Gesellschaft | Konsum

Die Gefahr des Sonntags

Egoistische Konsumenten und fortschreitende Liberalisierung gefährden den Schutz der Arbeitnehmer, so die Kritik am Internationalen Tag des freien Sonntags am 3. März.
Freier Sonntag
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Es war der 3. März des Jahres 321 n. Chr. als der römische Kaiser Konstantin der Große den Sonntag erstmals zum staatlich geschützten wöchentlichen Ruhetag erklärte. In Anlehnung an dieses Datum wurde der 3. März mittlerweile zum Internationalen Tag des freien Sonntags erklärt. Familien- und Kirchenverbände, Gewerkschaften, aber auch Wirtschaftstreibende nehmen den Tag Jahr für Jahr zum Anlass, um mit verschiedenen Aktionen zu sensibilisieren und auf den Wert dieses freien Tages hinzuweisen. “Seit der italienweiten vollkommenen Liberalisierung droht der Sonntag auch in Südtirol immer mehr zu einem ‘normalen Arbeitstag’ zu werden”, mahnen etwa die Frauen im KVW.

Der Arbeitnehmerchef in der SVP, Helmuth Renzler, nimmt den heutigen 3. März indes zum Anlass, um nicht nur dem Gesetzgeber oder den Arbeitgebern die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn Angestellte immer häufiger auch sonntags arbeiten müssten. Er kritisiert vielmehr “den Egoismus der Konsumenten”, die bei ihrem Einkauf “leider immer öfter vergessen, dass sie eine sehr große moralische Verantwortung tragen”. Dabei gehe es nicht nur um das Gespür für Umweltverträglichkeit oder das Bewusstsein für Produktqualität, sondern auch um faire Arbeitsstandards, wie Renzler erklärt: “Der Kundenanspruch, rund um die Uhr und an jedem Wochentag alles kaufen zu können, geht in vollem Umfang auf die Arbeitszeiten der ArbeitnehmerInnen über.”

“Ich bin mir nicht sicher, wie viele Konsumenten mit den Angestellten eines am Sonntag geöffneten Supermarkts wirklich tauschen würden. Jede Person ist glücklich wenn sie am Sonntag nicht zur Arbeit muss, sich von den Strapazen der Woche erholen kann und den Kunden nicht freundlich und nett anlächeln muss.” (Helmuth Renzler)

Den Kunden müsse bewusst werden, dass sie mit ihrem Kaufverhalten die ArbeitnehmerInnen benachteiligten und deren Schutz aufweichen würden – was wiederum eine “Gefährdung von Grundrechten, Gesundheit und Freiheit” bedeute, so Renzler. Er fordert daher: “Wenn wir schon immer von sozialer Gerechtigkeit reden, dann müssen wir auch sozial konsumieren. In der Praxis heißt das nichts anderes als bewusst einzukaufen. Es geht darum, jeden Einkauf zu hinterfragen, ob dieser denn auch mit fairen Arbeitsbedingungen und gerechter Entlohnung übereinstimmt. Am Sonntag kann niemand sozial konsumieren.”

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Paul Berger Sa., 04.03.2017 - 11:29

Wir alle haben ganz sicher an 6 Tagen in der Woche mehr als Zeit genug, um einzukaufen. Wenn wir es da nicht mehr schaffen, dann läuft etwas schief in der Gesellschaft.

Sa., 04.03.2017 - 11:29 Permalink