Gesellschaft | Nahverkehr

„Wir kontrollieren sicher nicht“

Der Busfahrer und ASGB-Transport-Gewerkschafter Hans Joachim Dalsass über die Einführung des GreenPass im Südtiroler Nahverkehr und die offenen Fragen.
Dalsass, Hans Joachim
Foto: asgb
Salto.bz: Herr Dalsass, ab Montag soll der GreenPass auch in Südtirols Nahverkehr obligatorisch sein. Eine Entscheidung, die Rom über Nacht getroffen hat. Sind Sie überrascht?
 
Hans Joachim Dalsass: Also, wir stehen absolut hinter dem GreenPass. Es ist auch richtig, dass er eingeführt wird, weil er eine Sicherheit sowohl für die Fahrgäste, als auch für den Fahrer selber bietet. Wir als Gewerkschaft finden diese Regelung deshalb auch durchaus sinnvoll.
 
Die große Frage ab: Wer soll den GreenPass im Bus aber kontrollieren?
 
Diese Frage ist noch vollkommen offen. Es hat von Seiten des Staates und des Landes geheißen, dass sporadische Kontrollen geplant sind. Offiziell wurde aber noch nicht mitgeteilt, wer diese Kontrollen machen wird….
 
Man spricht jetzt von den Busfahrern?
 
Hier sind wird als Gewerkschaft energisch dagegen. Die Chauffeure werden das sicher nicht machen. Für diese Kontrollen braucht es eigenes Personal, das dafür ausgebildet und zuständig ist. Am besten wäre der sogenannte „pubblico ufficiale“, also eine Amtsperson, die auch berechtigt ist, die Fahrgäste zu kontrollieren. Wer das dann sein wird, das wissen wir heute noch nicht.   
 
Es dürfte aber auch praktische Probleme geben. Die Kontrollen haben nur dann einen Sinn, wenn man die Menschen kontrolliert, bevor sie in den Bus einsteigen. Das heißt, es werden sich lange Schlangen an den Haltestellen bilden und der Bus wird warten müssen.
 
Ich denke, dass diese Lösung ein Ding der Unmöglichkeit ist. Weder beim Zug noch beim Bus ist es möglich die Personen zu kontrollieren bevor sie einsteigen. Das ist einfach unmöglich. Denn dann haben wir nicht mehr einen normalen Fahrplan und Takt, sondern Busse, die irgendwann kommen und abfahren. Ich glaube nicht, dass das möglich ist.
 
 
 
Das heißt die Kontrollen sollen während der Fahrt stattfinden?
 
Es braucht auf jeden Fall eine relativ große Gruppe von Kontrolleuren. Dann kann es vielleicht im Bus funktionieren. Vielleicht kann man auf den Starthaltestellen oder am Bahnhof die Passagiere vor dem Einsteigen kontrollieren. An den Haltestellen wird das aber sicher nicht gehen.
 
Das nächste Problem sind die Schülerbusse. Schüler unter 11 Jahren können nicht geimpft werden.
 
Wenn ich richtig informiert bin, sind diese Schülerbusse von der GreenPass-Pflicht ausgenommen. Aber hier soll noch genaueres mitgeteilt werden.
Wenn der Chauffeur kontrollieren muss, dann ist das Chaos vorprogrammiert.
In wenigen Tagen startet diese GreenPass-Pflicht in Bus und Zug. Und heute weiß noch niemand, wie man das Ganze durchführen wird. Ist hier das Chaos nicht vorprogrammiert?
 
Wenn der Chauffeur kontrollieren muss, dann ist das Chaos vorprogrammiert. Wenn es so organisiert ist, dass pensionierte Carabinieri oder Alpini zur Kontrolle abgestellt werden oder eine andere Gruppe, die dann mit einem Handy und einer KontrollApp ausgestattet werden, dann kann es funktionieren. Wir aber haben sicher nicht das Personal diese Kontrollen zu machen.
 
Am Montag sollen die Kontrollen starten und heute weiß noch niemand wie. Ist das nicht eine Zumutung?
 
(lacht) Die Situation ist sicher nicht gut. Die Organisation müsste eigentlich besser laufen. Auch wir als Gewerkschaften erhalten derzeit Informationen nur über die Medien.