Kultur | Berg und Tal

Ein architektonisches Idyll

Neulich war ich das erste mal im Ahrntal und fand dort eine Architekturlandschafts vor, die tief im Tal startet und bis zu den Gipfeln aufsteigt.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Ahrntaler Straße
Foto: Google Street View

Text: Thomas Huck

In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

 

Das Tauferer-Ahrntal, ein Tal so lang und abgelegen, dass es gleich zwei Namen benötigt und die sprachlichen Barrieren innerhalb des Südtiroler Dialekts mehr als nur zum Vorschein bringt. Genau dort scheint in den letzten Jahren ein architektonisches Juwel Südtirols entstanden zu sein. Zwar waren die zwei neuen Schutzhütten des Landes, welche inzwischen wohl weithin bekannt sein dürften, mein eigentliches Ziel, doch verstand ich schon nach der ersten falsch abgebogenen Kreuzung, dass die dortigen Ortschaften viel mehr zu bieten haben als nur diese zwei Galionsfiguren am Berg. Denn die knallgelbe Feuerwehrhalle vor mir, schien auf recht plakative weise zeigen zu wollen, dass man hier durchaus bereit ist mit Traditionen zu spielen.

 

Zwar war mir die Feuerwehrhalle von verschiedenen Publikationen schon bekannt, doch fiel mir dadurch wieder ein, dass es eigentlich viele publizierte Bauten aus dem Ahrntal gibt und sah sogleich in der nähe das Schwimmbad Cascade.

 

 

Während ich inzwischen am Handy motiviert nach einem anderen Projekt suchte, das damals wohl für ähnlichen Gesprächsstoff sorgte wie vor kurzem die Schutzhütten, meinte mein Vater plötzlich, „schau da drüben haben sie einen alten Bauernhof verglast“. 1:0 für ihn. Somit war klar das man hier nicht lange nach spannender Architektur suchen muss – wenn man die Augen offen hält wir man sie in der Landschaft entdecken.

 

Projekte welche durchaus einen architektonischen Gestaltungswillen erkennen lassen

 

Das nächste Ziel war fußläufig zu erreichen und zeigte wiederum wie man mit Bestand umgehen kann. Denn dort bilden mit dem Haus am Bühl (2007) und dem Bühelwirt (2017) zwei Neubauten zusammen mit der Kirche das historische Zentrum von St. Jakob und gleichzeitig ein architektonisches Ensemble. Bei den zwei Bauten handelt es sich nämlich um den Preisträger 2007 und einem nominierten Bau von 2019 des Südtiroler Architekturpreises in direkter Nachbarschaft.

 

Der nächste Halt war wiederum ungeplant. „Rechts ran“, hieß der Befehl an meinen Vater nach einem interessanten Anblick entlang der Straße. Nicht jedes architektonische Projekt muss provozieren oder durch Preise hervorstechen. So gibt es in den vielen Dörfern Entlang der Straße durchaus auch „namenlose“ Projekte welche durchaus einen architektonischen Gestaltungswillen erkennen lassen, was schließlich ein gutes Projekt auszeichnet.

 

 

So ist auch eine Vielfalt der Bauaufgaben vorzufinden, an die sich unterschiedlich architektonisch herangetastet wurde. Dadurch entstanden selbst bei ähnlichen Bauaufgaben ganz unterschiedliche und mutige Ergebnisse.

 

Dieses architektonische Interesse im Tal brachte nicht nur bauliche Ergebnisse mit sich, sondern lies auch die Architektenszene vor Ort wachsen. So stammt ein Großteil der Projekte von örtlichen oder zumindest ortsnahen Architekturbüros, welche oftmals auch erst durch diese Bauten auf sich aufmerksam machten konnten.

 

Denn nur weil man nicht in der ersten Reihe steht, heißt das nicht, dass man nicht den Takt angibt

 

Natürlich gibt es bei einer solch engagierten Bautätigkeit hin und wieder ein paar Situationen wo auch mal jemand übers ziel hinaus geschossen hat. Zwar ist es natürlich schwierig auf dem Niveau immer mitzuhalten, doch darf man sich nicht verleiten lassen auf Druck ein Projekt hervorzubringen, nur um mit dem letzten mithalten zu können. Doch wenn man die vielfältige Baukultur vor Ort nicht nur auf ein einzelnes Bauwerk bezieht kann jedes Projekt, egal ob besonders oder schlicht auf seine Weise hervorstechen. Denn nur weil man nicht in der ersten Reihe steht, heißt das nicht, dass man nicht den Takt angibt.

 

Es zeigt sich, dass „moderne Architektur“ nicht nur was für die Stadt oder touristische Hochburgen ist, sondern, dass eine gute architektonische Lösung überall gefragt ist und wertgeschätzt wird, wo man versucht einen Ort zeitgemäß zu erhalten und weiterzuentwickeln.

 

 

Mehr Infos und Fotos zu den jeweiligen Projekten auf arch.atlas

arch.atlas ist ein Projekt der Architekturstiftung Südtirol mit dem Ziel, in Südtirol realisierte Architekturprojekte zu erfassen, zu dokumentieren und zu veröffentlichen.