Wirtschaft | Imkerei

Dramatische Situation

Neben den Milchbauern erhalten nun auch die Imker eine finanzielle Unterstützung für den Ankauf von Futtermitteln. Die Landesregierung genehmigte 20 Euro pro Bienenvolk.
Eindrücke aus dem Bienenstock
Foto: Bioland Südtirol
Im März hat die Landesregierung mit einem eigenen Beschluss finanzielle Beihilfen für Imker und Imkerinnen gewährt, die aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse im Jahr 2021 Verluste erlitten haben. Darin heißt es unter anderem, dass die Honigsaison 2021, gelinde gesagt, italienweit und auch in Südtirol für die Imkerei dramatisch gewesen sei. Besonders schwere und weit verbreitete ungünstige Witterungsbedingungen hätten zu einer erheblichen Verringerung oder sogar zu einem Totalausfall der Erträge bei den wichtigsten Blüten- und Mischhonigsorten geführt. Zitiert wird eine Studie des ISMEA (Istituto di servizi per il mercato agricolo alimentare) und der Nationalen Honigbeobachtungsstelle, welche diese Situation auf nationaler und regionaler Ebene anhand des Rückganges der Honigproduktion im Jahr 2021 verdeutlicht hätten. Daher sei es als notwendig erachtet worden, den Imkern und Imkerinnen eine Beihilfe zu gewähren, um sie beim Kauf von Bienenfutter zu unterstützen und somit die Überwinterung der Bienen sicherzustellen.
 
 
 

20 Euro pro Bienenvolk

 
Bis zum 30. April hatten alle Imkerinnen und Imker mit mindestens fünf Völkern oder Ablegern die Möglichkeit, einen Antrag auf Gewährung und Auszahlung einer Beihilfe anzusuchen. Voraussetzung dafür war die Eintragung in der nationalen Bienendatenbank. Wie dem bereits erwähnten Beschluss der Landesregierung Nr. 167 vom 8. März 2022 zu entnehmen ist, handelt es sich bei dieser Gewährung von wirtschaftlichen Begünstigungen um eine sogenannte De-Minimis-Beihilfe. Laut EU-Verordnung Nr. 1408/2013 können über einen Zeitraum von drei Haushaltsjahren bis zu 25.000 Euro De-Minimis-Beihilfen gewährt werden. Die Landesregierung stellt dafür 700.000 Euro aus dem Verwaltungshaushalt 2022-2024 zur Verfügung.
Die Beihilfe beträgt 20 Euro für jedes zum 31. Dezember 2021 in der nationalen Datenbank gemeldeten Bienenvolkes und wird als Ausgleich für die Kosten der Winterfütterung, die aufgrund der Ertragsverluste nicht gedeckt worden sind, gewährt. Ausgeschlossen davon sind Imker und Imkerinnen mit weniger als fünf Bienenvölkern bzw. wenn die Kosten weniger als 100 Euro betragen.
 

Katastrophenjahr 2021

 
Wie viele Anträge um Beihilfe eingereicht wurden, steht derzeit noch nicht fest, wie Norbert Zenleser, Direktor des Amtes für Viehzucht, auf Anfrage von Salto.bz mitteilt. Denn diese konnten auch in den Bezirksaußenstellen abgegeben werden und wurden noch nicht vollständig erfasst, da die Abgabefrist erst vor Kurzem verstrichen ist. Genaue Zahlen werden voraussichtlich in der zweiten Mai-Woche zur Verfügung stehen.
Auf die Situation der Imker angesprochen, erklärt Amtsdirektor Zenleser, dass nicht nur das vergangene Jahr sehr schlimm gewesen sei, sondern auch in den zwei vorhergehenden kam es in vielen Gebieten Südtirols zu großen Ernteausfällten. Die kalten und regnerischen Monate Mai und Juli im vergangenen Jahr haben allerdings zu einer katastrophalen Situation geführt: Die Zeit der Haupttrachten sprich die Zeit, in der den Bienen das größte Angebot an Nektar, Pollen und Honigtau zur Verfügung steht, beginnt in Südtirol Ende Mai, Anfang Juni.
 
Bienen mussten gefüttert werden.
 
Bis Mitte Mai befinden sich die Bienenvölker im Aufbau und die Honigbienen tragen den ersten Nektar ein, wodurch die Königin stimuliert wird, Eier zu legen. Die Imker ernten hauptsächlich den Honig der Haupttrachten, welche die Bienen vor allem im Juni und Juli in die Stöcke einbringen. Gerade zur Zeit der Haupttracht brach im vergangenen Jahr über Südtirol eine Kältewelle mit viel Regen herein, was dazu geführt hat, dass die Bienenvölker teilweise von den fürsorglichen Imkern gefüttert werden mussten – in einer Zeit als eigentlich Nektar im Überfluss vorhanden sein sollte. Zudem haben die Imker das Wenige, das die Bienen ernten konnten, in den Stöcken belassen. „Aus diesem Grunde wurde von der Landesregierung entschieden, den Imkern einen einmaligen Beitrag, der auch nur heuer ausgeschüttet wird, für die Erhaltung der Bienenvölker zu gewähren“, erklärt der Direktor des Amtes für Viehzucht.
 
 

Stimmung im Keller

 

Wie Erich Larcher, Obmann des Südtiroler Imkerbundes, betont, seien die letzten vier Jahre für die Imker Jahre sehr schlimm gewesen, „2021 war allerdings ein Tiefpunkt“. Die Erträge lagen teilweise bei Null, teilweise bei 20 bis 30 Prozent. „Die Motivation der Imker war natürlich im Keller“, so Larcher. Angesichts der großen Schäden haben sowohl haupt- als auch nebenberufliche Imker ihre Völker reduzieren bzw. aufgegeben müssen.
 
Futtermittelkosten sind teilweise um 15 bis 20 Prozent gestiegen.
 
Wie bei der Viehhaltung sind die Futtermittelkosten auch bei den Imkern gestiegen – um teilweise 15 bis 20 Prozent. „Wir Imker sind, was öffentliche Beiträge betrifft, nicht sehr verwöhnt und deshalb zufrieden mit der Beihilfe des Landes, auch wenn diese nicht die Futtermittelkosten des vergangenen Jahres deckt“, betont der Obmann des Imkerbundes.
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Salto User
Manfred Gasser Mi., 04.05.2022 - 09:05

"Bienen mussten gefüttert werden."
Auch meine Kinder mussten und müssen gefüttert werden.
"Wie bei der Viehhaltung sind die Futtermittelkosten auch bei den Imkern gestiegen – um teilweise 15 bis 20 Prozent."
Auch meine Futtermittelkosten sind um 12-15% gestiegen.
Wir Imker, äh Eltern sind, was öffentliche Beiträge betrifft, nicht sehr verwöhnt und wären deshalb zufrieden mit der Beihilfe des Landes, auch wenn diese nicht die Futtermittelkosten des vergangenen Jahres deckt.

Mi., 04.05.2022 - 09:05 Permalink
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Hartmuth Staffler Mi., 04.05.2022 - 21:53

Eine einmalige Hilfe in einer einmaligen Situatiuon ist durchaus gerechtfertigt. Langfristig kann aber eine Subentionswirtschaft nicht funktionieren. Wer etwas Nützliches produziert - und Honig gehört dazu - muss für sein Produkt zu bezahlt werden, dass er keine Unterstützung braucht. Bei der Milch ist es etwas komplizierter. Die Südtiroler Milchwirtschaft hat sich seit vielen Jahren in eine absolut verantwortungslose Abhängigkeit von Futtermittelimporten gebracht. Jetzt muss interveniert werden, damit unsere Bauern nicht vor die Hunde gehen, aber gleichzeitig müsste man energisch darangehen, diese unnatürliche Milchwirtschaft zu beenden.

Mi., 04.05.2022 - 21:53 Permalink
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Klemens Riegler Mi., 04.05.2022 - 22:34

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Volle Zustimmung!
Und als bestes Beispiel für "Subventionswirtschaft": Der Staat verzichtet auf 25 bis 30 Cent pro Liter Diesel während sie die "zusätzlichen Gewinne" der Energieriesen höher besteuert. Ich verstehe tatsächlich nicht wie sich selbst ein Draghi, Macron, Scholz und & Co. von diesen Kolossen über den Tisch ziehen lassen. Ich erinnere: Es ist aktuell weltweit kein Gashahn und keine Pipeline-"Pip" zu. Das Barrel Öl kostet aktuell um die 100USD, im Juni 2008 kostete es fast 150USD und zwischen Jänner 2011 und August 2014 war Rohöl nie unter 100USD (Durchschnitt 113) zu haben. Haben wir da jemals 2,20€ (ohne Staatsskonto) pro Liter Diesel oder Benzin bezahlt? Das ist alles krank ... so wie anscheinend auch viele dieser lieblichen Bienenvölker.

Mi., 04.05.2022 - 22:34 Permalink
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Martin Sitzmann Fr., 06.05.2022 - 09:33

Antwort auf von Klemens Riegler

Bin zu 100% Ihrer Meinung!
Wenn der Liter 2,20 € kosten würde, würden die Menschen etwas mehr nachdenken, bevor sie das Auto aus der Garage holen, die Produkte würden noch teurer und so mancher Luxusballast würde vielleicht endlich mal wegfallen. Ohne downsizing heizt der Planet immer weiter auf. Aber downsizing scheut die Wirtschaft wie der Teufel das Weihwasser!
Verzicht und Umorientierung sind Unwörter, wie mir scheint... lieber tourt die Landesspitze mit Marketing-Kampagnen zur Nachhaltigkeit durchs Land.

Fr., 06.05.2022 - 09:33 Permalink