Wirtschaft | e-commerce

Ein Klick, eine Sünde

Wer online bestellte Ware zurückschickt, soll dafür bezahlen, fordert der hds erneut – auch, weil der E-Commerce als großer Umweltsünder am Pranger steht.
Online-Shopping
Foto: Pixabay

Tonnenweise Verpackungsmüll und hoher CO2-Ausstoß: Der Online-Handel wird für allerlei Umweltsünden schuldig gesprochen. Darauf macht der Präsident des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol (hds), Philipp Moser, mit Verweis auf aktuelle Zahlen aus Deutschland aufmerksam: “Bei Bekleidungskäufen im Netz wird mindestens jedes zweite Paket an die Händler zurückgeschickt, Tag für Tag sind das etwa 800.000 Pakete, was ungefähr 400 Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) oder 255 Autofahrten von Frankfurt nach Peking entspricht. Verpackungen machen bereits bis zu 71 Prozent des volumenbezogenen Inhalts von Papiertonnen aus.”

Zudem hat die Otto-Friedrich-Universität Bamberg neue Zahlen zur Vernichtung von Retouren im Online-Handel vorgelegt: Demnach haben Online-Händler in Deutschland im letzten Jahr 20 Millionen zurückgeschickte Artikel vernichtet. 7,5 Millionen Retourenartikel hätten nach Meinung der Forscher wiederverwertet werden können.

“Für den hds geben diese Zahlen zu denken und fordern zum Handeln auf”, meint Moser. Ein Umdenken und ein Einwirken im Konsumverhalten seien dringend notwendig.

Retouren sollen etwas kosten, per Gesetz”, fordert der hds-Präsident nicht zum ersten Mal. Das hat nun unter anderem auch der Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg vorgeschlagen. “Eine gesetzliche Rücksendegebühr von einem Euro pro Sendung würde genügen, um Verbraucher von allzu leichtfertig gemachten Bestellungen abzuhalten”, so Moser.

Viele Kunden hätten zwar ihr ökologisches Gewissen entdeckt, so der hds-Präsident – “vielleicht liegt es auch an der immer intensiveren öffentlichen Diskussion über den Klimawandel, vielleicht liegt es auch an den eigenen Kindern, die bei den ‘Fridays for Future’-Demonstrationen mitlaufen und daheim Druck machen” – doch von einem großen Bewusstseinswandel könne noch nicht die Rede sein. “Denn wenn es ums Geld geht, hört die Liebe zur Natur auf”, sagt Moser. Nur zehn Prozent der in Deutschland befragten Verbraucher sind bereit, für eine umweltfreundlichere Lieferung auch mehr zu bezahlen. “Eines ist auf jeden Fall sicher”, fährt Moser fort: “Laut Logistikexperten wird die Paketzustellung zum Luxus werden. Angesichts des Kostendrucks wird die kostenlose Haustürlieferung samt mehrerer Zustellversuche und überflüssiger Fahrten schon in wenigen Jahren zum Luxusgut.”

“Der hds lässt bei diesem Thema nicht locker und wird weiterhin konsequent diese Problematik bei zuständigen Institutionen und Verbänden – auch über unseren gesamtstaatlichen Dachverband Confcommercio – vorbringen und Verbündete suchen. Das Problem kann nicht lokal gelöst werden, und es braucht eine länderübergreifende Lösung. Und es braucht jemanden, der das Ganze vorantreibt”, zeigt sich der hds-Präsident überzeugt.

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gorgias Di., 22.10.2019 - 16:41

Das ist nur ein Mittel um die Konkurrenz zu Schwächen. Wenn schon sollte man eine co2 Steuer einführen. Dann sieht man eher wer weniger die Umwelt belastet.

Di., 22.10.2019 - 16:41 Permalink
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Papi llon Di., 22.10.2019 - 22:47

Ich für meinen Teil kaufe da ein wo mir logisch Mehr für mein Geld geboten wird. Da ich persönlich Einiges online einkaufe nehme ich mir auch die Zeit über die jeweiligen Produkte Infos einzuholen.
Eine Frage des Einkaufs vor Ort bleibt bei mir immer wieso der jeweilige Händler das Zigfache am Preis einheimsen muss wenn dem Erzeuger des Produkts doch nur ein kleiner Teil vom Gesamten bleibt.

Di., 22.10.2019 - 22:47 Permalink
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Elisabeth Garber Mi., 23.10.2019 - 08:20

Bis jetzt kaufe ich nichts online. Jeder Klick ist in der Tat Beihilfe zum Aussterben von kleinen (interessanten) Läden und Beihilfe zur Umweltverschmutzung.

Mi., 23.10.2019 - 08:20 Permalink