Politik | Landtagswahl 2018

Kein Ende der Geschichte

Die Süd-Tiroler Freiheit beginnt die heiße Wahlkampfphase. Man sieht sich im Aufwind. “Die Saat wird aufgehen”, sagt Eva Klotz zu den Unabhängigkeitsbestrebungen.
Zimmerhofer, Atz-Tammerle, Klotz, Knoll
Foto: STF

“Wir können es besser ohne Rom!” “Wir sind und bleiben Tiroler!” “Wir wollen keine Überfremdung!” Das sind nur drei der markigen Slogans der Süd-Tiroler Freiheit (STF) für die Landtagswahlen in drei Wochen. Man gibt sich selbstbewusst, sieht sich im Aufwind, vor allem wegen der Initiativen zur doppelten Staatsbürgerschaft.

Die Grünen überflügeln – so lautet die Devise, die die STF zu Jahresbeginn für die Landtagswahlen ausgegeben hat. 2013 haben beide Parteien jeweils drei Sitze errungen. Nach dem 21. Oktober soll es mehr rot-weiß-rot als grün geben – zumindest wenn es nach der wachsenden Schar an Unabhängigkeitskämpfern geht, als die sich die STF sieht. 

“Wir werden immer mehr!”, verkündet Stefan Zelger am Samstag. Er ist einer der ersten, der bei der 12. Landesversammlung der STF auf Schloss Maretsch spricht. Als Mitglied der Landesleitung präsentiert Zelger den Tätigkeitsbericht: “Heute haben wir 4.300 Mitglieder”, sagt er stolz. Das sind 155 mehr als bei der letzten Landesversammlung Ende Oktober 2017. Vor allem junge Leute springen auf Themen wie “Identität, Heimat Selbstbestimmung und Unabhängigkeit” auf, lächelt Landesjugendsprecher Benjamin Pixner. “Unser Durchschnittsalter liegt bei rund 40 Jahren – und fast die Hälfte der Mitglieder ist unter 30 Jahre alt”, so Zelger. “Und wir brennen für die Sache!”, verkündet Pixner.

“Wir”, “uns” – dass man bei der STF auf das Plural setzt, soll “die große Geschlossenheit und die noch größere Entschlossenheit” zum Ausdruck bringen, mit der man Richtung 21. Oktober marschiert. Zu Wort kommen am Samstag Gäste aus dem In- und Ausland: Oscar Olivo, Koordinator der friulischen Autonomiebewegung Patrie Furlane, Florian Weber von der Bayernpartei – und Carles Puidgemont, der Grußworte per Video schickt. Südtirol und Katalonien teilten denselben Kampf, den demokratischen und gewaltfreien Kampf zur “Verteidigung unserer Identität, unserer Kultur und das Recht auf Selbstbestimmung”, so der katalanische Präsident aus seinem belgischen Exil.

Die Autonomie sieht die Süd-Tiroler Freiheit als “Übergangslösung zur Selbstbestimmung”, Sozialleistungen für Migranten will man beschränken, und verlangt: “Zuwanderer müssen sich an unsere Lebensweise und Traditionen anpassen.” Verkehr und Gesundheitswesen sind zwei weitere Schwerpunkte im STF-Wahlprogramm und der 35 Landtagskandidaten, die am Samstag fast vollzählig auf Schloss Maretsch erscheinen.

Den lautesten Beifall heimst sich die Grande Dame der Bewegung ein. Großer Pathos schwingt und ein Hauch von Endzeitstimmung in der Rede von Eva Klotz mit, die ihren Zögling, den STF-Landtagsabgeordneten und Spitzenkandidaten Sven Knoll, in höchsten Tönen lobt: “Was Sven Knoll in den letzten Jahren für die Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft geleistet hat, hat die ganze SVP in 30 Jahren nicht erreicht!”

Glaubt man Klotz, sprechen die Zeichen der Zeit für eine Loslösung Südtirols von Italien: Gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Instabilität und zunehmendem Nationalismus in Italien “wird die Geschichte erst enden, wenn Südtirol nicht mehr zu Italien gehört und von Rom bevormundet wird”. “Wir können noch nicht das ernten, worauf wir hinarbeiten”, meint Klotz, “aber die Saat wird aufgehen”.