Gesellschaft | Uni für Flüchtlinge

Das unitedbz-Projekt - ein neues Kapitel

Die Irakerin Dilan Abubakir studiert an der unibz. Das Studium sieht sie als Chance, Neues zu lernen und gleichzeitig anderen Studierenden ihre Erfahrungen weiterzugeben.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Dilan Abubakir unitedbz
Foto: unibz

Text: Jana Rick

 

Die 31-jährige Dilan Abubakir studiert im vierten Semester im Rahmen des unitedbz-Projektes an der Freien Universität Bozen. Vor zwei Jahren kam sie aus ihrer Heimat, dem Irak, nach Italien, ein Großteil ihrer Familie lebt nun in Deutschland. Das Studium sieht sie als Chance, Neues zu lernen und gleichzeitig im Austausch mit anderen Studierenden ihre Erfahrungen weiterzugeben.

 

unibz: Wie kam es dazu, dass Sie heute hier als Studentin der unibz sitzen?

Dilan Abubakir: Vor zwei Jahren und zwei Monaten kam ich gemeinsam mit meinem Ehemann nach Italien, weil wir in unserem Heimatland Irak nicht mehr leben konnten. Seitdem wohnen wir in Südtirol, ich arbeite bei der Caritas und mein Mann als Koch. Die Caritas hat mich dann auf das Projekt „unitedbz“ aufmerksam gemacht und mittlerweile studiere ich hier im vierten Semester.

 

Welche Kurse besuchen Sie am liebsten?

Im ersten Jahr habe ich Vorlesungen an der Wirtschaftsfakultät besucht, aber das war sehr schwer für mich. Dann habe ich mir irgendwann gedacht: Warum mache ich nicht etwas, was ich schon kann? Im Irak habe ich zehn Jahre lang als Fernsehjournalistin gearbeitet. Also habe ich mich in mehrere Kurse des Bachelors in Kommunikations- und Kulturwissenschaften eingeschrieben. Und das macht mir großen Spaß.

 

Was war für Sie am Anfang die größte Schwierigkeit?

Die Sprachen. Und die sind es heute noch. Keine der drei Unterrichtssprachen ist meine Muttersprache. Englisch klappt ganz gut, in Italienisch habe ich schon viele Kurse besucht und probiere als nächstes die Sprachprüfung. Aber dann muss ich auch noch Deutsch lernen, das wird eine große Herausforderung für mich...

 

Ist die fremde Kultur für Sie auch eine Herausforderung?

Eigentlich nicht. Ich habe mich hier schon immer sehr wohl gefühlt. Ich habe keine Schwierigkeiten mich zu integrieren, liebe das italienische Essen und auch Bozen ist mir sehr ans Herz gewachsen. Mein Heimatort Dokuh, im Norden des Iraks, ist auch von Bergen umgeben. Die beiden Städte ähneln sich sehr, ich bin es gewohnt, Berge um mich herum zu haben.

 

Wenn Sie an den Irak denken, was vermissen Sie am meisten?

Alles. Ich bin dort geboren, habe dort meine Kindheit verbracht, habe mich verliebt und dort geheiratet. Man hinterlässt dort einen großen Teil seines Lebens.

 

Haben Sie auch Kontakt zu anderen außerordentlichen Studierenden des Programms?

Ja, alle zwei Wochen gibt es ein Treffen im Rahmen unseres „Buddy Programms“, das ist ein Team aus Studierenden, die jeweils einen unitedbz-Studenten unterstützen. Das ist wirklich eine tolle Initiative. Viele der Flüchtlinge waren an einem Punkt, an dem sie aufgeben wollten, aber dank der Buddies kommt das jetzt nicht mehr vor. Sie geben Unterstützung, wann immer es nötig ist.

 

Was für Schwierigkeiten haben die ausländischen Studierenden beispielsweise?

Das sind meistens ganz banale, kleine Dinge, wie zum Beispiel, sich ein Buch in der Bibliothek auszuleihen oder das Cockpit zu benutzen. Diese Hürden mögen anderen sehr klein erscheinen, aber wenn man selbst in der Situation ist, sind sie groß.

 

Möchten Sie irgendwann hier in Italien als Journalistin arbeiten?

Nein. Journalistin zu sein öffnet einem die Augen, es ist eine tolle Arbeit. Aber es ist ein harter Job. Zehn Jahre lang war mein Leben ein kleiner Teil meines Jobs und das möchte ich in Zukunft nicht mehr. Hinzu kommt, dass in Ländern wie meinem der Journalismus Teil des Terrors ist. Als Reporter hat man dort keine Chance, seine eigene Meinung unterzubringen. Die Medien sind nicht frei.

 

Zehn Jahre lang war mein Leben ein kleiner Teil meines Jobs und das möchte ich in Zukunft nicht mehr. Hinzu kommt, dass in Ländern wie meinem der Journalismus Teil des Terrors ist. Als Reporter hat man dort keine Chance, seine eigene Meinung unterzubringen. Die Medien sind nicht frei.

 

Sie haben also ein neues Kapitel begonnen, hier an der Universität?

Richtig. Mein nächstes Ziel ist es, die Italienischprüfung zu bestehen, damit ich mich dann für den Bachelor in Kommunikations- und Kulturwissenschaften regulär einschreiben kann.

 

Was gefällt Ihnen speziell an diesem Studium?

Die Mischung aus Kommunikation und Kultur. Ich liebe den Kontakt zu anderen Menschen, es gefällt mir, mich mit ihnen auszutauschen. In Kursen wie „Cultural Studies“ oder „Anthropology“ steht die Kultur im Mittelpunkt und wir können von der Diversität an Nationalitäten und Kulturen profitieren. Die Studierenden stellen mir viele Fragen zu meiner Heimat, das freut mich. So kann ich meine Erfahrungen mit ihnen teilen und ihnen somit etwas zurückgeben.

 

Die Studierenden stellen mir viele Fragen zu meiner Heimat, das freut mich. So kann ich meine Erfahrungen mit ihnen teilen und ihnen somit etwas zurückgeben.