Abschnitt mit Talblick
Foto: Oswald Stimpfl
Ausflug | Ausflug der Woche

Der Riffianer Waalweg

Noch sind die bei den bundesdeutschen Wanderkönigen so beliebten Waalwege nicht überlaufen – wir planen einen einfachen Ausflug.

Südtirol ist noch vom Corona-Lockdown (was für ein grässliches Kunstwort) geprägt, Urlaubsgäste aus dem Ausland sind rar, Italiener aus anderen Provinzen dürfen auch noch nicht anreisen, erst ab dem 6. Juni ist die Reisefreiheit innerhalb Italiens in Kraft. Die bei den bundesdeutschen Wanderkönigen so beliebten Waalwege sind also nicht überlaufen, so planen wir einen einfachen Ausflug über den Riffianer Waalweg.

Wo sich der Meraner Talkessel gegen Norden langsam verengt und sich die letzten Rebzeilen an den sonnigen Hängen entlangziehen, liegt am Eingang zum Passeiertal Riffian, ein viel besuchter Tiroler Marienwallfahrtsort. Oberhalb des Dorfes zieht sich der Riffianer Waalweg den Talhang entlang bis zum Nachbardorf Kuens hin. Die Verbindung mit einem etwas tiefer gelegenen Feldweg ergibt eine abwechslungsreiche Rundtour.

Der Riffianer Waalweg wird seinem Namen nur teilweise gerecht, da er nicht mehr an einem offenen Wasserkanal entlangführt. Das Wasser für den rund 3,5 km langen Waal wird auf etwa 1.000 m im Spronser Tal vom Finelebach abgeleitet. Der erste Abschnitt führt offen als Kuenser Waal bis zur Greitermühle, ab Kuens wurde der wasserführende Kanal durch eine unterirdische Rohrleitung ersetzt. Sein Wasser wird zur Bewässerung der Felder verwendet. Von Kuens bis Riffian verläuft auf dem nun verrohrten Waal der Riffianer Waalweg, in rund 600 m Höhe quert er schönen Mischwald, steile Hänge, führt an felsigen Stellen vorbei, flankiert Apfelanlagen und gewährt dabei immer wieder herrliche Ausblicke auf das Passeiertal und Riffian, das gegenüberliegende sonnenverwöhnte Schenna und die Gipfel von Ifinger und Hirzer. 

 

Zum Wegverlauf

Vom Parkplatz in Riffian gehen wir auf der Hauptstraße zum Hotel Kreuz, biegen dort links ab, dem Schild „Besinnungsweg“ folgend, biegen nach wenigen Schritten wiederum nach links, beim Haus der Sprengeldienste und dem Gemeindearzt, in den Valtmaunweg ab und wandern nun zwischen den Häusern und Apfelanlagen teils auf Feldwegen oder kaum befahrenen Zufahrtsstraßen talauswärts in Richtung Kuens. Wir kommen am Waldrand in das Valtmauntal, queren auf einem Waldsteig ein Bächlein und folgen der Zufahrtsstraße nach Kuens bis zur Einkehr Hilberkeller. Jetzt geht es auf der Autostraße kurz bergauf, wir gehen an der gotischen Kuenser Kirche, die abseits des Dorfes steht, vorbei, nehmen die Abzweigung des Hochbühlweges und biegen hier rechts in den ausgeschilderten Waalweg ein („Wallfahrtskirche“, „Waalweg“). Nach dem Ferienhaus „Appartement Waalweg“ taucht der Weg in Mischwald ein und verläuft angenehm eben taleinwärts. In Sichtweite der Wallfahrtskirche zweigen wir rechts ab („Wallfahrtskirche Riffian“). Die Kirchenbesichtigung ist für jeden Kunstinteressierten ein Muss! Anschließend steigen wir zur Passeirer Hauptstraße ab, in wenigen Minuten sind wir dann wieder am Ausgangspunkt angelangt.

Gehzeit 2 h, 195 Höhenmeter, Länge 4,2 km

 

Interessantes am Weg

 

Was hat der hl. Korbinian und sein Bär mit Kuens gemeinsam? 

Korbinian stammte aus dem Frankenreich. Im 8. Jh. unternahm er eine Pilgerreise nach Rom, kam dabei ins Passeiertal und gründete in Kuens ein Kloster und eine Kirche. Korbinian wird mit einem Bären, der ein Lastenbündel trägt, dargestellt. Der Legende nach soll auf der Pilgerfahrt ein Bär das Lasttier des Korbinian gerissen haben, worauf dieser ihm zur Strafe sein Gepäck aufbürdete und mit ihm nach Rom wanderte. Korbinian wirkte später auch als Bischof von Freising. So jedenfalls will es die Überlieferung. Korbinian ist Ortspatron und Mitpatron der Kirche, im Dorfwappen von Kuens und auf dem Altar der Kuenser Kirche ist Korbinian mit dem Bären dargestellt. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI., der Erzbischof von München und Freising war, trägt in seinem Papstwappen den Korbinian-Bären. Die Verbindung zu Freising ist auch durch den Hilberhof (mit dem Hilberkeller) dokumentiert, er war der Sitz der klösterlichen Güter- und Kellerverwalter in Kuens.

 

Die Wallfahrtskirche zu den Sieben Schmerzen Mariens in Riffian

Riffian zählt zu den ältesten Wallfahrtsorten Südtirols. Laut einer Legende entdeckte ein Bauer im Flussbett der Passer das nun hochverehrte Gnadenbild der schmerzhaften Gottesmutter, das am prunkvollen Hochaltar eingebaut wurde. Weitere Kunstschätze zieren die Kirche: eine Kreuzesdarstellung, ein marmorner Taufstein, Deckenfresken, bunte Glasfenster, der Grabstein eines Churer Bischofs u. a. Die nahe Friedhofskapelle birgt bedeutende gotische Fresken von Meister Wenzeslaus aus dem frühen 15. Jh. Sie zeigen u. a. den Mannaregen, musizierende Engel, das Goldene Kalb, die Kreuztragung, die Anbetung der Könige und die Flucht nach Ägypten.

Entlang des Waalweges wurde ein Besinnungsweg angelegt: Sieben Holzstelen des in München wirkenden Südtiroler Künstlers Hartmut Hintner nehmen das Thema der Sieben Schmerzen Mariens auf und übersetzen es in unsere Zeit.

 

Die Einkehr

Restaurant Hilberkeller

Gemütliches, großes Ausflugsgasthaus direkt am Wanderweg mit Terrasse, Gastgarten, rustikalem Kellerlokal, Kinderspielplatz. Große Speisekarte mit Salaten, Nudel- und Grillgerichten. Bei schönem Wetter wird im Freien gegrillt. Kuenserstraße 23, Kuens, Tel. 0473 240051, www.hilberkeller.eu, Di. Ruhetag.

Bar und Hofbrennerei Wezl

Jahrhundertealtes Straßenwirtshaus mit Patina an der Passeirer Talstraße. Gemalte Fensterlaibungen, blumengeschmückte Fenster und rankenden Weinreben an der Fassade. Kaffee und Imbisse, Spezialität sind die sortenreinen Grappas und Fruchtdestillate

Jaufenstraße 37, Riffian, Tel.:0473 241 075, Mobil: 335 818 9433. So Ruhetgag


 

Die Wanderung ist das ganze Jahr über möglich, auch im Winter bei Schneefreiheit.

Start: Riffian, 510 m. Anfahrt: Von Meran auf der Passieren Talstraße Richtung Jaufenpass bis Riffian, bald nach dem Dorfeingang beschilderter gebührenfreier Parkplatz links oberhalb der Straße.