Wirtschaft | Ecoope Project

Kooperation auf europäisch

Im Rahmen des Projekts Ecoope arbeiteten 12 internationale Studenten daran, die Arbeitsabläufe in ausgewählten genossenschaftlich organisierten Unternehmen zu verbessern.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Ecoope Guppenbild
Foto: Ecoope

Als unbeschriebene Blätter betraten Elisa und ihr Team das Hospital Moncloa. Heraus kamen sie mit körbeweise zerknülltem Papier und seitenfüllenden Ideen. Ihre Challenge am Hospital Moncloa hatte das Team damit erfüllt, obwohl keines der Teammitglieder einen medizinischen Hintergrund hatte. Im Gegenteil, Elisa studiert Tourismus-, Sport- und Eventmanagement an der Universität Bozen, ihre TeamkollegInnen haben ein Start-up gegründet oder technischen Hintergrund. Um über den Tellerrand zu blicken, bewarb sich Elisa für das Projekt Entrepreneurial Cooperative Experience. Das EU-finanzierte Pilotprojekt zielt darauf ab, das genossenschaftliche Unternehmensmodell zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekannter zu machen. Als eine von zwölf TeilnehmerInnen wurde Elisa für vier Wochen an vier verschiedene Genossenschaften in ganz Europa entsendet. Vor Ort sollten die Teilnehmer in Teams Challenges im Unternehmen lösen.

 

„Wenn etwas schlecht läuft, erzählt man das mindestens zehn Menschen. Läuft es gut, dann läuft es halt gut, aber man sagt es nicht weiter. Und wenn es besser als gut läuft, wird es wieder weiter erzählt“, sagte Elisas Projektmanager. Am Hospital Moncloa in Madrid war die Aufgabe ihres Teams zusätzlichen customer value zu schaffen. Von der Rezeption bis ins Krankenhausbett und in den OP-Saal verfolgte das Team den Weg der PatientInnen um herauszufinden, wie deren Krankenhausaufenthalt angenehmer gestaltet werden kann. Das Team befragte PatientInnen und ließ seinen Blick möglichst frei im Krankenhaus schweifen. Der fehlende medizinische Hintergrund des Teams sollte eine Außenperspektive jenseits des medizinischen Personals und der PatientInnen eröffnen. Mit kreative Herangehensweisen an Probleme machten sich die TeilnehmerInnen in einem einwöchigen Workshop vorab im Rahmen des Ecoope–Projekts vertraut, wie mit der Methode des Design Thinking. Dabei geht es um die ständige Überprüfung, ob angestellte Beobachtungen und Vermutungen tatsächlich zutreffen und eine Lösungsidee geeignet ist. Elisa und ihrem Team fiel zum Beispiel auf, dass es keine Kinderbücher in den Wartezimmern und kein Beschwerdemanagement gibt. Die Idee, das Hospital Moncloa kinderfreundlicher zu machen, landete im Papierkorb als sich herausstellte, dass Kinder kaum zur Zielgruppe des Krankenhauses gehören. Mit dem fehlenden Beschwerdemanagement stieß Elisas Team dagegen auf ein Problem, das den customer value der PatientInnen tatsächlich verbessern kann.

 

 

Sogar über den eigentlichen Arbeitsauftrag hinaus reichten die Challenges. Da das Ecoope-Projekt insgesamt nur fünf Wochen dauerte, mussten sich die zusammengestellten Teams kurzfristig aufeinander einspielen. Die drei anderen Teams arbeiteten in einer genossenschaftlich organisierten Schule in Spanien, eine Winzerei in Portugal und einem Hersteller organischer Lebensmittel in Großbritannien. Neben der Challenge teilte sich jedes Team eine Wohnung, die von Ecoope zur Verfügung gestellt wurde. Nicht einmal vor der eigentlichen Challenge machten Elisa und ihr Team halt mit Verbesserungen. Weil ihnen im Hospital Moncloa der genossenschaftliche Aspekt fehlte, setzten sie sich selbst mit spezifisch genossenschaftlichen Themen auseinander. „Ich glaube, nicht jeder ist der Typ dazu, eine Genossenschaft zu gründen oder in einer Genossenschaft zu arbeiten. Man muss sehr offen und daran interessiert sein, über den Gewinn hinaus eine bessere Zukunft zu schaffen“, sagt Elisa. Sie kann sich gut vorstellen, zukünftig in einer Genossenschaft zu arbeiten, da „Genossenschaften Unternehmen wie jedes andere sind, aber mit Seele“.

 

Die Seele bildet sich aus den ArbeitnehmerInnen, die automatisch auch Mitglied sind. Indem Profit in erster Linie zurück ins Unternehmen gesteckt wird, können Arbeitsplätze langfristig erhalten werden. Außerdem gestalten die Mitglieder das Unternehmen aktiv mit, etwa in Abstimmungen oder ganz konkret, wie Elisa und ihr Team. „In einem Unternehmen können Beschwerden und Feedback nur dann zu Verbesserungen führen, wenn Mitarbeiter darauf geschult werden richtig damit umzugehen und offen sind diese zu erfassen, zu evaluieren und zu verarbeiten“, sagt Elisa. Das gilt nicht nur für das Krankenhaus, sondern auch auf für Ecoope selbst. Das Projekt wird in der Form, wie Elisa es durchlaufen hat, nicht wieder stattfinden. Stattdessen sollen zukünftige TeilnehmerInnen in lokale genossenschaftliche Unternehmen entsendet werden und dort mehrere Monate arbeiten.

 

Noch wird der Prototyp des Beschwerdemanagers, den Elisa und ihr Team entwickelten, nicht umgesetzt. Challenges aber hat das Team gesucht – und gelöst.

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Karl Trojer Mo., 07.05.2018 - 11:26

Die Unternehmensform "Genossenschaft m.b.H." scheint mir besonders geeignet zu sein, wenn junge Menschen ihre Kreativität, ihr Wissen und ihr Interesse am Gemeinwohl konkret umsetzen möchten. Dafür brauchen sie aber eine finazielle Starthilfe und qualifizierte Managementberatung, die ihnen m.E. vom Land zur Verfügung gestellt werden sollte. Diese Start-Hilfe würde dazu dienen, diesen jungen Unternehmen die Überbrückung der ersten 5 Jahre zu sichern. Jungen Menschen fehlt meist die Garantiefähigkeit, um Kredite zu erhalten und die ersten Verlust.Jahre finanziell zu überbrücken. Weiters sollten Netzwerke von gesunden, branchenerfahrenen Unternehmen gebildet werden, die diese Initiativen auf Anfrage beratend begleiten.

Mo., 07.05.2018 - 11:26 Permalink