Kultur | Salto Weekend

Lettera IV

Der vierte Brief von Roberta Dapunt an ihren Briefwechsel-Kamerad Christoph Linher im Rahmen des Projekts "Cara Roberta." Im Original und in der Übersetzung.
Roberta Dapunt
Foto: Daniel Töchterle

Caro Christoph,

faccio fatica con le congetture. Supposizione e giudizi che poggiano sulle apparenze probabili. Certo, economia e politica non hanno fama di proprietà trasparente, ma è anche vero che l’occultamento e la segretezza sono meccanismi perversi dei totalitarismi. Lungi da noi questa sottrazione.
Eppure una sottrazione dei diritti è successa nelle ultime settimane anche in Europa, troppa concentrazione sull’epidemia ha fatto sì che accadesse senza grandi contrasti e resistenze.
In un silenzio remissivo del tempo ora, l’Ungheria ha dato i pieni poteri al primo ministro, lo ha fatto senza limiti, ciò significa con rinnovo senza limite. Hanno sospeso la democrazia, una presa di posizione paradossale visto che il via libera è stato deciso dal Parlamento e appoggiato dal governo. L’Europa ha reagito poco, permettimi, non ha reagito proprio! Nessun provvedimento. Se non l’espressione di timore e di preoccupazione per il rischio di violazione dei principi dello stato di democrazia.
Ecco Christoph, io credo che questo dubbioso comportamento non dovrebbe lasciare spazio a nessun tipo di esitazione. Emergenza virus? Nessun motivo giustifica l’autocrazia. Una tale concentrazione di potere non ha precedenti nell’Unione Europea, è un avvenimento che intossica profondamente i suoi ideali. Tutti i paesi dell’Unione hanno dovuto adottare misure difficili che hanno limitato i diritti civili dei loro cittadini. Orban ha messo in una “quarantena a tempo indeterminato” l’intera nazione, limitando la libertà di espressione e la libertà di stampa. Dovremo pur chiederci in quanto cittadini europei, se considerare ciò che sta accadendo in uno degli stati membri, come un qualcosa lontano da noi o come una grave minaccia al bene comune.
Ma cos’è il bene comune? Quello che esprime stato, repubblica. Lo stare pubblico?
Lo stare pubblico Christoph, in questo nostro epistolario ad esempio, non è ovvietà. Voglio ricordare che un compagno di percorso ha deciso di sospendere i suoi interventi, perché la corrispondenza con un altro autore critico sul regime autoritario in Cina, avrebbe potuto compromettere una sua residenza proprio lì. Il timore ha zittito un confronto verbale che avrebbe attraversato percezioni e sentimenti.

Non credo che in Italia sia stato impedito a qualcuno di esprimersi in riguardo a questa pandemia. Qui la consistenza numerica delle teorie è incalcolabile, le opinioni superano le teorie, solo le convinzioni si sono esaurite dopo una settimana dall’inizio. Ma c’è la libertà di espressione e finché ce l’abbiamo, direi che siamo salvi, nonostante il virus. Il diritto di esprimere la propria opinione e non essere impediti in questo, è un diritto riconosciuto dalla Dichiarazione Universale dei diritti umani. Così è scritto, scritto su carta e c’è scritto: universale. In astronomia universo è l’insieme dei corpi celesti, i pianeti, le stelle e le galassie. Dentro ci stiamo anche noi esseri umani e quindi dire “universale” è dire cosa giusta. E però dentro a questo “tutto intero” ci cuciniamo un intruglio di valori e principi morali, la storia e le storie, i linguaggi e le aspirazioni di pace e controllo e la somma di certe virtù che nemmeno sappiamo più quali sono. Vivande insomma, che ormai poco profumano di buono.

Oggi è il 25 aprile, festa delle più belle, poiché ricorda la Liberazione d’Italia, scritta con la maiuscola e prima pietra nelle fondamenta di questa Repubblica. È alla resistenza di giovani coraggiosi che dobbiamo il riscatto della nostra libertà. Loro si sono dovuti inventare una strada che non c’era. La democrazia per costruirla, l’hanno prima dovuta sognare. Ci sono riusciti in mezzo a una situazione drammatica. Questo paese festeggia la Liberazione, lo fa con il sorriso sulle labbra, eppure continua a faticare, e ancora a faticare a fare i conti col proprio passato fascista.
Guardo i canali della televisione tedesca, lì al contrario ogni sera o quasi un documentario sul nazismo, continuamente, come a dire, non sarà mai abbastanza.
Prima di finire questa lettera, ho fatto una camminata nel bosco dietro casa. Ho cercato un fiore che potesse porci in più stretta relazione, non l’ho trovato. Ci sono le soldanelle, l’anemone fegatella, se non altro, la loro bellezza. C’è troppa neve ancora, e la primavera quest’anno è incerta nell’agire. Ti consegno dunque il mio sorriso, Roberta.

 

Lieber Christoph,

mit Spekulationen habe ich meine Schwierigkeiten. Annahmen und Beurteilungen auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeit. Sicher, Wirtschaft und Politik stehen nicht gerade im Ruf, leicht durchschaubar zu sein, aber es stimmt auch, dass Verheimlichung und Geheimhaltung abnorme Mechanismen totalitärer Regimes sind. Bleibe uns diese Manipulation erspart.
Allerdings, eine Manipulation von Rechten hat in den vergangenen Wochen auch in Europa stattgefunden. Zu viel Konzentration auf die Epidemie führte dazu, dass dies ohne große Proteste und Widerstände passieren konnte.
Zum jetzigen Zeitpunkt devoten Schweigens erteilte Ungarn dem Ministerpräsidenten unumschränkte Vollmacht, und zwar ohne Einschränkung, das heißt ohne zeitliche Beschränkung. Die Demokratie wurde ausgesetzt, eine paradoxe Entscheidung, wenn man bedenkt, dass diese vom Parlament beschlossen und von der Regierung unterstützt wurde. Europa reagierte kaum darauf, mit Verlaub, es reagierte überhaupt nicht darauf! Keinerlei Maßnahmen. Man äußerte sich höchstens besorgt und alarmiert zur Gefahr der Verletzung der Grundsätze des Zustands der Demokratie.
Nun, Christoph, ich glaube, dass ein solch zweifelhaftes Verhalten null Spielraum egal für welche Art von Zögern lassen sollte. Eine Virus-Notfallmaßnahme? Kein Grund rechtfertigt Autokratie. Eine solche Machtkonzentration ist in der Europäischen Union beispiellos, es ist ein Ereignis, das ihre Grundwerte zutiefst vergiftet. Alle Länder der Union haben schwierige Maßnahmen ergreifen müssen, die die Bürgerrechte ihrer Bürger einschränkten. Orban hat der gesamten Nation eine „unbefristete Quarantäne“ verordnet und damit die Meinungs- und Pressefreiheit beschnitten. Wir werden uns als europäische Bürgerinnen und Bürger also schon fragen müssen, ob wir, was in einem der Mitgliedstaaten geschieht, als etwas weit Entferntes oder als eine ernsthafte Bedrohung für das Gemeinwohl betrachten wollen.
Aber was ist das Gemeinwohl? Ist es Ausdruck des Staates, der Republik, der Öffentlichkeit? Unser öffentliches Sprechen, Christoph, ist zum Beispiel in diesem unseren Briefwechsel nicht selbstverständlich. Ich möchte daran erinnern, dass ein Teilnehmer an diesem Projekt sich entschieden hat, seine Beiträge auszusetzen, weil die Korrespondenz mit einem anderen Autor, der dem autoritären Regime in China kritisch gegenübersteht, sein Aufenthaltsrecht dort hätte gefährden können. Die Angst brachte einen verbalen Austausch zum Schweigen, der Wahrnehmungen und Empfindungen entfaltet hätte.

Ich glaube nicht, dass in Italien irgendjemand daran gehindert wurde, sich zu dieser Pandemie zu äußern. Hier ist die zahlenmäßige Dichte der Theorien unüberschaubar geworden, Meinungen gibt es noch mehr als Theorien, lediglich Überzeugungen hatten sich bereits nach der ersten Woche erschöpft. Aber es gibt die Meinungsfreiheit, und solange wir sie haben, sind wir auf der sicheren Seite, würde ich sagen, Virus hin oder her. Das Recht, seine Meinung frei zu äußern und nicht daran gehindert zu werden, ist ein Recht, das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte anerkannt wird. So steht es geschrieben, schwarz auf weiß, und geschrieben steht: universell. In der Astronomie ist das Universum die Gesamtheit der Himmelskörper, Planeten, Sterne und Galaxien. Wir Menschen gehören dazu, insofern ist „universell“ auch die richtige Bezeichnung. Und mitten in diesem „alles Umfassenden“ mischen wir uns ein Gebräu aus Werten und moralischen Prinzipien, aus Geschichte und Geschichten, Sprechweisen und Bestrebungen nach Frieden und Kontrolle und der Summe aus bestimmten Tugenden, von denen wir nicht einmal mehr wissen, welche es sind. Zutaten kurzum, die inzwischen ziemlich verdorben riechen.

Heute ist der 25. April, einer der schönsten Feiertage, weil er an die Befreiung Italiens erinnert, dem ersten und maßgeblichen Grundstein dieser Republik. Die Wiedererlangung unserer Freiheit verdanken wir dem Widerstand mutiger junger Menschen. Sie mussten sich einen Weg erfinden, den es vorher nicht gab. Um die Demokratie zu errichten, mussten sie sie zuerst erträumen. Es ist ihnen gelungen, obwohl die Umstände dramatisch waren. Dieses Land feiert die Befreiung, mit einem Lächeln auf den Lippen, obwohl es sich immer noch und immer wieder schwer tut mit der Aufarbeitung der eigenen faschistischen Vergangenheit.
Ich schaue deutsche Fernsehsender, fast jeden Abend werden hier hingegen Dokumentationen zum Nationalsozialismus gezeigt, ständig, als wollte man zeigen, dass davon nie genug sei. Bevor ich diesen Brief beendete, machte ich einen Spaziergang in den Wald hinter dem Haus. Ich suchte nach einer Blume, die uns näherbringen könnte, aber ich konnte keine finden. Es gibt die kleinen Soldanellen, das Leberblümchen, ja, ihre Schönheit, zumindest. Es liegt noch zu viel Schnee und der Frühling verhält sich zögerlich in diesem Jahr. So überlasse ich dir für diesmal mein Lächeln, Roberta.