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Kunst, Kultur & Nachhaltigkeit

Wie ist es um die Beziehung zwischen Kunst und Nachhaltigkeit bzw. zwischen Kultur und Nachhaltigkeit bestellt? Wir haben bei Südtiroler Kulturschaffenden nachgefragt.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: (c) Drew Dizzy Graham via Unsplash

Artikel von Jenny Cazzola

 

Dass Kunst nicht immer nachhaltig ist, ist bekannt. Spätestens seit der Debatte rund um das Brixner Water Light Festival in diesem Frühjahr (Salto hat z.B. hier darüber berichtet: https://www.salto.bz/de/article/09052022/water-light-brixen-gruber-licht).

Doch wie ist es wirklich um die Beziehung zwischen Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit bestellt? Wie viel Nachhaltigkeit brauchen Kunst und Kultur? Und wie können sie für das Thema sensibilisieren? Wir haben bei zwei Südtiroler Kulturinstitutionen nachgefragt.

Mehr als die Überlebensstrategie einer vom Aussterben bedrohten Spezies

Den Anfang macht Peter Paul Kainrath, Direktor des Festival Transart. Er ist der Meinung: „Jeder gesellschaftlich relevante Bereich – auch jener der Nachhaltigkeit – entfaltet eine größere Wirkung, wenn er nach ästhetischer Kraft sucht.“

Und er sieht ein großes Problem der Nachhaltigkeit in der Kultur in der Mobilität. „Kunst und Kultur gehören zu jenen Bereichen, in denen am wenigsten verschwenderisch mit Ressourcen umgegangen wird; die Mobilität der Kulturschaffenden ist nicht nur ein CO2 Problem von kaum wahrnehmbarer Größe, sondern auch ein wesentlicher Beitrag sich gegen nationales Schrebergartendenken aufzulehnen.“ Das Festival Transart hat hierfür aber auch konkrete Lösungen gefunden. So erzählt Kainrath: „Das Ensemble Modern des Eröffnungskonzertes im Festival Transart reist mit Zug aus Frankfurt an; bei den vergangenen Festivalausgaben gab es eine elektro- und wasserstoffbasierte Mobilität für das Team und die Künstler:innenschaft; Ensembles wie Phace und Liquid Loft sind in einer Miniresidenz präsent und bespielen gleich drei Festivaltage und vermeiden damit zusätzliche Mobilität.“

Kainrath findet gleichzeitig aber nicht, dass Kunst und Kultur die täglichen Gewohnheiten der Menschen beeinflussen. „Kunst und Kultur sind weder Orte moralischer Verbesserungsanstalten noch sollen diese ständig mit dem Zeigefinger für ein besseres Alltagsverhalten winken.“ Trotzdem sieht er Platz für kulturelle Events in der Nachhaltigkeitsdebatte: „Ein Event, also im besten Sinne des Wortes ein außergewöhnliches Ereignis, trifft in der Regel auf Menschen, die offener als gewöhnlich für neue Botschaften sind; dies kann für eine beschleunigte Bewusstseinsbildung zu den ‚Nachhaltigskeitsbotschaften‘ genützt werden.“ Nachhaltigkeitsbotschaften, wie zum Beispiel der schonende Umgang mit Ressourcen. „Kunst und Kultur sind so wie alle gesellschaftlichen Bereiche in die Pflicht genommen, mit den vorhandenen Ressourcen umsichtig umzugehen. Kunst und Kultur können mithelfen, umsichtiges Handeln als eigene Wertigkeit zu kommunizieren (Ressourcen sind immer wertvoll) und nicht nur als Überlebensstrategie einer vom Aussterben bedrohten Spezies.“

Portatori di un messaggio alternativo

Eine ganz andere Meinung vertritt hingegen Gaia Carroli vom Bozner Teatro Cristallo, das auch Partner unseres Netzwerkes ist. Für sie sind Kunst und Kultur ein Vehikel der Nachhaltigkeit und beides Themen, die im Alltag eines jeden Menschen vorkommen: „La sostenibilità è un tema che attraversa tutti i campi del vivere quotidiano. È importante che la divulgazione della cultura della sostenibilità sia espressa anche attraverso modalità artistiche, al fine di riuscire a trasmette il concetto anche con strumenti emozionali, innovativi e creativi. Anche l’arte e la cultura possono convertirsi in un percorso di sostenibilità. Esistono già buone pratiche di spettacoli dal vivo a impatto ambientale zero, che fanno da apripista a un’evoluzione auspicata e possibile.”

Sie sieht Kunst- und Kulturschaffende auch in der Pflicht, Debatten rund um Nachhaltigkeit anzustoßen und die Menschen zum Nachdenken anzuregen: „Avvertiamo forte la responsabilità di essere portatori di un messaggio alternativo: attraverso l’arte e la cultura, infatti, i messaggi possono essere veicolati in modo più diretto per formare anche la popolazione che difficilmente si accosterebbe a questi temi attraverso le formule più convenzionali di divulgazione (conferenze, approfondimenti, ecc.).” Insbesondere das Theater sei hierfür eine geeignete Kunstform, so Carroli, denn es sei der Spiegel des Lebens und rege damit besonders zum Nachdenken und zum Anstoßen von Veränderungen an. Aber auch Kulturevents im Allgemeinen seien wichtig: „Gli eventi culturali sono un fortissimo veicolo di sensibilizzazione e di formazione di una coscienza civica orientata al bene comune.”

Auch dazu, wie Kunst und Kultur selber nachhaltiger werden, hat Frau Carroli Ideen bzw. bietet mit dem Teatro Cristallo konkrete Lösungen an: „Sicuramente possono focalizzare i propri contenuti sulle tematiche della sostenibilità e parimenti possono essere costruiti con modalità rispettose dell’ambiente, sfruttando anche la strumentazione innovativa a risparmio energetico in modo tale da ridurre l’impatto degli eventi stessi. Il teatro Cristallo già da 10 anni è dotato di un impianto fotovoltaico a sostegno del fabbisogno energetico della struttura e negli anni ha convertito il parco luci dell’immobile con lampade a led e a basso consumo energetico. Da un punto di vista contenutistico la sostenibilità e l’attenzione a nuovi stili di vita più rispettosi sono una costante della programmazione attraverso vari percorsi di approfondimento (in particolare citiamo i percorsi Madre Terra, Le vie del sacro, Educare alla giustizia e Sentieri culturali).”