Kultur | Kommentar

Die Bilder von käuflichen Körpern

Welche Fragen die Anzeigen von Prostituierten in einem Südtiroler Medium aufwerfen.

Ich sitze am Frühstückstisch und schlage die Neue Südtiroler Tageszeitung auf. Auf Seite 3 im Politik-Ressort fällt eine Ansammlung von Anzeigen von Prostituierten auf: sie sind mit Farbfotos und pastellig oder schwarz hinterlegten Textfeldern ausgestattet, ungefähr ein Fünftel der Seite einnehmend. Die Anzeigen sind um den Comic-Kommentar „Die Laubensassa“ angeordnet, worauf die Zeichnung einer älteren Hure mit Stummel im Mund, zwischen leeren Flaschen und Müll an eine Hauswand gelehnt, zu sehen ist.

Ich sehe auf den vier Fotos: stereotype Frauenbilder, die Körper sind fast identisch, weiße Hautfarbe und enthaart, große Brüste, schlank, lange Haare (mittelblond, dunkelrot, hellblond und schwarz). Die Frauen tragen weiße oder schwarze Spitzenunterwäsche, der Busen hochgeschnürt, Stilettos, eine Frau trägt einen knappen Badeanzug und kniet am Strand. Die Haltung ist in Fotopose, den Körper anbietend, im Stehen, Sitzen oder kniend auf allen Vieren, der Blick in Richtung FotografIn, schüchtern lächelnd, oder das Gesicht mit Photoshop unscharf gemacht. Die Bilder sind keine „Originalfotos“ (außer eines), sie bilden wie die „Serviervorschläge“ auf Pasta- oder Suppenpackungen etwas anderes ab als den Inhalt.

Ich lese Texte, in denen Frauen anbieten, die Bedürfnisse von Männern zu befriedigen: „Bin für dich da, Tag und Nacht täglich“ oder „Wunderschöne deutsche [SIC] verwöhnt jede Stelle deines Körpers mit heissen Erotik-Massagen.“ Auffallend ist der Werbejargon: viele Adjektive (anregend pikant, wunderschön, blond, süß, kuschelig, wunderbar, leidenschaftlich, diskret, heiß, naturgeil, schlank), und in jeder Anzeige ein „Neu“ oder „New“. Meran, Bruneck, Brixen und Bozen sind durch die Inserate abgedeckt.

Ich weiß nicht, wer die Anzeigen in Auftrag gibt und gestaltet. Meine Vermutung: nicht die Prostituierten selber (die Zeitung behauptet das Gegenteil). Ich weiß auch nicht, woher die Frauen kommen und unter welchen Voraussetzungen sie in Südtirol arbeiten.

Und überhaupt:
Worüber sprechen wir eigentlich, wenn wir über Prostitution sprechen?
Käuflichen Sex?
Kapitalismus?
Frauen?
Männer?
Das Verhältnis zwischen den beiden?
Feminismus?
Zwangsprostitution?
Gewalt?
Fehlende rechtliche Absicherung?
Gesellschaftliches Abseits?
Immigration?
Freier Wille?
Moral?

Hat ein Medium wie eine Tageszeitung keine Verantwortung darüber zu tragen, welches Bild- und Textmaterial unkommentiert in welche Hände gerät (von Kindern und Jugendlichen, Bildungsfernen usw.), und damit welche Gedanken/Meinungen/Taten produziert werden?

Warum kann es sich der Herausgeber der genannten Zeitung leisten, Prostitution gutzuheißen mit dem schlechtesten aller Argumente,  nämlich dass „sie zum Teil Gewalt an Frauen verhindern würde“?

Sind die Dienstleistungen von Prostituierten Dienstleistungen wie alle anderen, wie Hildegard Frötscher von der Werbeabteilung der Tageszeitung behauptet („Kunden wie alle anderen“)?

Warum gibt es bei vielen Menschen die Tendenz, Prostitution und käuflichen Sex zu romantisieren?

Würden „Prostituierte“ weiterhin Sex anbieten und „Kunden“ weiterhin zu ihnen gehen, wenn kein Geldtransfer stattfinden würde? Wie sähe die Welt dann aus?

Zeichnet sich eine offene, fortschrittliche Gesellschaft dadurch aus, wenn sie die Prostitution, so wie sie derzeit gang und gäbe ist, akzeptiert?

Wo findet überhaupt eine vernünftige Diskussion statt, mit allen Beteiligten? (Hoffentlich wird hier bei den Kommentaren ein Anfang gemacht)

Wo sind die wirklichen Gesichter der Prostituierten zu sehen, ihre Stimmen, Meinungen, Anliegen und Forderungen zu hören?

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gorgias Do., 23.06.2016 - 23:02

Liebe Kara Oke,

ich sehe du hast viele Fragen, da möchte ich versuchen dir diese zu beantworten:

Hat ein Medium wie eine Tageszeitung keine Verantwortung darüber zu tragen, welches Bild- und Textmaterial unkommentiert in welche Hände gerät (von Kindern und Jugendlichen, Bildungsfernen usw.), und damit welche Gedanken/Meinungen/Taten produziert werden?

Für Kinder und Jugendliche haften in erster Linie die Eltern, also glaube ich nicht. Genauso nicht wie die Nachrichtensendungen im Fernsehen nicht dafür verantwortlich sind wenn Kinder und Jugendliche diese sich ansehen.
Was die Bildungsfernen angeht. Die sind Erwachsen und die Tageszeitung hat kein Bildunngsauftrag, so wie es der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat.

Warum kann es sich der Herausgeber der genannten Zeitung leisten, Prostitution gutzuheißen mit dem schlechtesten aller Argumente, nämlich dass „sie zum Teil Gewalt an Frauen verhindern würde“?

Die Frage die man sich vorher stellen sollte (und das wurde von dir später auch irgendwie gemacht) ist ob man Prostitution gut- oder schlechtheißen soll. Zwangsprostitution ist auf alle Fälle schlecht zu heissen. Was den Rest angeht ist es komplizierter. Es gibt zumindest Frauen mit akademischer Abschlüssen die in ihrem Beruf arriviert sind und gut verdienen und dann trotzdem sich entscheiden in diesem Mettier tätig zu werden. Bei diesen Fällen heisse ich es persönlich gut. Für den Rest muss man sehen. Wie gesagt, es ist kompliziert.
Prostitution erfüllt zumindest teils menschliche Bedürfnisse und verhindert somit Frustaufstauungen, die unter Umständen auch Gewalt gegen Frauen verhindern kann. Warum soll das kein guter Grund sein?

Sind die Dienstleistungen von Prostituierten Dienstleistungen wie alle anderen, wie Hildegard Frötscher von der Werbeabteilung der Tageszeitung behauptet („Kunden wie alle anderen“)?

In Prinzip schon.

Warum gibt es bei vielen Menschen die Tendenz, Prostitution und käuflichen Sex zu romantisieren?

Ist das wahr? Wo stellen Sie das fest?

Würden „Prostituierte“ weiterhin Sex anbieten und „Kunden“ weiterhin zu ihnen gehen, wenn kein Geldtransfer stattfinden würde? Wie sähe die Welt dann aus?

Würde der Bäcker weiter Brötchen backen und an seine Kunden verkaufen, wenn kein Geldtransfer stattfinden würde? Wie sähe die Welt dann aus?

Zeichnet sich eine offene, fortschrittliche Gesellschaft dadurch aus, wenn sie die Prostitution, so wie sie derzeit gang und gäbe ist, akzeptiert?

Zuerst sollte man feststellen wie die Prostitution im Moment gang und gäbe ist bevor man sich dann darüber äussert. Prostitution hat viele Gesichter. Somit ist das auch eine Frage auf die man keine pauschale Antwort geben kann.

Wo findet überhaupt eine vernünftige Diskussion statt, mit allen Beteiligten? (Hoffentlich wird hier bei den Kommentaren ein Anfang gemacht)

Wer wären alle Beteiligten? Die Freier und die Prostituierten. Oder auch noch Feministinnen die paternalistisch über die ganze Situation herziehen wollen und Prostituierte viktimisieren und Freier moralisch verurteilen? Machen Sie doch eine vollständige Aufzählung von all jenen die Sie als "Beteiligte" begreifen. Würde mich interessieren.

Wo sind die wirklichen Gesichter der Prostituierten zu sehen, ihre Stimmen, Meinungen, Anliegen und Forderungen zu hören?

Vieleicht wünschen sich die "wirklichen Gesichter" für sich eine gewisse Diskrektion, das könnte der Grund sein, warum Fake-Bilder oder Gesichtsverfremdungen in den Anzeigen vorhanden sind. Aber wenn Sie gerne ihre Stimmen, Meinungen Anliegen und eventuellen Forderungen hören möchten, bei den Anzeigen ist auch eine Telefonnummer. Rufen Sie doch mal bei diesen Frauen an. Damit können Sie diese Frage am besten selbst beantworten.

Im Grunde hätten Sie das als allererstes tun sollen, bevor Sie über eine Personengruppe schreiben ohne sich bei Ihnen zu erkundigen was Sie von der ganzen Sache halten. Durch diesen Artikel werden diese Individuen von Ihnen mit Ihrer sanften subtilen moralischen Art fremddefiniert und zum Objekt gemacht. Dabei wäre es wirklich nicht viel zuviel Aufwand gewesen diese Personen als Individuen zu respektieren und ihnen Gelegenheit zu geben sich über das Thema selbst zu äußern. Es hätte gereicht vier/fünf Telefonate zu führen . . .

Do., 23.06.2016 - 23:02 Permalink
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Kara Oke Fr., 24.06.2016 - 00:45

Antwort auf von gorgias

Hallo Gorgias.
Danke für die Mitteilung deiner Meinung. Ich denke genauso, dass Prostitution ein komplexes Thema mit komplexen Realitäten ist, das einer vertieften Recherche im Umfeld bedarf. Das Ziel dieses Artikels ist aber eher, über das vorgefundene Bild- und Textmaterial nachzudenken und was es mit uns macht.
Meine Frage, die die Verantwortlichkeit einer Zeitung betrifft, kann man natürlich in Hinblick auf rechtliche Aspekte beantworten (und damit Verantwortung ab- und weiterschieben). Das berührt aber nicht die Grundfrage: wollen wir, die LeserInnen, solche Bilder sehen? Welches Bild von der Welt zeichnen sie?
Es geht auch nicht um die Frage, ob man Prostitution gut- oder schlechtheißt. Dass es einzelne Fälle von sehr gut ausgebildeten Personen gibt, die sich freiwillig prostituieren, wissen wir. Wir wissen aber auch, dass die Mehrzahl der Prostituierten ihren Job nicht "freiwillig" (aus wirtschaftlichen Gründen, fehlende Perspektiven, Clanmachenschaften, Illegalität usw.) macht. Darüber müssen wir diskutieren, und nicht wie sich eine reiche Studentin ein bisschen was dazuverdient. Right?
Bezüglich Frustaufstauungen: es ist in höchstem Maß inhuman, dass der Körper der einen für den Frust des anderen herhalten muss. Gleichzeitig ist es wohl genauso grotesk human. Dass damit Gewalt verhindert werden soll/kann, ist die Erzählung eines patriarchalen Machtsystems, das auf Unterdrückung des anderen Geschlechts basiert. Von daher gibt es noch viel Spielraum in Richtung einer anderen Humanität: Frustaufstauungen von vornherein verhindern, indem Männlichkeitsstereotype abgebaut werden und neue Männerbilder zugelassen werden.
Wenn Dienstleistungen von Prostituierten mit anderen Dienstleistungen gleichgesetzt werden, dann sind wir tatsächlich kulturell, mental, emotional und philosophisch verarmt. Wenn der intime, körperliche Austausch zwischen zwei (oder mehreren) Menschen mit der Reparatur eines Fahrzeuges oder der chemischen Reinigung eines Mantels gleichgesetzt wird, dann ist uns wohl der Sinn dafür abhanden gekommen, was uns als Menschen ausmacht.
Bezüglich Romantisierung: diese tritt ein, wenn man in dieser Diskussion zu sehr auf das Facettenreichtum der Prostitution beharrt (so wie ich, bevor ich diesen Text geschrieben habe). Wenn man die Geschichte der wenigen Privilegierten der Geschichte der überzähligen Unprivilegierten vorzieht.
... und ja, können wir uns die Welt ohne Geld imaginieren oder nicht?
Beteiligt sind wir alle in dieser Sache. Die ZeitungsherausgeberInnen und Werbefachfrauen, die Leserinnen und Leser, die Passanten und Passantinnen am Strich in Bozen, die Prostituierten selber, und ihre Kunden. Natürlich auch FeministInnen, PolitikerInnen, HistorikerInnen und PsychologInnen.
Zu meiner Verteidigung möchte ich am Schluss noch sagen, dass ich mehrere Anrufe bei besagten Nummern versucht habe, die Frauen übers Telefon aber keine Informationen herausgeben.

Fr., 24.06.2016 - 00:45 Permalink
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gorgias Fr., 24.06.2016 - 02:08

Antwort auf von Kara Oke

>Das Ziel dieses Artikels ist aber eher, über das vorgefundene Bild- und Textmaterial nachzudenken und was es mit uns macht. <

Was soll das schon machen? Nur weil jetzt eine Lokalzeitung auf diese Anouncen verzeichtet würde, blende ich zumindest das Thema nicht aus. Prostitution ist eine Realität, würde es die Tageszeitung nicht machen würde man eine andere Plattform suchen. Das Internet wurde nicht letzte Woche erfunden. In London braucht man nur in eine der weltbekannten roten Telefonkabinen hineinsehen und man sieht eine Vielzahl an Flyern und Kärtchen die diese Art von Dienstleistungen anbieten. Sollen dann diese Frauen sich Aufkleber drucken lassen und diese dann von jemanden in Männerklos in Bars und Pubs anbringen lassen. Ist das dann besser?

>Meine Frage, die die Verantwortlichkeit einer Zeitung betrifft, kann man natürlich in Hinblick auf rechtliche Aspekte beantworten (und damit Verantwortung ab- und weiterschieben). <

Mir geht es nicht nur um rechtliche Aspekte. Eine freie Presse setzt ein mündige Leserschaft voraus. Wenn Menschen mit diesem nicht umgehen können kann man nicht eine Zeitung dafür verantwortlich machen.

>Das berührt aber nicht die Grundfrage: wollen wir, die LeserInnen, solche Bilder sehen? Welches Bild von der Welt zeichnen sie?<
Ja es gibt Menschen die wollen sich nicht mit dem Tod befassen, aber das wird die Dolomiten auch nicht davon abhalten Todesanzeigen zu veröffentlichen. Das ist Teil der Gesellschaft. So wie die Announcen in der Tageszeitung. Die Bilder sind nicht allzu aufdringlich. Diese Announcen zeichnen ein Stück Realität von der Welt ab. Wenn die Leser diese nicht sehen wollen, dann müssen Sie sich halt entscheiden die Zeitung nicht mehr zu kaufen oder dem Herausgeber einen Leserbrief zu schreiben. Ist halt so.

>Dass es einzelne Fälle von sehr gut ausgebildeten Personen gibt, die sich freiwillig prostituieren, wissen wir. Wir wissen aber auch, dass die Mehrzahl der Prostituierten ihren Job nicht "freiwillig" (aus wirtschaftlichen Gründen, fehlende Perspektiven, Clanmachenschaften, Illegalität usw.)<

Wenn Sie das wissen, dann bitte auch mit Zahlen belegen. Es gibt aber eine Vielzahl von Frauen die sich leichter mit dieser Art von Arbeit tun als andere. Hier jene Gruppe von Frauen die mit einer bestimmten Souveränität diesen Beruf ausüben als Randphänomen darzustellen zu wollen, würde ich zumindest vorsichtiger sein.

>Mehrzahl der Prostituierten ihren Job nicht "freiwillig" (aus wirtschaftlichen Gründen, fehlende Perspektiven, Clanmachenschaften, Illegalität usw.) <

Was wirtschaftliche Gründe angeht: In Südtirol wer will findet leicht eine Arbeit, sicher nicht immer eine wo man so gut verdienen kann und gewisse Annehmlichkeiten bietet. Wer keine Ausbildung hat und anstatt Zimmermädchen, Küchengehilfin oder am Fließband zu arbeiten lieber als Prostituierte arbeitet muss zumindest darunter nicht allzu stark leiden.

>Bezüglich Frustaufstauungen: es ist in höchstem Maß inhuman, dass der Körper der einen für den Frust des anderen herhalten muss. Gleichzeitig ist es wohl genauso grotesk human. Dass damit Gewalt verhindert werden soll/kann, ist die Erzählung eines patriarchalen Machtsystems, das auf Unterdrückung des anderen Geschlechts basiert. Von daher gibt es noch viel Spielraum in Richtung einer anderen Humanität: Frustaufstauungen von vornherein verhindern, indem Männlichkeitsstereotype abgebaut werden und neue Männerbilder zugelassen werden.<

Es gibt zum Beispiel Behinderte die Prostituierte aufsuchen. Es gibt auch einen Fall, wo die Mutter für ihren geistig behinderten Person eine Prostituirte anheuerte. Männer haben einen anderen Sexualtrieb als Frauen. Diesen Wegdefinieren zu wollen indem man an neue Männerbilder herumbastelt ist illusorisch. Ich glaube eher das sexuell frustrierte Männer sich besaufen und eine Schlägerei mit anderen Männern anfangen als Frauen zu schalgen. Wenn sich jemand sexuell ausleben kann und dafür nicht den Frust in Gewaltauschreitungen irgendeiner Art ausführt ist es zumindest positiv zu sehen.

>Wenn Dienstleistungen von Prostituierten mit anderen Dienstleistungen gleichgesetzt werden, dann sind wir tatsächlich kulturell, mental, emotional und philosophisch verarmt. Wenn der intime, körperliche Austausch zwischen zwei (oder mehreren) Menschen mit der Reparatur eines Fahrzeuges oder der chemischen Reinigung eines Mantels gleichgesetzt wird, dann ist uns wohl der Sinn dafür abhanden gekommen, was uns als Menschen ausmacht. <

Das ist ein Strohmann Argument. Ich würde die emotionale Involvierung in so einem Beruf nicht mit dem in einer chemischen Reinigung gleich setzen. Doch gibt es Berufe die psychisch und emotional belastend sein können und auch in die Intimsphäre eingreifen. So gibt es Massörinnen, Altenpfleger, Behindertenbetreuer, Leichenwascher, Psychotherapeuten, Phyisiotherpeuten und sogar sex surrogates, was sich in der körperlich-emotionalen Involvierung auf dem ersten Blick kaum mehr von Prostitution unterscheiden lässt. Es gibt Menschen die besser oder schlechter in solchen Berufen zurechtfinden. Es gibt Menschen die nicht so gut mit Körperkontakt umgehen können als andere. So gibt es auch Menschen die sich mehr oder weniger leicht tun Sexarbeiter zu sein. So wie ich jemand kenne der nach zwei Tagen beim besten Willen die Arbeit als Altenpfleger nicht mehr ausführen konnte.

>Bezüglich Romantisierung: diese tritt ein, wenn man in dieser Diskussion zu sehr auf das Facettenreichtum der Prostitution beharrt (so wie ich, bevor ich diesen Text geschrieben habe). <

Was hat sich vor und nach dem Schreiben dieses Textes bei Ihnen geändert? Ich glaube kaum dass sie dafür recht viel recherchiert haben. Ich kann jedenfalls im Text nichts an Informationen finden was wirklich auf eine Recherche hinweisst. Der Text scheint mir kaum mehr als das Produkt von jemand der eines morgens die Tageszeitung aufschlägt, sich an den Announcen stört und dann ein paar freie Assoziazionen über das Thema von sich gibt und in einem Text gießt.

>Zu meiner Verteidigung möchte ich am Schluss noch sagen, dass ich mehrere Anrufe bei besagten Nummern versucht habe, die Frauen übers Telefon aber keine Informationen herausgeben. <

Das soll ich ihnen glauben? Warum haben Sie nicht in Ihrem Artikel darauf verwiesen dass Sie bei diesen Frauen angerufen haben? Was haben Sie denn da genau für Fragen gestellt? Haben Sie gesagt, dass Sie einen Artikel schreiben wollen? Und wenn ja wie haben die Frauen reagiert? Wie haben Stimmen der Frauen im Tonfall geklungen? Was für Akzente hatten die Frauen?
Und wenn diese Frauen so reagiert haben, haben Sie sich nicht gedacht, dass wenn das wahr ist, ich meine wenn das wirklich wahr ist, dass Sie da angerufen haben, nicht Gegenstand Ihres Artikels sein wollen?
Ja wie haben diese Frauen reagiert als Sie ihnen mitteilten, dass Sie am liebsten ihnen diesen Werbekanal versperren wollen in dem Sie die Zeitung moralisch unter Druck setzen wollen?

TUT MIR LEID, ABER WENN SIE BEI DIESEN FRAUEN ANGERUFEN HABEN UND DIESE REAKTION ERHALTEN HABEN UND SIE SICH DANN TROTZDEM ENTSCHLOSSEN HABEN DIESEN ARTIKEL ZU SCHREIBEN, NICHT EINEN ALLGEMEIN ÜBER PROSTITUTION, SONDERN EINEN WO SIE KONKRET DIE ANNOUNCEN DIESER FRAUEN IN DER TAGESZEITUNG ANSPRECHEN, DANN IST DAS FÜR MICH NOCH SCHLIMMER ALS WENN SIE GAR NICHT ANGERUFEN HÄTTEN, WEIL MAN DA IN EINER NOCH VEHEMMENTEREN FORM ÜBER DIESE PERSONEN DRÜBERFÄHRT UND BEVORMUNDET.

Fr., 24.06.2016 - 02:08 Permalink
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Wilfried Meraner So., 26.06.2016 - 22:33

Diese Praxis der Tageszeitung stört mich schon lang , und es wird immer schlimmer.
Die Zeitung wird damit einfach "unappetitlich", irgendwie schäbig und billig.
Das Thema "Prostitution" ist wirklich sehr komplex. Könnte man überhaupt auf darauf verzichten? Ich weiß es auch nicht.
Aber darum geht es hier eigentlich gar nicht - siehe weiter unten.
Was ist mit den Kindern? Gorgias macht es sich einfach, indem er sagt, es ist Sache der Eltern und nicht des Zeitungsverlegers.
Darum einige Fragen/Anmerkungen an den Zeitungsverleger:
- Können Sie dazu stehen? Möchten Sie, dass Ihre Kinder so etwas in die Hand
bekommen? Wenn ja: dann "staun" . Wenn nein: dann stehen Sie also nicht zu dem, was Sie machen. Denn Kinder bekommen Tageszeitungen in die Hand, oder seit wann werden die weggesperrt?
- das Argument "damit die Frauen sicherer sind..." greift überhaupt nicht, oder?
Glauben Sie dass die Interessierten nicht auch ohne diese Anzeigen genug Möglichkeiten finden?
Hier geht es eben nicht um die Frage, ob Prostitution "notwendig" ist, sondern ob man ihre Verbreitung unterstützen und fördern sollte!
Denn genau das machen Sie mit der Veröffentlichung dieser Anzeigen!
Dies Anzeigen fördern die niedrigen Instinkte der Menschen.
Und das ist GANZ ENTSCHLOSSEN ABZULEHNEN! Es ist ganz einfach schäbig.
Geben Sie doch wenigstens zu, dass Sie es nur machen, weil Sie viel Geld damit verdienen. Denn dass Sie es machen, um Frauen zu schützen - wer kauft Ihnen das ab?

So., 26.06.2016 - 22:33 Permalink
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gorgias Mo., 27.06.2016 - 00:15

Antwort auf von Wilfried Meraner

> Diese Praxis der Tageszeitung stört mich schon lang , und es wird immer schlimmer. Die Zeitung wird damit einfach "unappetitlich", irgendwie schäbig und billig. <

In der Tageszeitung finde ich schon mehr unapettitlich. Da gab es ja eine Photoshop-Montage auf Seite 1 mit Elena Artioli. Ich glaube bei der Dildo-Affäre der Freiheitlichen war die STZ auch nicht zimperlich.

>Was ist mit den Kindern?<

https://www.youtube.com/watch?v=HHDKmASkSrc

>Gorgias macht es sich einfach, indem er sagt, es ist Sache der Eltern und nicht des Zeitungsverlegers. Darum einige Fragen/Anmerkungen an den Zeitungsverleger: - Können Sie dazu stehen? Möchten Sie, dass Ihre Kinder so etwas in die Hand bekommen? Wenn ja: dann "staun" . Wenn nein: dann stehen Sie also nicht zu dem, was Sie machen. Denn Kinder bekommen Tageszeitungen in die Hand, oder seit wann werden die weggesperrt?<

Ja was soll sein? Ein paar Frauen in Dessous kann man auch im Quelle-Katalog sehen. Muss man den jetzt auch gleich wegsperren?
Und wegen dieser Bildchen mache ich mir jedenfalls weniger sorgen, als das was sich Kinder mit Ihrem Handy auf dem Pausenhof gegenseitig zeigen. Oder zu Hause wenn Sie alleine vor dem Computer sitzen und den entsprechenden Suchbegriff eingeben. Ja und ich mache mir wennschon mehr sorgen, wenn sich ein Kind den ganzen Boulevarschrott auf RTL2, Sat1 und co. auch nur einen Nachmittag lang ansieht:

https://youtu.be/50bQIaoMezU?t=6m10s

Wenn Sie wirklich an Kinder denken würden, dann würden Sie sich da schon eher Gedanken machen, als diese kleinen Bildchen.

> - das Argument "damit die Frauen sicherer sind..." greift überhaupt nicht, oder? Glauben Sie dass die Interessierten nicht auch ohne diese Anzeigen genug Möglichkeiten finden?<

Ja da gebe ich ihnen Recht, ich habe das Argument dass Prostitution (teilweise) auch Gewalt verhindern kann, ja nicht zu Tage gefördert. Es ist eigentlich ein verklemmtes Argument. Denn solange es Menschen gibt die diese Dienstleistung freiwillig anbieten und es Personen gibt die dieses Angebot annehmen ist es für mich im Grunde Ok.

>Hier geht es eben nicht um die Frage, ob Prostitution "notwendig" ist, sondern ob man ihre Verbreitung unterstützen und fördern sollte! Denn genau das machen Sie mit der Veröffentlichung dieser Anzeigen!<

Ja wollen Sie es den Damen die Ihre Dienstleistungen anbieten schwerer machen mit Ihren Kunden im Kontakt treten? Was ja laut Ihnen anscheindend doch nicht funktionieren soll. (Siehe oben)

Sie sehen wohl in diesen Personen die diese Anzeigen aufgeben, wohl nur böse Verführerinnen die die keuschen Tiroler Mannsbilder verderben. (Siehe gleich unten)

>Dies Anzeigen fördern die niedrigen Instinkte der Menschen. Und das ist GANZ ENTSCHLOSSEN ABZULEHNEN! Es ist ganz einfach schäbig. <

Von welchem Kirchenverein kommen Sie denn eigentlich her? :-)))))

>Geben Sie doch wenigstens zu, dass Sie es nur machen, weil Sie viel Geld damit verdienen. Denn dass Sie es machen, um Frauen zu schützen - wer kauft Ihnen das ab? <

Da ist bei Ihnen etwas durcheinandergekommen, ich bin nicht von der Tageszeitung und mache mit Prostitution weder direkt noch indirekt Geld. Aber ja die Tageszeitung macht das im Grunde wegen des Geldes. Und der Herr Tribus sollte, weil er sich selbst als liberal - libertär bezeichnet dazu bekennen und mit diesem "Frauen schützen"-Feigenblatt doch aufhören. Das ist doch nur peinlich.
Und außerdem sollte er sagen, dass er das gut findet, wenn Menschen selbst entscheiden ob Sie zu Prostituierten gehen wollen. Das wäre die ehrlichere und weniger verklemmte Antwort.

Mo., 27.06.2016 - 00:15 Permalink
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Sepp.Bacher Mo., 27.06.2016 - 10:54

Einerseits ist es ok, wenn Frauen, welche diesen Beruf wählen und selbständig ausüben, über Anzeigen ihre Kundschaft suchen? Sicher ist dieser Bereich mit vielen Problemen verbunden, deswegen sage ich generell ja, im Detail würde ich aber differenzieren.
Andererseits wird so viel unmoralische Werbung gemacht, über die sich niemand aufregt. Sex und Erotik scheint immer noch viel unmoralischer zu sein, als viele andere unverantwortliche und kriminelle Dinge in der Wirtschaft und der Welt- und Umweltpolitik!

Mo., 27.06.2016 - 10:54 Permalink
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Friedrich Ohnewein Mi., 18.07.2018 - 01:40

Ich verstehe die Aufregung nicht.....
Besagte Inserate in der Südtiroler Tageszeitung befinden sich alle auf einem Block, also nicht auf die ganze Ausgabe verteilt. Man kann also darüber hinwegblättern wie über jeden anderen Artikel der nicht interessiert. So einfach ist das!
Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich Kinder in eine Tageszeitung vertiefen.
Einige Gegner dieser Inserate scheinen sich die Damen ja sehr genau angesehen zu haben, wissen sogar welche Fotos echt sind und welche nicht.
Für die Zeitung ein Geschäft wie jedes andere, eine Zeitung ist warscheinlich über jedes bezahlte Inserat froh.

Mi., 18.07.2018 - 01:40 Permalink