Gesellschaft | Cannabis

Der Appell

Auf der Bozner Tagung zum medizinischen Cannabis wurde auch ein Handlungsappell verabschiedet, der an die Politik, Verwaltung und das Sanitätspersonal gerichtet ist.
Cannabis
Foto: upi
Die Tagung war ein Erfolg. Am vergangenen Samstag verfolgten rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Freien Universität Bozen die vom Bozner „Cannabis Social Club“ organisierte Tagung „Medizinisches Cannabis: mehr Lebensqualität für Patienten der Palliativmedizin“. 
Nach den Fachreferaten wurde die Situation in Südtirol beleuchtet, Südtiroler Ärzte sprachen über ihre Erfahrung mit medizinischem Cannabis in der ärztlichen Praxis. Zudem kamen auch direkt Betroffene, also Cannabis-Patienten zu Wort. Sie alle leiden an chronisch unheilbaren Krankheiten und tragen alle ihr eigenes Schicksal. Sie haben auf ihre positiven Erfahrungen mit Cannabis aufmerksam gemacht.
Auf der Tagung wurde allgemein und auch auf Südtirol bezogen ein Handlungsbedarf festgestellt. Ureigenste Aufgabe der Medizin ist es, die Schmerzen der Patienten zu lindern. Dazu sind alle zur Verfügung stehenden Mitteln einzusetzen. Das Recht des Patienten auf umfassende Hilfe gilt es in den Mittelpunkt zu stellen.
Als Ergebnis der Tagung wurde ein Handlungsappell an die Südtiroler Politik, an die  Verwaltung und an den Sanitätsbetrieb definiert.
In dem Appell wird die Ausgangslage beschrieben:
 
 „Cannabis ist eine wertvolle medizinische Alternative, besonders in der Schmerztherapie, in der Neurologie, in der Onkologie und infolgedessen in der Palliativmedizin.
Der Vorteil von Cannabis gegenüber herkömmlichen Medikamenten liegt in der hohen medizinischen Effizienz und in den geringfügigen Nebenwirkungen. Das ist sehr wichtig in einer Gesellschaft, die immer älter wird und in der ein Ansteigen von chronischen Erkrankungen bereits bei jungen Menschen zu beobachten ist. Es gilt die verbleibende Gesundheit zu pflegen und den Körper zu schonen. Dadurch wird die Lebensqualität von Patienten verbessert und ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben ermöglicht.“

Das klar definierte Ziel
 
Cannabis als Medikament soll in Zukunft für chronisch schwerkranke Patienten selbstverständlich zugänglich sein.“
 
 
Doch genau hier gibt es große Probleme.
 
„Obwohl Cannabis ein altes Naturheilmittel ist, das in Vergangenheit selbstverständlich in allen Kulturen der Welt über Jahrtausende hinweg eingesetzt wurde, ist es heute meistens als Droge stigmatisiert.Daher besteht in allen Bevölkerungsschichten eine große Berührungsangst. Das hält Patientinnen und Patienten davon ab, den medizinischen Nutzen von Cannabis überhaupt in Betracht zu ziehen. Die Fachwelt hingegen verweigert sich dem Thema und die Politik und Verwaltung zeigen wenig Willen diese medizinische Alternative für Patienten verfügbarer zu machen“.
 
Die Referenten der Tagung und die anwesenden Patienten haben deshalb einen Appell unterzeichnet, in dem der Handlungsbedarf für Südtirol festgelegt wird.
 
  • Überarbeitung und Ergänzung der rechtlichen Bestimmungen (Optimierung Beschluss der Südtiroler Landesregierung Nr. 290/2018) 
  • Sensibilisierung und Information der Bevölkerung 
  • Aus- und Weiterbildung von Ärzten, Apothekern und Gesundheitsfachkräften 
  • Klinische Studie auf lokaler Ebene (Beobachtungsstudie)
 
Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, ob dieser Appell auf fruchtbaren Boden fällt.