Wirtschaft | Rohölmarkt

Wohin bewegt sich der Ölpreis?

Am 30. November beschlossen die Ölminister der OPEC die Ölproduktion zu drosseln, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern und ein höheres Preisniveau zu erreichen.
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Ölpumpe
Foto: free

Mit Spannung wurde die Entscheidung der OPEC Öl-Minister am 30. November erwartet, ob und in welchem Umfang die Fördermengen gekürzt würden, um die Rohölpreise zu stabilisieren und ein höheres Preisniveau zu erreichen. Tatsächlich gelang es, das erste Mal seit 2008, trotz unterschiedlicher Interessen der Mitgliedsländer, eine Einigung zu erzielen und die Ölproduktion um 1,2 Millionen Barrels pro Tag  ab 1. Jänner 2017 zu drosseln. Auch wichtige Nicht-OPEC Länder wie Russland  haben zugesagt ihre Ölproduktion um insgesamt 600.000 Barrels pro Tag zu kürzen. Als Reaktion auf die Einigung  hat Ölpreis auf den "Futures" Märkten bereits mit über 10%  bereits kräftig angezogen

Was sind die Konsequenzen dieser Entscheidung für den Ölmärkt?

Wichtigste Voraussetzung einer nachhaltigen Preiserhöhung ist, dass sich die Länder auch tatsächlich an die Produktionskürzungen halten. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Aber es gibt noch andere Faktoren, die einer nachhaltigen Preiserhöhung im Wege stehen könnten. Wenn sich der Ölpreis innerhalb eines bestimmten Zielpreiskorridors von etwa 50$/Barrel bis 60$/Barrel stabilisiert, könnten amerikanische Schieferölproduzenten wieder auf den Markt kommen, die der niedrige Preis gezwungen hatte ihre Produktion einzustellen. Die weltweiten Öllagerbestände sind während der vergangenen zwei Jahre auf ein nie dagewesenes Rekordniveauniveau angewachsen. Bei einem Preisanstieg könnten die großen Firmen versuchen ihre Lager abzubauen, um das Öl zu einem höheren Preis profitabel zu verkaufen. Das würde den Bemühungen der OPEC durch Verringerung der Produktion den Preis zu erhöhen, entgegenwirken.  Letztlich spielt auch die Nachfrageseite eine Rolle, die wiederum von der zukünftigen Entwicklung der Weltwirtschaftlage abhängt.

Es gibt als große Fragezeichen, ob es gelingt die Rohölpreise in den kommenden Monaten tatsächlich auf einem höheren Niveau zu stabilisieren. Wenn das der Fall ist, werden die  Verbraucher beim Tanken und Heizen tiefer in die Tasche greifen müssen.

Was führte zum Preisverfall des Rohöls seit Mitte 2014?

Der Rohölpreis ist seit Mitte 2014 von über fast 120 US$/ Barrel auf unter 50 US$/Barrel  dramatisch gesunken und hat Anfang 2016 sogar die 30 US$/Barrel Marke unterschritten. Die Gründe dieses starken Preisverfalls sind vielschichtig. Einerseits gibt es auf den Weltmärkten ein Überangebot an Erdöl. Vor allem die USA haben ihre Erdölproduktion durch die steigende Schieferölförderung in den vergangen Jahren stark erhöht und importieren deswegen weniger Öl. Aber auch andere Länder, wie Russland, Brasilien und auch einige OPEC Länder haben die Produktion stark erhöht. Auf der Nachfrageseite hat die schwache Weltwirtschaft dazu geführt, dass weniger Rohöl konsumiert wird.

Im November 2014 trafen sich die OPEC Länder um über eine Produktionskürzung zu beraten und so den Preisverfall zu stoppen.  Die OPEC Länder fördern circa ein Drittel des weltweiten Rohöls und hatten in der Vergangenheit immer wieder durch Förderkürzungen den Ölpreis stabilisiert. Doch Saudi Arabien, der größte  und wichtigste  Erdölproduzent innerhalb der OPEC, sprach sich gegen eine Kürzung der Fördermengen aus und bewirkte somit dass die Ölpreisbildung dem freien Markt überlassen wurde. Saudi Arabien und die übrigen OPEC Länder hofften wegen des niedrigen Ölpreises auf einen schnellen Rückgang der Schieferölproduktion in den USA. Die Produktionskosten von Schieferöl liegen wesentlich höher als die des konventionellen Erdöls. Zudem ging es Saudi Arabien und den anderen OPEC Ländern vor allem auch um die Erhaltung ihres Marktanteiles, der in Folge der starken Steigerung von Nicht-OPEC Ölproduzenten stark abgenommen hatte. Es wurden auch geopolitische Gründe angeführt, weshalb Saudi Arabien nicht bereit war dem Preisverfall entgegen zu wirken. Saudi Arabien verfügt über enorme Geldreserven und konnte so einen niedrigen Ölpreis für längere Zeit verkraften, während der Iran, ein politischer Rivale im Syrienkrieg viel stärker betroffen wäre.

Was geschah nach November 2014?

Die OPEC Länder und auch Nicht-OPEC Länder wie Russland drehten den Ölhahn noch weiter auf, um zumindest einen gewissen Ausgleich für die sinkenden Ölpreise zu bekommen und vor allem um ihren Marktanteil auszubauen. Die Preise fielen weiter, erholten sich kurzfristig, um dann wieder stark abzunehmen und Anfang 2016 unter 30$ pro Barrel zu fallen. Während dieser Zeit erhöhten die USA, China und Indien aber auch  andere  Länder die Rohöl-Lagerbestände stetig. Einerseits kaufte man Öl, um im Falle steigender Preise genügend Vorräte zu haben,  andererseits war der niedrige Ölpreis auch ein Anreiz die Lager zu aufzustocken. Als Folge dieser Entwicklung stiegen die Lagerbestände in den USA auf ein nie dagewesenes Rekordhoch.
 

Die erhoffte Abnahme der US Ölproduktion infolge der unrentabel gewordenen Schieferölproduktion trat wesentlich langsamer ein, als erwartet (siehe Graph 2). Die amerikanischen Ölfirmen versuchten durch effizientere Technologien Kosten einzusparen und erst gegen Mitte 2015 mussten vor allem kleinere Schieferölproduzenten ihre Produktion temporär einstellen.

Der niedrige Ölpreis brachte massive wirtschaftliche Probleme für die Förderländer, deren Volkswirtschaften stark von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft abhängig sind. Länder, wie Venezuela, Nigeria, der Irak, aber auch Russland und selbst das reiche Saudi Arabien sahen sich mit immer größeren Problemen konfrontiert, um ihre Staatsfinanzen zu konsolidieren. Das dürfte auch letztlich der ausschlaggebende Grund für eine Einigung auf eine Drosselung der Ölproduktion am 30. November 2016 gewesen sein.