salto.music | Perfas Music Session

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Vor zwei Tagen, am Samstag, 31. Juli, besetzte die Bozner Reggae-Band Shanti Powa den Konzertsaal in der Basis Vinschgau in Schlanders. Grund: Die „Perfas Music Session”.
Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Foto: rhd
Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Haben mit ihrem Livesest das „Perfas Music Session” abgeschlossen: Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am vergangenen 31. Juli 2021. Foto: rhd

 

Als wir am vergangenen Samstag die BASIS Vinschgau in Schlanders erreichen, neigt sich die Mittagspause dem Ende zu. Einzelne Musiker lungern auf der Terrasse bzw. vor dem „Kasino” herum, während sich ein Team der Eurac daranmacht, auf dem Gelände der BASIS eine Erhebung zur bestehenden Artenvielfalt durchzuführen.

Die BASIS war seit Mittwoch von Musikern und Bandprojekten in Beschlag genommen worden, weil sie im „Kasino”, dem Veranstaltungssaal, einen Liveauftritt mitgeschnitten hatten, Audio wie Video, und alles unter professioneller Begleitung.

„Perfas Music Sessions” heißt das Gesamtprojekt, initiiert von der Vereinigung „Performing Artists South-Tyrol”, die damit nicht nur die Musiker und Musikerinnen konkret unterstützen wollte, sondern auch den gesamten Kosmos rund herum, also auch die Tontechniker, die Lichttechniker und all jene, die sich in der Welt des Videos zu schaffen machen.

Es ist ein sehr rundes Projekt, an dem letztlich 14 Bands, Musiker und Musikerinnen teilgenommen haben und voraussichtlich im September mit dem Endresultat aus diesen Sessions an die Öffentlichkeit gehen werden.

Die Bozner Reggae-Band Shanti Powa war die letzte in der Reihe und schickte sich gerade an, sich für den ersten Testdurchlauf zu sammeln, als wir auf Felix Senoner treffen, dem Geschäftsführer von Perfas. Und er ist es, der uns ein wenig hinter die Kulissen dieser außergewöhnlichen Aktion blicken lässt.

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Insgesamt vier Mal spielten Shanti Powa ihre halbstündiges Liveset: Take 3 war dann jener, der alle Musiker in der Band überzeugt hatte. Foto: rhd

 

„Es ist bislang alles gut gelaufen und wir freuen uns sehr über das, was bisher alles passiert ist. Es war ein großer organisatorischer Aufwand, der uns die letzten drei Monate fast völlig vereinnahmt hat.” Felix Senoner, der bei vielen dieser einzelnen Sessions persönlich anwesend war, ist sichtlich zufrieden und auch stolz auf das Erreichte, denn die „Perfas”, jene Vereinigung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Interessen der hiesigen Kunst- und Kulturschaffenden zu vertreten, gibt es erst seit Februar 2021 und die „Perfas Music Sessions” sind das erste große Projekt, das für die Mitglieder umgesetzt wird.

Das Schöne war zu sehen, dass das Verständnis der unterschiedlichen Rollen gewachsen ist.

Bei jeder dieser Sessions standen den MusikerInnen im Prinzip sechs Personen zur Seite: Zwei an den Cameras und je eine für Bildregie, Tontechnik, Lichttechnik so wie Produktionsleitung. Mit diesem Team sollten dann halbstündige Gigs gespielt und live aufgezeichnet werden, wobei dann der beste Take – bei Shanti Powa sollte es der dritte Durchlauf sein, der alle zufriedenstellt – voraussichtlich im Herbst veröffentlicht werden wird. Sobald die Postproduktion der einzelnen Mitschnitte abgeschlossen ist, wird die Perfas damit an die Öffentlichkeit gehen.

Senoner: „Laut Rückmeldungen waren alle Beteiligten sehr zufrieden. Das Schöne war zu sehen, dass das Verständnis der unterschiedlichen Rollen gewachsen ist.”

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Jede Band, jeder Musiker und jede Musikerin konnte auf ein Team von erfahrenen Technikern zählen: Um Shanti Powa kümmerten sich der Meraner Julian Marmsoler von „crealight” (Licht), Elias Gamper aus Brixen (Audio) und Alessandro Damian von MicrocosmoPop aus Bozen (Video). Foto: rhd

 

Es ist, Shanti Powa in der BASIS Vinschgau inklusive, alles reibungslos abgelaufen, wobei die Bands und Künstler/Künstlerinnen völlig freie Hand bei der Planung des Tagesablaufs hatten. Eine nicht allzu kleine Herausforderung gab es dann doch: Wie geht man mit der Unmenge an Daten um, die an diesem einen Tag produziert werden, die ausgewählt, nachbearbeitet und – Video und Audio – zusammengeführt werden müssen.

Senoner: „Am Ende jeder Produktion hatten wir mindestens 300 Gigabyte an Daten, an denen unterschiedliche Leute gleichzeitig arbeiten sollten. An diesen technischen Problemen haben wir ziemlich geknobelt und es waren Herausforderungen, die uns ziemlich einiges abverlangt haben. Wenn ich aber an die ganzen Veranstaltungen denke, dann ist es wirklich sehr gut gelaufen.

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Nach einem Jahr Pause wieder zurück in der Band: Schlagzeuger Florian Gamper legt mit seinem Spiel die Geleise auf denen sich Shanti Powa fortbewegen. Foto: rhd

 

Wer hat denn nun teilgenommen an den 14 „Perfas Music Sessions”? Und wie wurde ausgewählt? Senoner: „Ein Hauptprogrammpunkt der Perfas ist, dass wir nicht inhaltlich bewerten wollen, was jemand für eine Musik macht, sondern wir wollen die Bandbreite der professionell Musikschaffenden im Land aufzeigen. Jeder einzelne Beitrag war sehr professionell und insofern sind wir sehr glücklich mit dieser Auswahl.”

Insgesamt 52 Musiker, Musikerinnen und Bands haben sich bei der Perfas für eine Teilnahme an den Sessions beworben. Der Vorstand hat in einem zweiten Schritt versucht, aus diesen Bewerbungen die erwähnte stilistische Bandbreite, aber auch die Sprachgruppen des Landes und das Geschlechterverhältnis wiederzuspiegeln. Hinzu kommt natürlich, dass vor allem jene zum Zuge kommen sollten, die mit ihrer Musik ihren Unterhalt bestreiten.

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Shanti Powa sind für die „Perfas Music Session” in voller Besetzung angetreten: Bertrand „Berise” Rise (Stimme), Florian Gamper (Schlagzeug), Lukas Pichler (Bass), Fabian Pichler (Gitarre, Keyboards), Peter Burchia (Gitarre), Andreas Galante (Posaune), Jonas Tutzer (Sax), Markus Cappello (Tenor Sax), Thomas Maniacco (Trompete), Sir Gulliver J. Klauser (Didgeridoo) und Alessandro Tarabelli (Turntables). Foto: rhd

 

Die teilnehmenden Bands, Musikerinnen und Musiker:

Grand Hotel, Toblach:

  • Maschlmusig (traditionelle Volksmusik, Pflersch)
  • Markus Doggi Dorfmann (Liedermacher, Brixen)
  • Jean Ruaz (Ethno-Jazz, Gadertal)
  • Martina Bortolotti von Haderburg (Sopran, Bozen) und Luca Schinai (Klavier, Bozen) als Duo „Scheinender Mond” (klassische Lieder)

Beat-Studios, Bozen:

  • Martin Perkmann & Chris Kaufmann (Bozen, Deutsch-Pop)
  • Helianth (Singer/Songwriter, Neumarkt)
  • Edo Avi (Singer/Songwriter, Leifers)

Astra, Brixen:

  • Mainfelt (Vinschgau, Folk/Pop)
  • Schw4rz mit Band (Passeier, Pop)
  • Revensch (mit Helga Plankensteiner und Michael Lösch) (Jazz, Lana)

BASIS Vinschgau, Schlanders:

  • Jemm Music Project (Ethno/Percussion, Bozen)
  • Greta Marcolongo mit Quintett (Jazz/Pop, Bozen)
  • Mac Maya & Jonas Oberstaller feat. Valerio Di Paola und Max Castlunger (DJ-Set mit Perkussionen, Stimme und Gitarre, Sarntal)
  • Shanti Powa (Reggae, Bozen)

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Im Zentrum der Show standen natürlich die Songs aus dem aktuellen, vierten Album von Shanti Powa: „Dreamer” ist bereits am 7. Mai 2021 in den digitalen Formaten erschienen, Vinyl soll im Herbst folgen. Foto: rhd

Es war von vorneherein ohne Publikum geplant, damit wir unabhängig von der Pandemie-Entwicklung sind.

Das Projekt ist einigermaßen groß und trotzdem hat sich Perfas dazu entschieden, alles etwas im Hintergrund zu behalten. Senoner, der übrigens selbst aktiver Musiker ist und auch seine Gitarre mit im Gepäck hatte: „Ich glaube es war noch nicht der Moment, das alles groß anzukündigen. Die Veranstaltungen waren alle ohne Publikum, es gab also keinen Grund, das öffentlich zu bewerben. Unter den Musikern haben eigentlich alle davon gewusst. Erst wenn es an die Veröffentlichung der einzelnen Videos geht, werden wir das auch entsprechend bewerben. Wir waren ja auch froh, dass wir alles irgendwie im Stillen durchführen konnten, denn es war von vorneherein ohne Publikum geplant, damit wir unabhängig von der Pandemie-Entwicklung sind. Wir wollten etwas machen, das uns eine relativ große Sicherheit gibt, dass wir es auch umsetzen können. Das ist uns auch gelungen. Wir mussten uns nie große Probleme wegen der Pandemie-Situation machen, weil am Ende waren stets zehn bis zwölf Leute in relativ großen Konzertsälen bei der Arbeit. Es war also überhaupt kein Problem irgendwelche Corona-Bestimmungen einzuhalten.

Das mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit soll sich jetzt aber ändern, sobald das Ergebnis der Öffentlichkeit gezeigt wird.”

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Alessandro Tarabelli an den Turntables und Gitarrist/Keyboarder Fabian Pichler neben der rhyhtmischen Basis der Band, dem Bassisten Lukas Pichler und dem Schlagzeuger Florian Gamper. Foto: rhd

 

„Perfas als Verein gibt es jetzt genau ein halbes Jahr”, wirft Felix Senoner den Blick kurz zurück, um gleich wieder auf die Gegenwart und die Zukunft zu sprechen zu kommen. „Und natürlich ist das erste Jahr ein Jahr, in dem man viel experimentieren muss, wo man schauen muss, wo liegt der Bedarf für einen Verein für darstellende Künstlerinnen und Künstler. Wo liegen die Aufgaben, die man erledigen kann und von denen die Mitglieder wirklich profitieren. Wir versuchen deswegen in möglichst viele verschiedene Richtungen zu gehen. Wir haben inzwischen sehr gute Kontakte geknüpft zu Interessenvertretungen anderer Kunstschaffender, dem Südtiroler Künstlerbund, der Autorinnen- und Autoren-Vereinigung S.A.V. und den Filmschaffenden F.A.S., das sind unsere engsten Partner, was unsere tägliche Arbeit betrifft.

Für unsere Mitglieder gibt es einen Newsletter, mit dem wir sie über alles informieren, was für sie relevant sein könnte und das reicht von den gesetzlichen Neuerungen, den Möglichkeiten, wie die Covid-Beiträge beantragt werden können oder ganz einfachen Jobausschreibungen, die wir sehr gerne an unsere Mitglieder weiterleiten, wenn jemand Bedarf hat.

Natürlich haben wir bereits sehr viel mit dem Amt für Kultur zu tun gehabt, wir hatten im Vorfeld zu den Corona-Beihilfen einige Gespräche, konnten uns an der Ausarbeitung aktiv beteiligen und wir haben sehr viele Vorschläge dazu gemacht, wie die Kriterien noch passgenauer werden.

Über diese gute Zusammenarbeit sind wir sehr glücklich. Wir sind von allen Seiten bereits sehr gut angenommen worden und insofern auch als Verein anerkannt.

Das ist ein sehr großer Vertrauensvorschuss für einen so jungen Verein, deshalb haben wir uns auch ins Zeug gelegt um das Projekt so umzusetzen, dass alle zufrieden sind.

Und mit den ‚Perfas Music Sessions' konnten wir unsere erste sehr große Veranstaltung machen, und die Tatsache, dass wir diese schon in diesem Sommer umsetzen konnten, ist in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass die Provinz bereits war, uns einen sehr großzügigen Beitrag zu geben, und dafür sind wir sehr dankbar. Das ist ein sehr großer Vertrauensvorschuss für einen so jungen Verein, deshalb haben wir uns auch ins Zeug gelegt um das Projekt so umzusetzen, dass alle zufrieden sind, dass wir diesen Vertrauensvorschuss nicht irgendwie verspielen.

Insofern haben wir eine Tätigkeit, die sich im ersten Jahr in viele Richtungen hin entwickelt. Es wird dann eine Phase der Konzentration kommen, wo man sehen wird was funktioniert hat und was nicht, was man weitermachen möchte und was nicht.”

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Stimme und Aushängeschild von Shanti Powa: Bertrand „Berise” Risè lieferte für die Cameras das, was man sich von einem Frontmann erwartet. Foto: rhd

 

Und Shanti Powa? Die Bozner Reggaeband hat insgesamt vier Sets gespielt, das heißt ein Set vier mal hintereinander, wobei man sich am Ende ohne Probleme darauf einigen konnte, dass der dritte Versuch der beste war. Die Band, immerhin elf Musiker, waren sehr konzentriert bei der Sache, Bertrand „Berise” Risè machte seinen Job als Frontmann und Aushängeschild gut, und auch die Songauswahl – allesamt aus dem im Mai erschienenen vierten Album „Dreamer” – war gelungen.

Wir haben den Blick hinter die Kulissen genossen.

 

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021: In ein, zwei Monaten sollte das Video zu diesem Auftritt über die digitalen Kanäle der Band für alle zugänglich sein. Foto: rhd

 

Links:

Performing Artists South-Tyrol: http://perfas.org

Shanti Powa: http://shantipowa.com

Shanti Powa Records: https://shantipowarecords.bandcamp.com

BASIS Vinschgau: https://basis.space

Shanti Powa live in der BASIS Vinschgau in Schlanders am 31. Juli 2021.
Die BASIS Vinschgau in Schlanders beherbergte vier der insgesamt 14 „Konzerte”, die Teil der „Perfas Music Session” waren. Foto: rhd