Umwelt | Offener Brief

Eine Handvoll Fragen

Nach dem Fund von Pestizid-Rückständen auf 71 Spielplätzen wollen die Vinschger Umweltschützer von den Landesräten Schuler und Stocker fünf Fragen beantwortet haben.
Kinderspielplatz Naturns
Foto: Umweltschutzgruppe Vinschgau

Den Allerheiligentag hat die Umweltschutzgruppe Vinschgau genutzt, um einen offenen Brief an die Landesräte Arnold Schuler und Martha Stocker zu verfassen. Die Gruppe um die Vorsitzende Eva Prantl kritisiert die beschwichtigenden Reaktionen des Landwirtschaftslandesrat und des Sanitätsbetriebs nach Veröffentlichung der Studie, in deren Rahmen 71 Kinderspielplätze südtirolweit auf Rückstände von Pestiziden untersucht worden waren. Mit dem Ergebnis: Auf 29 Spielplätzen (40 Prozent der untersuchten Spielplätze) wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden, im Vinschgau sogar auf 76 Prozent der Spielplätze in Tallagen. Insgesamt wurden 14 verschiedene Wirkstoffe gefunden, 12 davon von Pestiziden (hier die Liste der kontaminierten Spielplätze).

“Auf Südtirols Kinderspielplätzen gibt es keine gefährlichen Pestizide – Gras ist nicht zum menschlichen Verzehr vorgesehen, die festgestellten Mengen sind minimal und nicht gesundheitgefährdend.” So fasst die Umweltschutzgruppe Vinschgau, die die Studie, die der Dachverband für Natur und Umweltschutz vor knapp zwei Wochen präsentiert hat, beteiligt war, die Reaktionen aus Gesundheitsbetrieb und Landwirtschaftsressort zusammen. “Nicht nachvollziehbar” seien diese, so die Vinschger Umweltschützer. Denn: “Wenngleich Gras nicht gegessen wird, so berührt ein Kind das Gras, die Spielgeräte, den Sand mit seinen Händen. Sobald das Kind seine Hände in den Mund steckt, kommt es mit den Pestiziden direkt in Kontakt. Das Eindringen von Pestiziden über Lunge und Haut und die damit verbundenen Risiken wurde wenig untersucht. Bislang wurde das Risiko von Pestiziden v.a. auf der Basis von Studien mit oraler Verabreichung bewertet.” So schreibt die Umweltschutzgruppe in ihrem offenen Brief und ersucht die Landesräte Schuler und Stocker um die Beantwortung folgender Fragen:

  • “Wieso sind möglich hormonschädigende (das gilt für 71% der 14 gefundenen Wirkstoffe) und irreversibel die Fortpflanzung schädigende Wirkstoffe für Südtiroler Kinder und Eltern nicht gefährlich?
  • Wie können die Verantwortlichen garantieren, dass die im Gras gefundenen Wirkstoffe sich nicht in der Luft befinden, die eingeatmet wird?
  • Wie wird mit Kombinationseffekten sogenannter Cocktailmischungen, die wissenschaftlich noch ungeklärt sind und bislang nicht Bestandteil der Risikobewertung bei der Zulassung von Pestiziden sind, umgegangen? (58% der Proben mit Pestizidrückständen waren mehrfach belastet)
  • Ab welcher Menge geht von den gefundenen Wirkstoffen in Kombination eine Gefahr für die Gesundheit aus?
  • Auf welchen wissenschaftlichen Fakten beruhen oben genannte Aussagen des Südtiroler Sanitätsbetriebes und des Landesrates A. Schuler?”
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Tobias Tutzer So., 05.11.2017 - 08:49

Die 5 Fragen sind ganz einfach zu beantworten. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Krebsrate in Gebieten wo Pflanzenschutz betrieben wird nicht höher ist als dort wo keiner betrieben wird.
Die Dosis macht das Gift und wenn PSM so gefährlich wären dann wären wir Bauern und unsere Familien die Ersten die darunter zu leiden hätten. Und dann würde sich auch etwas ändern aber so ist das nur Panikmache.
Genau beim Thema Kinder versucht man die Bürger jetzt für sich zu gewinnen.
Deshalb ein paar Gegenfragen:
Wenn Pflanzenschutzmittel so gefährlich wären und so umweltschädlich wie propagiert wird, wieso ist dann eine Umstellung auf Bio in 3 Jahren möglich? Müsste doch alles verseucht und tot sein?!?
Warum sind Pflanzenschutzmittel schädlicher als andere Chemikalien die in Form von Lebensmittelzusatzstoffen, Medikamenten, Kosmetika usw. in viel höherer Dosis aufgenommen werden, obwohl sie doch sehr strenge Zulassungskriterien durchlaufen? Wie kann man sagen dass gewisse Medikamente mit gewissen Kosmetika nicht eine schädliche Wechselwirkung entfalten? Kommt mir bitte nicht mit Lobby und Geldinteressen, denn die gibt es bei Medikamenten auch, sind es teilweise doch sogar dieselben Firmen.
Warum wird in Südtirol speziell der Obstbau angegriffen, wo doch zum Beispiel der Weinbau auch Pflanzenschutz betreibt?
Warum wurde in Mals nicht versucht der Ausbreitung des Obstbaus in anderer Form Herr zu werden? Zum Beispiel indem eine Umwidmung der Flächen zu Obstbau ein Riegel vorgeschoben wird? Egal ob konventionell oder Bio?
Denn nur der Verzicht auf chemisch syntetische Pflanzenschutzmittel kann dauerhaft nicht die Ausbreitung des Obstbaus auf die Malser Heide verhindern.

So., 05.11.2017 - 08:49 Permalink
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Frei Erfunden Fr., 10.11.2017 - 13:28

Fürwahr ein trauriges Bild, die grüne Industrielandschaft Südtirols.
Unsere Obstbauern arbeiten nicht im Sinne der Landschaftspflege: zumindest ein kleiner Teil der Grünflächen eines jeden Obstbauern , der öffentliche Förderungen bezieht, sollte zwingend für Projekte der Artenvielfalt und der Bewahrung alter Obstsorten zweckbestimmt werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit für das Gemeinwohl!

Fr., 10.11.2017 - 13:28 Permalink