eine Alternative gibt. Es gibt eben nicht nur einen produzierten Sound, der sogar mit Marktforschung gemacht wird, wo alles elektronisch ist und alles toteditiert ist. Bei unserem neuen Album, auch weil ich es groß mitproduziert habe, gibt es beispielsweise zwei große Punkte, die mich einfach stolz machen: zum einen wäre da eben, dass man sagen kann, dass alles zu ungefähr 70% live ist, und zweitens – das interessiert jetzt wahrscheinlich keinen Menschen – sind wir 2 Dezibel leiser als der ganze internationale Markt im Mastering, das ist eine technische Sache, die ich gerne kurz erklären würde...

 

Dann verliert sich Thomas minutenlang in wirklich interessante technische Musikdetails - und ich leider den Faden. Zurück bin ich hier, als er sagt:

Der Hörer muss dann nur den Volumenregler ein bisschen hinauftun und er hat die gleiche Lautstärke wie beispielweise eine andere CD, aber er bekommt bei uns einen viel wärmeren und offeneren Sound.

 

Dann wissen wir eigentlich beide nicht mehr ganz wie wir auf dieses Thema zu sprechen gekommen sind... Ach ja genau, weil wir darüber geredet hatten, dass im Radio immer derselbe Einheitsbrei daherkommt mit sich ständig gleichenden Liedern...

Ach ja genau, wir haben jetzt nicht unbedingt etwas dagegen, weil wir eben auch nicht die Typen sind, die sich jetzt verkaufen würden oder so fühlen. Überhaupt können wir immer für uns sprechen, dass wir wirklich versuchen genau in die gegensätzliche Richtung zu gehen von der Musik und vom ganzen Rest.

 

Klingt nach einem guten Schlusswort. Danke fürs angenehme Gespräch!

 

Live zu hören gibt’s Shanti Powa am Freitag, 6. April in Bozen im Kulturheim in Gries. Am Tag drauf spielen sie in Brixen und die kommenden Monate auf ihrer Tour durch Norditalien, Österreich und Deutschland, siehe auch Infos auf ihrer Facebook-Seite.

 

 

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