Umwelt | Wasser 

„Prekärste Ausgangslage seit 1996“

Trotz Niederschlag ist die Lage zur Wasserverfügbarkeit noch nicht entspannt. Temperaturen unter Null gefährden die Obstbaumblüte.
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Foto: Herbert Thaler

Die Trockenheit war seit Wochen nicht nur in Südtirol spürbar. Hat man sich sonst über schlechtes Wetter geärgert, begrüßten viele in diesen Tagen den einsetzenden Niederschlag und die saubere Luft. Laut Roberto Dinale, Amtsdirektor für Hydrologie und Stauanlagen, ist der Schnee und Regen allerdings nur eine „Verschnaufspause“. Eine nachhaltige Entspannung sei nur durch eine längere Niederschlagsperiode möglich. 

 

 

Da am Sonntag und Anfang der Woche die Temperaturen unter Null sinken sollen, sind die Bauern auf die Frostberegnung angewiesen und müssen notfalls Wasserreserven wie zum Beispiel den Haidersee im oberen Vinschgau anzapfen.  Hier gibt es auch eine gute Nachricht, denn das Wasserkraftwerk Glurns wird gerade wieder in Betrieb genommen. Somit kann das Wasser für die Frostberegnung im Vinschgau wieder direkt von dieser Anlage angezapft werden.

 

Wasserverfügbarkeit in Südtirol

 

Nach dem sehr trockenen Winter regnete es auch im März vielerorts kaum. Laut Dinale sind die Wasserstände der großen Speicher in den Ursprungsgebieten überall tief. „Dies ist zwar für die Saison typisch, dennoch wird aufgrund der kargen Schneereserven auf den Bergen deren Füllung im Frühling und im Sommer nur zäh vorangehen“, prognostiziert er.

 

 

Zudem seien die Wasserführungen der Fließgewässer  in den letzten Monaten sukzessive stark zurückgegangen. „Im März 2022 lag der Durchfluss der Etsch im Unterland etwa 30 Prozent unter dem langjährigen Mittel.“ Auch die Grundwasserstände wurden von der Trockenheit in Mitleidenschaft gezogen und sind nach den Höchstständen im August 2021 stetig zurückgegangen. Sie liegen daher derzeit ebenso recht tief.

„Eine ähnlich prekäre hydrologische Ausgangslage gab es in Südtirol zum letzten Mal 1996. Sogar in den Wasser-knappen-Jahren 2003 und 2017 waren die Wasserreserven nach dem Winter reichlicher“, sagt Dinale.

 

Die Situation im Einzugsgebiet der Etsch

 

In den Gebieten flussabwärts der Etsch bleibe die Lage sehr angespannt. „Dennoch hat sich bisher der Wasserbedarf der Landwirtschaft in Grenzen gehalten und somit ist die Situation derzeit noch zu bewältigen“, erklärt der Amtsdirektor für Hydrologie und Stauanlagen. Grund dafür sind die im Verhältnis tiefen Temperaturen im März und der sich ergebende Vegetationsrückstand.

Allerdings ist das Niedrigwasser in der Etsch nahe der Mündung in die Adria nur knapp oberhalb des notwendigen Schwellenwerts: Im Mündungsbereich der Etsch führt der Fluss am Pegel Boara Pisani nur knapp mehr als 80 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. „Dabei handelt es sich um den Schwellenwert, der nicht unterschritten werden darf, um den Aufstieg des Salzkeils aus der Adria zu vermeiden und die Trinkwasserversorgung der Stadt Rovigo aufrecht zu halten.“

Die Beobachtungsstelle der Etsch-Behörde geht deshalb weiter von einem niedrigen Gefährdungsgrad aus, also das zweite Niveau auf einer vierstufigen Skala von Null bis Hoch. Die Lage soll in zwei Woche neu bewertet werden.

 

Weitere Entwicklung

 

„Mit den Niederschlägen in dieser Woche ist zwar die Trockenheit unterbrochen worden, dennoch bringen diese allein nur eine Verschnaufpause“, erklärt Dinale. Eine nachhaltige Entspannung sei durch eine längere Niederschlagsperiode möglich, wobei sich die Großwetterlage umzustellen scheint. Deshalb müssten die nächsten Wochen und Monate weiterhin aufmerksam beobachtet werden. Die saisonalen hydrologischen Prognosen zeigen zum jetzigen Zeitpunkt auch in den nächsten Monaten keine Entspannung