Gesellschaft | Patrioten

Rechter Schützenrock

Das radikal-patriotische Musikprojekt vermaechtnis.at ist zurück. Mit schwülstigen Gitarrrenriffs und Blut & Boden-Lyrik soll die Heimat wieder vom Feinde befreit werden.
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Foto: vermaechtnis.at
Der Song marschiert musikalisch irgendwo im Niemandsland zwischen den Böhsen Onkelz und den Toten Hosen. Wer den rechts-patriotischen Sound nicht im Ohr hat, könnte auch Frei.Wild vermuten. Obwohl der Sound für die Brixner Superstars der deutschen Rechtsrock-Szene etwa zu glatt und brav ist, kommt man textlich durchaus hin.
 
Wir stehen zu unserem Volke
Und treu zum Väterglauben.
Auf unser kulturelles Erbe,
Werden wir auf ewig schauen.
Wir pflegen die alten Bräuche,
Und schützen die Kultur.
Wir lieben die hohen Berge,
Die schöne Landschaft und die Natur.
 
Solang ein Tiroler Handschlag
Einen Treueschwur bezeugt,
Solang der freie Tiroler
Sich vor Gott allein verbeugt,
So lang werden wir gemeinsam
Vereint zusammenstehn,
Für das Land unserer Väter
Alles geben, Ein Tirol!
 
Wir bestehen auf unsere Sprache,
Das ist unsere Pflicht.
Wir ehren unsre Helden,
Vergessen werden wir sie nicht!
Wir pflegen die Kameradschaft,
Das ist unsere Art.
Wir geben alles für die Heimat,
Mut zum Bekenntnis und Mut zur Tat.
 
Ein Tiroler Handschlag“ ist der zweite Track der neuen Ausgabe des radikal-patriotischen Musikprojekt „vermaechtnis.at“. Es ist die sechste CD, die der anonyme Verein innerhalb von zehn Jahren herausbringt. Bereits der Titel „Wappenschild“ macht deutlich wie martialisch hier die Instrumente im Volkstumskampf eingesetzt werden.
 

Das Schützenprojekt

 
2006 taucht in Süd- und Nordtirol ein Projekt mit dem Namen „vermaechtnis“ auf. Es ist ein Buch mit Texten und eine beiliegende CD mit Liedern. Die Texte und Songs sind – sanft ausgedrückt – „radikal-patriotisch“. „Dieses Werk ist auf Anregung einiger Patrioten entstanden. Es soll all jenen Ansporn sein, die sich für unsere Heimat, für unser Tirol einsetzen wollen“, heißt es im Vorwort.
Textlich werden die Klischees der österreichischen Kriegspropaganda aus dem Ersten Weltkrieg genauso verwendet wie die Blut-und-Boden-Lyrik deutschnationaler Schreiber.
Es folgen 2007 unter dem Titel „Vaterländische Poesie“ und 2008 unter dem Titel „Heldenzeit“ zwei weitere Bücher und CD’s. Die weiteren Ausgaben des Rechtsrock-Projekts tragen die Titel „Tyrolia“ und „Die Flamme“. Jetzt nach fünf Jahren Pause kam Anfang Dezember 2016 die CD „Wappenschild“ heraus.
 

Eine Konstante des Musikprojekts ist dabei von Anfang an eine Art Versteckspiel. Man soll weder wissen wer hinter der martialischen Lyrik steht, noch wer die Musiker sind, die die Songs spielen.
Dabei wurde schnell klar, dass das Projekt „vermaechtnis“ mitten aus dem Leitungsgremium des Südtiroler Schützenbundes kommt. Mehrere Mitglieder der Bundesleitung sind von Anfang an direkt am Projekt beteiligt. Dazu noch einige weitere junge Südtiroler Schützenfunktionäre. Es ist eine Gruppe von versteckten Patrioten, die seit Langem versuchen, den Schützenbund deutlich zu radikalisieren.
Offizieller Herausgeber ist der „Verein vermachtnis.at“. Dieser Verein wurde am 20. Februar 2006 (Andreas Hofer Tag) gegründet und wenig später auch ins amtliche Nordtiroler Vereinsregister eingetragen. Seinen Sitz hat der Verein in der Graf-Meinhard-Str. 7 in Stams. Dort wohnt auch der Obmann des Vereins, der Stamser Schütze Stefan Köll. Zu seinem Stellvertreter wurde Martin Huber ernannt. Der Elvaser Schütze war lange Zeit Schriftleiter der Tiroler Schützenzeitung und Mitglied der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes.
 

Der Medienreferent

 
Erster Schriftführer des Vereins „vermaechtnis.at“ wird Efrem Oberlechner, Oberlechner ist nicht nur Kommandant der Schützenkompanie Ehrenburg, sondern auch Referent für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im Schützenbund.
Für die neue CD „Waffenschild“ hat Efrem Oberlechner eine Art Vorwort geschrieben:
 
„Wir sind wieder da. Nach einer schöpferischen Pause präsentiert vermaechtnis das sechste Album. Der neue Silberling trägt den klingenden Namen Wappenschild. Der rote Adler im Wappenschild hat uns Tiroler treu durch die Höhen und Tiefen unserer wechselvollen Geschichte begleitet. Im Deutschrockstil und mit Balladen werden Tiroler Werte und geschichtliche Ereignisse besungen. Den selbstlosen Einsatz unserer Vorfahren würdigen wir in den 12 neuen Liedern erneut. Auch alte schöne Gedichte wurden vertont, um diese unseren Kindern weiterzugeben. Mit einem Tiroler Handschlag bezeugt vermaechtnis, dass die politische Tiroler Landeseinheit das oberste Ziel dieses Projektes bleibt. Wir wünschen den Hörern und treuen Begleitern von vermaechtnis viel Spaß mit dem neuen Album Wappenschild. Es lebe die Freiheit, es lebe Tirol!“
 

Zur Tiroler Landeseinheit gehört der Song „Los von Rom“. Dort wird deutlich wie drangsaliert das Volk in Not auch heute noch ist.
 
Wir atmen dünne Luft,
Wie lang sind wir noch leise?
Wir ersticken fast dabei,
Brauchen wir noch mehr Beweise?
Wir sind anders,
Wir passen nicht in das Gefüge.
Wir sind gefangen,
In den Zwängen einer Lüge.
 
Los von Rom, im Namen der Freiheit,
Los von Rom, keine Furcht,
Sind gefangen in den Armen dieses Staates.
Los von Rom, im Namen der Freiheit,
Los von Rom, es geht voran,
Jetzt und hier und nicht erst eines Tages.
 
Bald ist es soweit,
Das System ist fast am Ende.
Bald ist es vorbei,
Denn die Zahlen sprechen Bände.
Es ist frustrierend
Dabei einfach zuzusehen.
Es ist an der Zeit,
Dass wir uns jetzt erheben.
 
Wo ist das rettende Ufer,
Wo der rettende Fels?
Dieser fremde Staat,
Ist die Wurzel dieses Übels.
Wir brauchen Wege,
Um den Anschluss nicht zu verlieren.
Wir haben Ziele,
Die uns in die Freiheit führen.
 

Der Kapellmeister

 
Wie nah das Rechtsrock-Projekt den Südtiroler Schützenbund aber ist, zeigt eine andere Personalie.
Offiziell wurde die Homepage „vermaechtnis.at“ zwar von Stefan Köll angemeldet, doch zugelassen und verwaltet wird sie von Gerhard Pernter. Der Montaner ist Hauptmann der Schützenkapelle „Freiherr von Cazan“ und war Obmann der Musikkapelle Montan. Als offizielle Adresse und technische Verwaltung zeichnet die „Effekt! OHG“ aus Neumarkt.
Die „Effekt! OHG“ ist die Kommunikationsagentur, die Gerhard Pernter und der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Elmar Thaler zusammen gegründet haben und auch leiten. Die Agentur bietet ein Vollprogramm von Grafik, Druck, Fotografie und auch Internetgestaltung. Die „Effekt! OHG“ ist auch für die grafische Gestaltung der CD,s, Bücher und der Internetseite von „vermaechtnis.at“ verantwortlich.
An der Neumarkter Firmenadresse hat die patriotische Onlineplattform "www.unsertirol24.com" ihren Redaktionssitz. In der Redaktion sitzt neben Elmar Thaler auch Efrem Oberlechner. Verständlich, dass unsertirol24.com groß Werbung für das vermaechtnis-Projekt macht.
Elmar Thaler saß auch längere Zeit im Vereinsvorstand.
 
 

Die Fahne

 
Bereits 2008 war der CD und dem Buch „Heldenzeit“ eine Südtiroler Fahne mit Tiroler Adler beigelegt. Da Schützen traditionell gerne eine Fahne vor sich hertragen, bleibt das Thema auch fast ein Jahrzehnt später aktuell.
Auf der neuen vermaechtnis-CD gibt es den Song „Zerrissen die Fahne“. Dort heißt es:
 
Es leuchten die drei Zinnen
Dräuend ins Abendrot,
Ein loderndes Flammenzeichen
Die Heimat liegt in Not!
 
Zerrissen die Fahne, zerstückelt das Land,
Die Heimat ein Opfer der Schergen!
Doch lodert die Freiheit im Sonnenbrand.
Auf unseren ewigen Bergen,
Bis klirrend der Knechtschaft Fessel reißt,
Und der Adler sein altes Tirol umkreist.
 
Weh klingt durch alle Täler
Des wunden Adlers Schrei:
„Helft unserm deutschen Lande
Und macht es wieder frei!“
 
Es ist die Musik, die auch heute noch im Südtirol der Patrioten spielt.
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Karl Trojer Mi., 04.01.2017 - 10:44

Die Blut-u.Boden-Romantik hat das letzte Jahrhundert vergiftet, sie hat millionenfach Tote, Verwundete, Verzweifelte, Opfer ethischer Säuberungen bewirkt und, so absurd das sein mag, zu rechtfertigen versucht. Brauchen wir diese Botschaft wieder ? Gibt es mehrere Räume auf dieser Erde, denen es besser geht als uns ? Diese Heimat Südtirol ist uns Geschenk, nicht Recht auf Eigentum. Lasst uns endlich in Frieden leben !

Mi., 04.01.2017 - 10:44 Permalink
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Franz Waldner Mi., 04.01.2017 - 17:11

Und dieser "Rechte Schützenrock"Verein darf ganz offiziell für den Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker, in Bozen einen "landesüblichen" Empfang mitgestalten. Kaum zu glauben.

Mi., 04.01.2017 - 17:11 Permalink
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Markus Giuliani Do., 05.01.2017 - 12:53

Woher wollen Sie wissen, dass Vermächtnis Geld vom Steuerzahler erhält? Ihre Aussage ist doch haltlos! Salto.bz kriegt aber Geld vom Steuerzahler - und das nicht zu knapp. Zehntausende Euros jährlich machen es Franceschin leicht, hier an den Haaren herbeigezogene Nazivergleiche zu ziehen. Ich sag nur "Blut und Boden".

Do., 05.01.2017 - 12:53 Permalink
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Markus Giuliani Fr., 06.01.2017 - 14:48

Personell? Dass ich nicht lache. Der SSB besteht aus mehr als 5.000 Mitgliedern und ist keine so homogene Gruppe, wie Sie es sich mit Ihrem kleinkarierten Schubladendenken wohl wünschen würden. Zum anderen ist Ihre Logik nicht nachvollziehbar. Auch Ingemar Gatterer ist beim SSB, führt der SSB jetzt deshalb die SAD?

Vermaechtnis kriegt jedenfalls keine Beiträge vom Steuerzahler, keine Bange, sonst hätte sich der Franceschini vor Freude schon ins Höschen gemacht. Aber dass die Landesregierung Salto.bz im Verhältnis sehr großzügig mit Steuergeldern unter die Arme greift, davon lese ich hier nirgends. Und noch was: Ziehen doch Sie Ihre Karnevalsmaske herunter, "Milf".

Fr., 06.01.2017 - 14:48 Permalink
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Martin B. Sa., 07.01.2017 - 02:07

Korrekt und nicht überraschend. Die links-radikale Szene ist wohl viel unorganisierter und uninteressanter. Verglichen mit den Artikeln zu Freiwild usw. kann ich mich nicht erinnern mal von deren "kulturellen" Aktivitäten gelesen zu haben.

Sa., 07.01.2017 - 02:07 Permalink