Kultur | Salto Weekend

Schräge Oper

Heute wird in Japan der „Tag des Baumkuchens“ gefeiert, gestern wurde in Bozen die Oper „The Raven“ bejubelt. Zwei „japanische“ Genuss-Garantien im Dialog.
Schräge Plattform
Foto: Salto.bz

Kultureller Exkurs: Die beiden Bozner Opern-Daten zum Stück „The Raven“ (3. und 5. März) umklammern ein besonderes Datum, denn der 4. März ist in Japan ein Feiertag für ein Gebäck, welches unter dem nicht besonders japanischen Namen „Baumkuchen“ bekannt ist. Die Menschen, insbesondere in der Großstadt Kōbe, feiern heute die über 100-jährige Firmengeschichte des sogenannten „Spießkuchens“, den ein deutsches Ehepaar ins Land gebracht hat. Der weiche Kuchen gilt trotz seiner turbulenten Geschichte zu den beliebtesten Backwaren Japans.

Zeitgenössische Musik und die antike japanische Form des sogenannten -Theaters bilden hingegen die Rezeptur zur Oper The Raven, welche am 3. März in Bozen zur Aufführung kam und am 5. März (18 Uhr) ein letztes Mal zu sehen sein wird. Als Grundlage wählte der bekannte zeitgenössische Komponist Toshio Hosokawa das Gedicht Der Rabe von Edgar Allan Poe. Es erzählt die schaurige Begegnung eines verzweifelten Mannes mit einem Raben und gehört zu den bekanntessten Gedichten überhaupt. 
Hosokawa nimmt in seiner Musik Bezug zum Nō, eine Theater-Form die er schätzt, da , als anthropozentrisches Theater, den Menschen in den Mittelpunkt stellt, der im Dialog mit der Welt der Tiere und Pflanzen steht.
The Raven feiere 2012 in Brüssel Premiere. In der Inszenierung von Luca Veggetti wurde die Oper erfolgreich an der Gotham Chamber Opera in New York aufgeführt. Nun hat er das Stück für Bozen adaptiert. „Ich habe die Oper für diesen Raum konzipiert, lasse das Publikum Teil der Arbeit sein. Es ist hier viel intimer, als im Original.“ 

In der Aufführung verweben sich nicht nur verschiedene Kulturen, sondern vor allem: Tanz, Rezitation, Poesie und Musik.

Die anspruchsvolle Komposition wird vom Haydn Orchester von Bozen und Trient unter der Leitung des japanischen Dirigenten Yoichi Sugiyama umgesetzt. Gemeinsam betreten Dirigent und Orchester die dunkle Bühne im Gänsemarsch und bespielen den knapp 40 Minuten andauernden Dialog, den Mezzosopranistin Abigail Fischer und Tänzerin Alice Raffaelli auf einer schrägen Plattform führen. Luca gibt dir sehr präzise Flächen und Räume vor” meint die junge Tänzerin Alice Raffaelli im Vorgespräch. In diesem Fall war es für mich etwas ungewohnt, auf dieser schiefen Plattform zu tanzen. Ich musste meinen Körper darauf einstellen, damit dieser auf der speziellen Bühne bestehen kann. Aber es ist ein großes Vergnügen darauf zu tanzen, denn es ist ein sehr schönes Objekt.”

Zur Einleitung spielt der Flötist Manuel Zurria eine passendes Atem-Lied von Toshio Hosokawa. Zwischenapplaus erlaubt!
Dann folgt die zeitgenössische Oper, minimalistisch, düster und im -Stil inszeniert. „Im Nō wird die Grenze überschritten, zwischen dem Hier und Jetzt und einem anderen Universum“ sagt Veggetti.

Was will man mehr? Baumkuchen!