Wirtschaft | Überfliegen oder nicht?

Gianlorenzo Pedron: "Wir laufen Gefahr, dass die Plose schließt"

Vorgaben der Partei gelten in Brixen nicht mehr. Seit es um die Aufstiegsanlage zur Plose geht, scheiden sich die Geister. Das verweigerte Referendum brachte das Fass zum Überlaufen. Brixens Vizebürgermeister Pedron: "Ein Verwalter muss das Allgemeininteresse vertreten."

Albert Pürgstaller hatte es schon einmal leichter, in "seiner Stadt". Noch am 18. März nachdem der Stadtrat von Brixen das Projekt Seilbahnverbindung von Brixen Bahnhof nach St. Andrä abgesegnet hatte, schien die Welt noch in Ordnung. Endlich, nach jahrelangem Tauziehen schien für Pürgstaller die Lösung greifbar nah, dass er das Referendum vom Tisch fegte, sollte ihm noch zum Verhängnis werden.

Referendum ja, aber...
"Wir als Partei haben uns bezüglich Plose-Seilbahn immer für eine Volksabstimmung ausgesprochen", erklärt nun Brixens Vizebürgermeister Gianlorenzo Pedron gegenüber der Neuen Südtiroler Tageszeitung. Intensiv sei versucht worden eine Volksabstimmung im Gemeinderat zu genehmigen, "aber die Grüne Bürgerliste als Koalitionspartner hat uns nicht unterstützt." Auch Bürgermeister Albert Pürgstaller sagte am 18. März: "Wir wollten das letzte Wort der Bevölkerung überlassen." Jedoch unter gewissen Voraussetzungen. Ein Referendum sei nur möglich, wenn "nur über jene Lösung abgestimmt wird, die dann vom Land auch effektiv weiterverfolgt und umgesetzt werden kann."

Die Blockierer, die Meuterei
Pürgstaller und Pedron - sie wollten das Referendum ja, aber es ging einfach nicht. "Das Problem" nennt Pedron beim Namen: "Viele Vertreter der Bürgerliste sind Überflogene und auch im Komitee proAltvor tätig. Diese möchten alles blockieren, um eine Entscheidung der Bevölkerung zu verhindern. Das ist das Problem."

Meutern tun jetzt aber auch andere. Bislang brave Schüler stehen auf. Am 28. März ein überraschender Akt. 16 SVP-Gemeinderäte fordern gemeinsam mit allen Gemeinderäten des PD, dass ein zusätzlicher Passus in den Mobilitätsplan eingefügt werde, der ein Referendum über die Seilbahn vorsieht. Man wolle eben ein Zeichen setzen, so die Antragsteller. Ein Zeichen, dass es nicht ohne die Miteinbeziehung der Bürger und des Gemeinderates gehe.

Ich gehe, wenn...
Diesen Antrag erklärt Pedron nun als "unzulässig", Vertrauen in den Stadtrat sieht wahrlich anders aus. Dabei unterstrich der Fraktionssprecher des PD, Horand Matthias Meier,der zusätzlich eingebrachte Tagesordnungspunkt am 28. März solle nicht als Misstrauen gegen den Stadtrat verstanden werden solle. Sondern eben als Zeichen.

Pedron bleibt dabei, der Antrag seiner Parteifreunde auf ein Referendum zu beharren, kam für ihn völlig überraschend. "Man kann sich vorstellen wie ich mich gefühlt habe (...) wir werden jetzt wahrscheinlich einen Sondergemeinderat einberufen." Seinen Rücktritt schließt Pedron nicht aus, eine Sitzung des Brixner Pd ist für heute, 1. April, angesetzt: "Jetzt ist alles möglich", sagt er gegenüber der Neuen Südtiroler Tageszeitung. "Ich werde nicht in einer Verwaltung bleiben, in der wir Gefahr laufen, die Plose zu schließen. Wir sind in der Hand der Überfolgenen. Aber ein Verwalter muss das Allgemeininteresse vertreten."

Und was ist Brixens Allgemeininteresse?

 

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Klaus Vontavon Di., 01.04.2014 - 20:51

Herr Pedron vertreten Sie wirklich noch die Interessen der Allgemeinheit?

Herr Perdon, sehr viele Brixner Bürger sind gegen einen Seilbahn-Standort am Bahnhof und gegen den Überflug des Talkessels; nicht nur Überflogene.

Die Vollversammlung des Vereins heimat Brixen Bressanone Persenon hat den Vorstand beauftragt am Rekurs gegen die Eintragung der Seilbahntrasse in den Bauleitplan zu unterstützen; die wenigsten Mitglieder sind Überflogene.

Wir wollen eine Entscheidung der Bevölkerung, und haben auch zwei Referenden beantragt. Allerdings wollen wir nicht ein erpresserisches Referendum, das den Standort Bahnhof als einzig mögliche Talstation festlegt.
Mit einem Seilbahn-Standort am Bahnhof würden alle bisherigen verkehrsberuhigenden Maßnahmen wieder zurückgenommen.

Es gibt auch keinen vernünftigen Grund zu behaupten, dass es nur für die Lösung am Bahnhof öffentliche Finanzierungen gäbe.

Das Gespenst der Schließung der Plose kann uns nicht schrecken, wenn schon, dann müssen am Berg neue Akzente gesetzt werden. Ob die Seilbahn vom Bahnhof oder von einem anderen Ort startet, hat für die Plose keine Bedeutung, das hat auch die Studie  des WIFO (Erschbaumer und Lun) ergeben.

Es gibt für uns Bürger nur eine sinnvolle Lösung:
Ein Zurück an den Anfang der Diskussion, Einbeziehung der gesamten Bevölkerung in die Diskussion um Seilbahn und Standort; und vor allem zuerst die Realisierung der längst fälligen Südspange.

Klaus Vontavon
heimat Brixen Bressanone Persenon

Di., 01.04.2014 - 20:51 Permalink
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Franz Linter Mi., 02.04.2014 - 17:31

stimmt so sicher nicht. Der BM und sein Vize haben das Referendum immer nur mit dem Standort Bahnhof verknüpft und damit eine Einigung im Gemeinderat verhindert. Sie und die Mehrheit im Gemeinderat sind letztlich auch für Regelungen der Direkten Demokratie verantwortlich. Die Fristen (http://proaltvor.wordpress.com/2014/03/06/fristen/) sind kein Naturgesetz sondern im Gemeinderat beschlossen. Weil damals die Hürden für Bürgerinitiativen hoch angesetzt wurden, trifft nun das eigene Gesetz die Befürworter der Seilbahn so, dass vernünftige Fragestellungen, die den Bürgern eine Entscheidungsfreiheit erlauben das ganze Projekt riskieren würden und deshalb mit allen Mitteln verhindert werden. Näher erläutert in http://proaltvor.wordpress.com/2014/03/17/demokratieverstandnis/

Mi., 02.04.2014 - 17:31 Permalink
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Katharina von … Sa., 12.04.2014 - 13:02

Die Seilbahn an Milland "abzuschieben" scheint jetzt die Lösung zu sein. Dass damit ein Naherholungsgebiet in Stadtnähe zerstört wird und dass es auch Milland überflogene Häuser gibt, wird nie erwähnt. Wer in Brixen profitiert von der Seilbahn: einige wenige! Die Anderen verlieren, wie immer, an Lebensqualität. Mehr Verkehr durch Milland, Sarns und Albeins, Zerstörung einer der letzten unverbauten Wiesen im Talkessel und starke Beeinträchtigung des Biotops. Baut doch die Busverbindungen aus und verwendet das Geld, das übrigbleibt dazu, die Naturschätze in der Stadt und in der Umgebung zu erhalten, das gefällt den Touristen und davon profitieren die EInheimischen. Warum soll ich viel Geld für die Seilbahn (und ihre Benutzung!) zahlen, um ein landschaftlich ruiniertes Gebiet wie die Plose zu fahren? Lieber würde ich ehrlich gesagt weiterhin am Bachdamm spazieren gehen.

Sa., 12.04.2014 - 13:02 Permalink
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Willy Pöder Sa., 12.04.2014 - 14:56

Im Grunde bedienen sich die Brixener nur der Visionen des Präsidenten der Kranzplatz-Seilbahn AG, Rag. Werner Schönhuber, der 2003 in seinen "Visionen für die Kronplatzregion" folgendes schrieb: "Der nächste anzustrebende Schritt ist die direkte Verbindung des Kronplatzgebietes - mittels einer Bahnverbindung Reischach-Talboden Bruneck - mit den Skigebieten Hochpustertal und vielleicht Cortina per Eisenbahn. Der Bahnhof Vierschach liegt in unmittelbarer Nähe der Helmbahnen".
Schönhubers Visionen sind mittlerweile, wenn auch in veränderter Form, in Erfüllung gegangen. Aus der Anbindung an den Brunecker Talboden wurde allerdings nichts. Dafür baute man in Percha einen eigenen Eisenbahnhof für 3 Mill. Euro mit Anbindung an den Kronplatz. Der Bahnhof in Vierschach soll in den nächsten Monaten gebaut und mit Beginn der Wintersaison in Betrieb gehen.
Die direkte Anbindung der Plosebahn an den Zentralbahnhof von Brixen entspräche somit der ursprünglichen Idee, welche die Krozplatz-Giganten eigentlich für Bruneck geplant hatten, zumal rund um den Bahnhof ein modernes Mobilitätszentrum geplant ist, sozusagen die absolute Drehscheibe des Verkehrs im Pustertal und seiner Seitentäler. Aus wintertouristischer Sicht dürfte die Brixener Option, so es denn dazu kommt, die effizientere Lösung darstellen.

Sa., 12.04.2014 - 14:56 Permalink
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Willy Pöder Sa., 12.04.2014 - 15:02

Im Grunde bedienen sich die Brixener nur der Visionen des Präsidenten der Kranzplatz-Seilbahn AG, Rag. Werner Schönhuber, der 2003 in seinen "Visionen für die Kronplatzregion" folgendes schrieb: "Der nächste anzustrebende Schritt ist die direkte Verbindung des Kronplatzgebietes - mittels einer Bahnverbindung Reischach-Talboden Bruneck - mit den Skigebieten Hochpustertal und vielleicht Cortina per Eisenbahn. Der Bahnhof Vierschach liegt in unmittelbarer Nähe der Helmbahnen".
Schönhubers Visionen sind mittlerweile, wenn auch in veränderter Form, in Erfüllung gegangen. Aus der Anbindung an den Brunecker Talboden wurde allerdings nichts. Dafür baute man in Percha einen eigenen Eisenbahnhof für 3 Mill. Euro mit Anbindung an den Kronplatz. Der Bahnhof in Vierschach soll in den nächsten Monaten gebaut und mit Beginn der Wintersaison in Betrieb gehen.
Die direkte Anbindung der Plosebahn an den Zentralbahnhof von Brixen entspräche somit der ursprünglichen Idee, welche die Krozplatz-Giganten eigentlich für Bruneck geplant hatten, zumal rund um den Bahnhof ein modernes Mobilitätszentrum geplant ist, sozusagen die absolute Drehscheibe des Verkehrs im Pustertal und seiner Seitentäler. Aus wintertouristischer Sicht dürfte die Brixener Option, so es denn dazu kommt, die effizientere Lösung darstellen.

Sa., 12.04.2014 - 15:02 Permalink