Kultur | Lawinen

König Ortlers erste Opfer

Wenige Monate vor Kriegsausbruch hat der Ortler bereits Opfer gefordert. Eine Erinnerung ans Lawinenunglück von 1914.

Die meisten Toten fordert auf diesen Höhen die Natur. Das war vor dem Krieg so und das war während des Krieges nicht anders.

Es war am 4. März 1914, als 19 Mann vom Militär, die zur Skiausbildung ins Ortlergebiet gekommen waren, von Gomagoi aufbrachen, um die Payerhütte zu erreichen. Das war noch über ein Jahr vor dem Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Entente. Was das also mit dem Ersten Weltkrieg zu tun hat? Diese Skikurse für Offiziere wurden nur deshalb abgehalten, weil die österreichisch-ungarische Monarchie bereits damals wenig Vertrauen in die Italiener hatte, die als Mitglieder des Dreibunds eigentlich noch Verbündete waren. 

Die Payerhütte unterm Ortler: Aquarell von Edward Theodore Compton  

Am späten Nachmittag lösten sich gleichzeitig zwei Lawinen und rissen die Aufsteigenden mit sich. Ein Bergführer, der von der anderen Seite des Tales das Unglück beobachtet hatte, leitete unverzüglich eine Rettungsaktion ein, trotz Schneesturms, doch für die Verschütteten kam jede Hilfe zu spät. Nur fünf Mann, die sich bereits selbst befreien konnten, überlebten. Bilanz: 14 Tote. 

 

Dieses Lawinenunglück war nur ein Vorbote der vielen Lawinentoten in den Folgejahren. Auf der Ortlerfront war der Ortler selbst der hartnäckigste  Feind.

Beerdigung der Lawinentoten des 4. März 1914