Gesellschaft | Pilgerweg

Hoch und Heilig #2

2. Tag: Der Sehnsucht auf der Spur.
Hinweis: Das ist ein bezahlter Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: ©Martin Schönegger

Tag 2: St. Korbinian - Dapra Kreuz - Kofelpass - Maria Luggau

Nach dem ersten Wandertag sind wir gestern Abend erschöpft ins Bett gefallen. Wir haben wunderbar geschlafen und heute nach dem Frühstück ist der Muskelkater auch fast vergessen.

Wir brechen früh auf, denn uns erwarten heute insgesamt 19 Kilometer Wegstrecke in mittlerer Schwierigkeit und wir werden voraussichtlich 7 Stunden Gehzeit brauchen. Wir starten von Thal in Richtung Süden und überqueren beim Sägewerk die Drau. Hier nehmen wir einen Forstweg in östliche Richtung und dann die Abzweigung Richtung Koflpass (Weg Nr. 212, 213). Wir laufen uns langsam ein,  zum Koflpass dauert der Anstieg zirka eine Stunde und führt durch einen lichten Kiefernwald. Im Schatten der Bäume ist es noch recht kühl und die Luft riecht nach feuchten Kiefernnadeln. Dort, wo die Sonne auf den feuchten Boden strahlt, steigt ein bisschen Dampf auf. Manche meiner Weggefährten unterhalten sich munter, andere sind noch gar nicht richtig wach und gehen ruhig vor sich hin. Wir erreichen bald unseren ersten Rastpunkt beim Dapra-Kreuz.
 

 

Nach einer kurzen Pause geht es weiter entlang der Schlucht des Leisacher Almbaches. Wir gehen taleinwärts bis zur Abzweigung, die zum Kofelpass hinaufführt. Das letzte Stück des Anstiegs führt über Geröll und gesicherte Steige, dann erreichen wir die schöne Hochebene der Leisacher Alm. Hier erreichen wir den höchsten Punkt unserer heutigen Etappe: den Kofelpass auf 1.880 Metern. Hier rasten wir und schnaufen durch, während unser Blick über die fantastische Aussicht schweift.

Wir machen Brotzeit am Kofelpass und genießen die Sonne. Dann brechen wir wieder auf und gehen über einen langgezogenen breiten Forstweg bergab in Richtung Lotteralm. Wir überqueren den Eggenbach und wandern auf dem Weg Nr. 27, 212 in Richtung Guggenberg. Die ursprünglich erhaltene Kulturlandschaft, die uns umgibt, ist der harten Arbeit der lokalen Bergbauern zu verdanken.

Direkt am Wegesrand in Guggenberg liegt die erst vor ein paar Jahren errichtete St. Anna Kapelle, in der ein Altar von Helmut Millonig zu sehen ist.

Wer möchte, kann hier in stiller Einkehr über das spirituelle Thema meditieren, das den Pilgern für diese Etappe vorgeschlagen wird: „Auf den Spuren der Sehnsucht“. Es ist eine Aufforderung in sich hineinzuhorchen: Warum habe ich mir gerade diese Unternehmung vorgenommen? Was suche ich? Was wünsche ich mir? Welche Wünsche haben sich in meinem Leben bereits erfüllt?

 

 

Mit diesen Gedanken machen wir uns wieder auf den Weg und erreichen schließlich das Ziel unserer heutigen Etappe: die Basilika in Maria Luggau.

Die beliebte Wallfahrtsbasilika wurde 1513 eingeweiht und gehört zu einem Servitenkloster, in dem es auch ein Exerzitien-, Bildungs- und Gästehaus gibt.

Jedes Jahr kommen zu den Marienfesten im Herbst über 60 Gruppen organisierter Wallfahrer aus Kärnten, Slowenien, Italien und Osttirol nach Maria Luggau. In langen Fußmärschen kommen sie aus verschiedenen Richtungen, dazu Musikkapellen in schöner Tracht.

 

 

An diesen Tagen ist Maria Luggau bunt und festlich, man spürt mitreißende und lebendige Tradition. Aber wenn man davon Abstand nimmt und sich umsieht, versteht man, warum das Kloster damals gerade hier an diesem Ort errichtet worden ist. Es ist ein besonderer Ort der Stille, an dem man auch als einfacher Wanderer ohne jegliche Pilgerabsicht Kraft tanken kann.

 

 

 

 

In Zusammenarbeit mit Hoch und Heilig
Texte von Hoch und Heilig und Lucia De Paulis

 

Gefördert wird das Projekt durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Interreg-V-A Italien-Österreich 2014-2020.