Kultur | Salto Afternoon

Domenica

Sonntag, Freizeit, Strand und Fußball: In der italienischen Botschaft in Wien schickt der Kurator Marcello Farabegoli drei Künstler auf das Spielfeld.
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Foto: Pentecoste Lignano von Pablo Chiereghin

Die dritte große Ausstellung, die der in Bozen aufgewachsene Marcello Farabegoli im Wiener Palais Metternich kuratiert und produziert, dreht sich um die Funktion der Botschaft als Vertretung von Italien, und um jenen Tag der Woche, den Menschen gerne für Freizeitaktivitäten nutzen: Den Sonntag. La Domenica.

Massimo Vitali ist einer der drei Künstler die "Trainer" Farabegoli in seiner "Aufstellung" hatVon seiner bekannten Strände-Serie werden im Palais Metternich einige großformatige Ansichten aus Italien gezeigt. Oberflächlich betrachtet wirken seine Fotografien wie Schnappschüsse, die spezielle Wahl des Aussichtspunktes macht aber den Reichtum an Details sichtbar. Die mehr oder weniger starke Überbelichtung verleiht Vitalis Stränden eine ganz besondere Mischung aus nüchterner Betrachtung und Empathie.

So schön Vitalis Strände auf den ersten Blick erscheinen mögen, so sehr sind sie auch subtil-kritische Ansichten des menschlichen Zustands im Allgemeinen sowie der Kommerzialisierung von Freizeit im Besonderen.
Um diesen kritischen Aspekt weiterzuentwickeln, wurden Pablo Chiereghin und Aldo Giannotti, zwei Künstler, die seit langem in Wien leben und wirken, eingeladen, speziell für diese Ausstellung site-spezifische Werke zu schaffen.

Aldo Giannotti, der 2015 eine sehr sehenswerte "Geburtstags"-Ausstellung in die Räume der Bozner Galerie Museum platzierte, hat nun für diese Ausstellung 32 neue Zeichnungen geschaffen. Teils assoziativ, teils wissenschaftlich vorgehend, findet Giannotti stets phantasievolle Wortspiele und triftige Redewendungen um das Thema Sonntag in all seinen Möglichkeiten durchzudeklinieren. Sein Interesse gilt im Allgemeinen der Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner Umgebung – dem sozialen Raum –, zwischen dem symbolischen und physischen Raum und sozialplastischen Dynamiken.

Auch Pablo Chiereghin arbeitet gerne site-spezifisch, indem er von sozialen und politischen Dynamiken ausgeht. Seine künstlerische Praxis findet dort einen fruchtbaren Boden, wo Verhaltensweisen und soziale Regeln Entropie und Diskrepanzen verursachen. Mittels seiner Kunst-Aktionen, Performances und Interventionen setzt er Elemente und Prozesse unserer Realität in einen neuen Kontext. In dieser Ausstellung zeigt er feine Unterschiede zwischen Österreich und Italien auf. Unter Verwendung von cultural ready mades, u.a. von Klischees, ergründet und sabotiert er die Art und Weise, wie der Sonntag bzw. die Freizeit gelebt und „konsumiert“ werden.

Aldo Giannottis und Pablo Chiereghin Großinstallation Pitch Invasion, die mit echtem Rasen realisiert wurde, ist das Herzstück der Ausstellung. Die Verbindung zwischen Fußball und Sonntag bzw. Freizeit sowie Italien ist klar. Pier Paolo Pasolini bezeichnete, im positiven Sinne, Fußball gar als die letzte rituelle Manifestation des Heiligen unserer Zeit...