Politik | Sarntal

Selbst ist der Sekretär

Warum die Opposition im Sarntal den Gemeindesekretär aufs Korn nimmt.
Sarner
Foto: Südtirolfoto/Helmuth Rier

In der Politik muss nicht immer alles todernst genommen werden. Davon ist Thomas Rauch überzeugt. Er sitzt für die Sarner Bürgerliste im Gemeinderat von Sarntal und nimmt seine Rolle als Oppositionsvertreter sehr genau. Mit Argusaugen beobachten Rauch und seine Mitstreiter die Gebaren von Bürgermeister Franz Locher und seiner SVP – daher ist ihnen auch der Entscheid Nr. 60/2017 nicht entgangen. “Wir haben nicht schlecht gestaunt”, gesteht Rauch, “aber dann auch wieder nicht, weil, wer die Person, um die es in dem Entscheid geht, kennt, kann eigentlich nur schmunzeln”.

Besagte Person ist der Generalsekretär der Gemeinde Sarntal. Vor nicht allzu langer Zeit wurde seinem Privatauto, das er für eine Dienstfahrt verwendet hatte, in einer Parkgarage in Bozen ein Blechschaden zugefügt. Den die Versicherung auf exakt 689,92 Euro bezifferte. Bei der Vergütung des Schadens durch die Kaskoversicherung der Gemeinde behielt die Agentur einen Selbstbehalt von 250 Euro ein. Diese Summe hätte der Gemeindesekretär aus eigener Tasche berappen müssen. Doch am 30. März flatterte ein Ansuchen um Rückerstattung des Selbstbehalts in der Höhe von 249,98 Euro bei der Gemeindeveraltung ein – die diese noch am selben Tag genehmigt. Eine völlig korrekte Vorgehensweise, denn laut Art. 11 des geltenden Bereichsabkommens für Führungskräfte der Gemeinden kann der Selbstbehalt rückerstattet werden.

Was bei der Sarner Bürgerliste nun für erstaunte Gesichter sorgt, ist die Tatsache, dass jemand, “von dem man weiß, dass er neben Gehalt, Zulagen und Prämien sehr gut verdient, um diese Rückerstattung angesucht hat”. Die Ironie, die in Thomas Rauchs Stimme mitschwingt, ist kaum zu überhören – “und ich meine das auch ironisch”, gesteht er. Denn der Gemeindesekretär gilt im Sarntal als sehr sparsame, ja sogar knausrige Person. “Wenn er zum Kaffee eingeladen wird, bestellt er sich immer einen Cappuccino”, wird im Tal berichtet. Dass er davon abgesehen gute Arbeit für die Gemeinde leistet, stellt Thomas Rauch nicht in Frage. Allerdings empfiehlt er dem Gemeindesekretär, bei Dienstfahrten künftig auf eines der beiden Gemeindefahrzeuge oder die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen – auch wenn diese nicht den Luxus und den Status seines Privatautos böten. “Berechnungen unsererseits haben ergeben, dass der ‘Herr der Audi-Ringe’ mit dem ausbezahlten Selbstbehalt laut aktuellem Tarifstand 71 Einzelfahrkarten von Sarnthein nach Bozen mit den öffentlichen Linienbussen hätte lösen können”, schreibt die Sarner Bürgerliste, die den Sarner Bürgern diese kleine Posse aus den Gemeindestuben natürlich nicht vorenthalten will, auf Facebook. Auch wenn die Geschichte mit einer gehörigen Portion Ironie versehen ist – man darf nämlich auch in der Politik ab und zu einmal schmunzeln