Gesellschaft | Reform

Der Papst wäre gut in der Schule

Diplomatie ist, wenn man nicht die Wahrheit sagt. Jedenfalls nicht die ganze. Jedenfalls nicht so direkt.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Und vatikanische Diplomatie war früher, wenn man den Gesprächspartner merken ließ, dass man ihm nur die halbe Wahrheit sagte. Man diente dem Herrn und verwaltete also Herrschaftswissen – das war der hochmütige Stil mancher Kirchenpolitiker in der Kurie den der neue Papst bekämpft. Seit er im Amt ist, sind machtgeschützte Heimlichtuerei und Leisetreterei nicht mehr opportun.

Franziskus sagt:“Ja, es gebe noch immer die Versuchung der Feindseligkeit, des Rigorismus, der Angst, der geistigen Versteinerung, der Rivalität und Ruhmsucht. Es gebe die Versuchung, „Brot in Stein zu verwandeln“. Doch das dulde er nicht. Kleriker seien keine Herrscher des Glaubens, sondern Diener.“

 

Irgendwie scheint auch Schule in eine Sackgasse zu geraten. Irgendwas stimmt nicht. Es hat etwas mit den Denkmustern zu tun, von einer bestimmten Vorstellung, die man entwickelt hat und diese Idee nun noch immer - obwohl sie sich längst als unhaltbar erwiesen hat - weiter mit sich herumschleppt und an die Nachkommen weitergeben will.

Große Einseitigkeiten bewirken Schieflagen und Schieflagen befördern Rutschpartien, die Effizienz des rationalen Verwaltens macht Schule - seelenlos.

Es kommt in der Schule nicht nur darauf an, wie gut unsere Kulturgüter an die Kinder weitergegeben werden. Das kann man anhand von Schulzensuren messen. Es kommt vor allem darauf an, dass in den Kindern der Geist immer wieder neu entfacht wird, der diese Kulturgüter hervorgebracht hat.

 

Die Botschaft: Will Kirche glaubwürdig überleben, muss sie sich erneuern und Blick und Ansinnen auf ihre Kernaufgabe richten - sowie Schule. Denn Kirche und Schule sind diejenigen Instanzen, die auf Menschlichkeit, Nächstenliebe und Lebendigkeit beharren müssen.

 

Man stelle sich vor: Wahrheit als Führungsprinzip. Da würde es ungemütlich, mindestens das.

 

(angeregt durch: Die Zeit und bei Gerald Hüther)